Eberhard Fohrer

Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag


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Blü­te­zeit im 17. Jh., Maß­stab 1:500. Per Knopf­druck kann man sich die ein­zel­nen Bauten und Se­hens­wür­dig­keiten mit Punkt­schein­wer­fern erhellen las­sen.

      Saal der Töpferwaren: Keramik von der Archaik über Byzanz bis zu vene­ziani­schen, ara­bi­schen und türkischen Stücken.

      Frühbyzantinische, spätbyzan­tini­sche und venezianische Sammlung: Reliefs, Mosaike, Grabsteine, Skulp­turen, Kapi­telle, Inschrif­ten, Wappen u. m., vieles aus Marmor.

      Münzsammlung: Umfassende Samm­lung von der frühchristlichen Zeit (5. Jh.) bis heu­te, Mün­zen, Me­daillen, Banknoten usw.

      Byzantinische Kapelle: Rekonstruk­tion der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Panagía-Kapelle aus Kardoulianós (bei Kastélli) mit Gewölbe­fresken des 16. Jh.

      Saal Doménikos Theotokópoulos: Ne­ben liturgischen Geräten und Ikonen aus by­zan­tinischer und nach­byzanti­ni­scher Zeit hän­gen hier zwei Original­gemälde von El Gre­co: „Taufe Christi“ (1567) und „Blick auf den Berg Si­nai mit Ka­tha­ri­nen­kloster“ (1570).

      Historische Sammlung (1669-1913): Die osmanische Epoche ist mit religiö­sen wie säkularen Relikten ver­treten, z. B. Wand­in­schriften, Orna­mente, Ar­chi­tek­tur­objekte und Urkunden.

      Aus­führ­lich thematisiert wird der kre­tische Freiheitskampf im 19. Jh.: Ge­mälde und Fotos der Re­vo­lu­tions­füh­rer, Waf­fen der damaligen Zeit, au­ßer­dem eine histo­rische Flagge mit der be­rühm­ten Parole „éno­sis í thánatos“ - Ver­ei­ni­gung mit dem grie­chi­schen Mut­ter­land oder Tod! Dazu der Schreib­tisch, die Uni­form und das Gemälde Prinz Georgs von Grie­chen­land. Er war der Bru­der des Kö­nigs von Grie­chen­land und wur­de nach der Be­freiung von den Türken 1898 von den Groß­mächten als Hoch­kom­mis­sar über Kre­ta eingesetzt.

      Zweiter Welt­krieg: Effektvoll platziert hän­gen hier groß­for­matige Fotos von der Schlacht um Kre­ta zwischen briti­schen Ver­teidigern und deut­schen Fall­schirm­sprin­gern und der an­schlie­ßen­den Beset­zung der Insel. Historische Film­ausschnitte ge­ben ein­drucksvolle Ein­blicke in die Zeit, dazu gibt es Uten­silien, wie z. B. Fall­schirm und Ver­pfle­gungssack der An­grei­fer, außerdem Waf­fen und Hab­selig­kei­ten von Solda­ten und kretischen Partisa­nen.

      Saal Emmanouíl Tsouderós: Das Ar­beits­zimmer des aus Kreta stam­menden Pre­mier­mi­nis­ters und Gelehr­ten (1882-1956) mit vie­len wert­vol­len Do­ku­men­ten, u. a. Brie­fe von Chur­chill, de Gaulle und Roo­se­velt.

      Saal Níkos Kazantzákis: Höchst ein­drucksvoll ist das Ar­beits­zim­mer von Kazan­t­zá­kis, in dem er von 1948 bis 57 in An­ti­bes (Süd­frank­reich) schrieb. Mit den Ori­gi­nal­mö­beln wur­de es exakt nach­gestal­tet. Schlicht, fast spart­a­nisch wirkt es - gro­ße Bü­cher­re­ga­le, Schreib­tisch und Stuhl, dazu per­sön­liche Stü­cke des Dich­ters. Im Vor­raum Ma­nu­skrip­te, Druck­fahnen und Erst­aus­ga­ben seiner Wer­ke in zahlrei­chen Spra­chen.

      Ethnografische Sammlung: Den Schluss­punkt setzt eine Kollektion kre­ti­scher Web­ar­beiten - Trachten, leu­ch­tend bun­te Tep­pi­che, Spitzen, Sticke­reien und di­verser Haus­rat. Frauen­figuren tra­gen die Trachten von Anógia und Kritsá, bei­des Orte, die für ihre jahr­hundertlange Hand­ar­beitstradition berühmt sind. Inmit­ten der Websachen hängt auch eine Vi­tri­ne mit wun­der­schön ge­schnitzten Lyren, den ty­pi­schen Sai­ten­ins­trumenten Kre­tas, dazu er­tönt die Lyra von Ross Daly (→ Link). Wei­terhin gibt es zahl­reiche historische Fotos und die Re­kons­truk­tion ei­nes tra­di­tionel­len bäu­er­li­chen Wohn­raums mit Originaldecke, Bett, Web­stuhl und Kamin.

      Das 1998 von der Universität eröff­nete Mu­seum hat seinen Platz in einem frü­he­ren Elektrizitätswerk an der Sofokli Venizelou Avenue direkt am Meer (Karte), man erkennt es schon von Weitem an sei­nem grü­nen Dach. Das Gezeigte wirkt ein wenig bruch­stück­haft, vor allem Kin­der werden aber ihren Spaß haben.

      Kernbereich des Museums sind die lebensgroßen Dioramen, die dem Besu­cher die Flora und Fau­na Kretas, des griechischen Festlands und des Meeres na­he brin­gen. Dar­ge­stellt werden die Lebens­räume Phrygana, Macchia, Wälder, Nass­ge­biete, Höhlen, Ber­ge, felsige und sandige Küsten sowie ihre jewei­ligen tie­ri­schen Be­wohner als Original­präpa­rate, z. B. die „Rana creten­sis“, ein en­de­mi­scher See­frosch, ver­schie­dene Geckos, die Balkani­sche grü­ne Eid­echse (die größ­te kre­ti­sche Eid­echse), mehrere Schlan­gen- und Skor­pi­on­arten, aber auch zahl­rei­che Vö­gel und Fi­sche und die be­kannten Mönchs­robben „Monachus monachus“, von de­nen noch geschätzte 600 Exem­plare existieren, die meisten in der Ägäis. Ergänzend gibt es auch einige Ter­rarien mit le­ben­den „Objekten“, vor allem ein­hei­mischen Ech­sen (Schlan­gen, Ei­dech­sen, Skinke).

      Kinder beeindrucken sicherlich vor allem die animierten Dinosaurier­modelle im Un­tergeschoss, die z. T. furcht­erregende Laute von sich geben, sowie der Urelefant „Deinotherium Gigan­teum“, von dem Fossilien auf Kreta entdeckt wurden.

      Eben­falls im Untergeschoss wird in einem nachgebauten Klassenzimmer ein Erdbeben si­mu­liert - bekannter­maßen ist Kreta stark erdbeben­gefähr­det. Schul­klas­sen fin­den sich hier oft ein, denn in diesem Klassen­zimmer kann den Schülern gut vermit­telt wer­den, wie man sich bei einem Beben ver­halten muss. Im „Discovery Center“ können die kleinen Forscher dann noch Wasserschild­kröten beob­achten und im Sand nach Dino-Knochen buddeln.

      In einem großen Seitenraum im Erd­geschoss finden zudem jährlich wech­selnde Aus­stellungen statt.

      ♦ Mo-Fr 9-17, Sa/So 10-18 Uhr, Eintritt ca. 7,50 €, 4-18 u. über 65 J. 4,50 €. Tel. 2810-324366, www.nhmc.uoc.gr.

      Der Innenbereich der ehe­mali­gen Klos­terkirche am Ekateríni-Platz (→ Link) ist schlicht und stilsicher ge­staltet. Das Museum widmet sich hauptsächlich der Iko­nen­kunst des 15. und 16. Jh., wo­bei die Stücke von Ángelos Akontátos aus dem frü­hen 15. Jh. einen gro­ßen Raum einnehmen. Die wich­tigs­ten Werke sind jedoch die in einem ex­ponierten Rundbau in der Mitte aus­ge­stellten sechs Gemälde von Mi­chaíl Damas­kinós, ei­nem der bedeu­tendsten Schüler der sog. „Kretischen Schule“ (→ Ka­s­ten), dem über hundert Ikonen zugeschrie­ben werden. Er arbei­te­te in der zwei­ten Hälfte des 16. Jh. u. a. in Venedig und brach­te von dort völlig neue Mal­tech­ni­ken auf die Insel Kreta. Virtuos kom­bi­nierte er das neue perspek­ti­vi­sche Raum­gefühl und den le­ben­digen Na­tu­ra­lis­mus der ita­lie­ni­schen Früh­renais­sance mit byzan­ti­nischen und kre­ti­schen Sti­lelemen­ten, deren For­men­ka­non seit Jahr­hun­derten festgelegt war. Ergänzt wird die Samm­lung durch venezianische Skulp­turen und religiöse Artefakte (Ge­wän­der, frühe Buchdru­cke, Manu­skripte usw.).

      ♦ April bis Okt. tägl. 9.30-19.30 Uhr, übrige Zeit 9.30-18 Uhr, Eintritt ca. 4 €, unter 18 J. frei. Tel. 2810-336316.

       Kretische Schule

      Als Konstantinopel 1453 von den Türken erobert wurde, flüch­te­ten viele Wis­senschaftler und Künstler aus dem Zentrum der öst­lichen Welt nach Irá­k­lion. Sie begründeten auf der venezianisch beherrschten Insel die sog. Kretische Renaissance, die erst durch die türkische Eroberung im 17. Jh. jäh un­terbrochen wurde. Die Agía-Ekateríni-Kirche wurde 1555 er­baut