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Grundbegriffe der Philosophie


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nannte er »analytisch«, Letztere »synthetisch«. Da diese ErklärungErklärung auf Subjekt-PrädikatPrädikat-Sätze eingeschränkt ist, war seit KantKant, Immanuel umstritten, wie eine allgemeine Definition lauten muss. Gottlob FregesFrege, Gottlob (Grundlagen der Arithmetik, 1884) einflussreichem Vorschlag zufolge ist ein Satz genau dann a., wenn er sich durch Austausch synonymer Ausdrücke in eine logische WahrheitWahrheit (→LogikLogik) umwandeln lässt. So lässt sich der Satz ›Alle Junggesellen sind Männer‹ durch Austausch von ›Junggeselle‹ durch ›unverheirateter Mann‹ in die logische WahrheitWahrheit ›Alle unverheirateten Männer sind Männer‹ überführen.analytischsynthetisch

      Für den logischen EmpirismusEmpirismus (→Empirismus, PositivismusPositivismus) war die Unterscheidung zwischen a. und s. Sätzen [28]fundamental. Die logischen Empiristen führten die →NotwendigkeitNotwendigkeit und den →A-prioria priori-Charakter der Sätze der LogikLogik, MathematikMathematik und PhilosophiePhilosophie auf deren Analytizität zurück (Alfred AyerAyer, Alfred, Language, Truth and Logic, 1936, dt. 1970). Sie hielten →MetaphysikMetaphysik für sinnlos, da metaphysische Sätze weder s. noch a. seien (Rudolf Carnap, »Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache«, in: Erkenntnis 2, 1931). Dazu erklärten sie die besondere Stellung der PhilosophiePhilosophie dadurch, dass Philosophen anders als Naturwissenschaftler durch BegriffBegriffsanalyse a. WahrheitWahrheiten ermitteln. Verwandte Ansichten finden sich bei Ludwig WittgensteinWittgenstein, Ludwig (Friedrich Waismann, The Principles of Linguistic Philosophy, 1965; →Analytische Philosophie).analytischsynthetisch

      Willard V. O. QuineQuine, Willard V. O.s »Two Dogmas of Empiricism« (in: The Philosophical Review 60, 1951) stellte diese Ideen radikal und einflussreich in Frage. Quine argumentierte, dass sich der Begriff der Analytizität nicht empirisch informativ erklärenErklärung lasse und kein Satz gegen empirischeEmpirie Widerlegung gefeit sei. Er folgerte, dass die Unterscheidung zwischen a. und s. Sätzen unhaltbar und das logisch-empiristische Bild von Bedeutung, WissenWissen und ErfahrungErfahrung falsch sei. In der Folge QuineQuine, Willard V. O.s lehnen viele Philosophen die Unterscheidung ab, weisen jede Form der BegriffBegriffsanalyse als philosophische Methode zurück und verstehen PhilosophiePhilosophie als analog zu den NaturwissenschaftenNaturwissenschaften (→NaturalismusNaturalismus).analytischsynthetisch

      Zeitgenössische Philosophen betrachten Quines Argumente vermehrt als wenig überzeugend, und a. Sätze werden, ebenso wie philosophische BegriffBegriffsanalyse, wieder breiter akzeptiert (Paul BoghossianBoghossian, Paul, David LewisLewis, David, Frank JacksonJackson, Frank). Anders als die logischen EmpiristenEmpirismus denken [29]wenige der heutigen Anhänger a. Sätze, dass NotwendigkeitNotwendigkeit und Aprioritäta priori generell auf Analytizität beruhen oder dass die Sätze der MathematikMathematik a. sind.analytischsynthetisch

      Christian Nimtz

      Joachim Horvarth: [Art.] Analytizität. In: Nikola Kompa (Hrsg.): Handbuch Sprachphilosophie. Stuttgart 2015. S. 309–317.

      Cory Juhl / Eric Loomis: [Art.] Analytic Truth. In: Gillian Russell / Delia Graff Fara (Hrsg.): Routledge Companion to Philosophy of Language. New York 2012. S. 241 f.

      Albert Newen / Joachim Horvarth: Apriorität und Analytizität. Eine Textsammlung von John Locke bis zur Gegenwart. Münster 2007.

      Analytische Philosophie

      Die A. P.Analytische Philosophie ist eine der einflussreichsten Richtungen der Gegenwartsphilosophie. Entgegen verbreiteter Annahmen ist sie keine durch thematische, doktrinäre oder methodologische Ideen zusammengehaltene Schule, sondern eine lose und weitverzweigte philosophische Strömung, welche die zeitgenössische philosophische Diskussion insbesondere im angelsächs. Sprachraum prägt. Analytische Philosophie

      Die A. P. hat zwei Wurzeln, die in das 19. Jh. zurückreichen: (1) Bei der logischen Analyse im Anschluss an Gottlob FregeFrege, Gottlob und Bertrand RussellRussell, Bertrand werden Sätze mittels formaler Kunstsprachen (→LogikLogik) so paraphrasiert, dass ihre logischen Beziehungen deutlich zutage treten. Die logische Analyse zielt darauf, die von der grammatischen Oberflächenstruktur verdeckte ›logische Form‹ der zu [30]analysierenden Sätze aufzudecken und durch ›Weganalysieren‹ problematischer Ausdrücke im Satzkontext – paradigmatisch ausgeführt in RussellRussell, Bertrands Theorie der Kennzeichnungen (»On Denoting«, in: Mind 14, 1905) – unnötige ExistenzExistenzannahmen zu vermeiden (→OntologieOntologie). (2) Die Begriffsanalyse, wie sie beispielhaft George Edward MooreMoore, George Edward (Principia Ethica, 1903) betrieb, beruht auf der Annahme, philosophische Fragen ließen sich nicht unmittelbar beantworten, sondern müssten zunächst dadurch hinterfragt und geklärt werden, dass man die in ihnen auftauchenden →BegriffBegriffe in ihre Bestandteile zerlegt und analysiert und so definiert. Sowohl logische als auch begriffliche Analyse dienen nicht nur propädeutischen Zwecken, sondern sollen zur Lösung traditioneller philosophischer Probleme beitragen. Analytische Philosophie

      Mit Ludwig WittgensteinWittgenstein, Ludwigs Tractatus logico-philosophicus (1921) begann die oft mit der A. P. assoziierte Wende zur →SpracheSprache (linguistic turn). Künstliche ZeichenZeichensysteme decken, so Wittgenstein, Strukturen auf, die jede SpracheSprache besitzen muss, um die WirklichkeitWirklichkeit abbilden zu können. Legitime Philosophie ist laut WittgensteinWittgenstein, Ludwig »Sprachkritik«. Im Gegensatz zu den NaturwissenschaftenNaturwissenschaften stellt sie selbst keine Sätze über die WirklichkeitWirklichkeit auf, sondern klärt durch logische und begriffliche Analyse den Sinn nichtphilosophischer Sätze. Dabei soll sich zugleich herausstellen, dass die →MetaphysikMetaphysik nur Pseudo-Fragen durch ›Scheinsätze‹ beantwortet. Analytische Philosophie

      Diese Idee beeinflusste die logischen EmpiristenEmpirismus (→Positivismus). Für sie sind metaphysische Sätze unsinnig, da diese im Gegensatz zu LogikLogik und MathematikMathematik nicht analytischanalytisch sind und sich im Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Sätzen durch ErfahrungErfahrung nicht überprüfen lassen. Die [31]Philosophie wird zur ›LogikLogik der WissenschaftWissenschaften‹ (Rudolf CarnapCarnap, Rudolf, Logische Syntax der Sprache, 1934); sie reduziert alle sinnvollen Sätze auf solche, die sich ausschließlich auf private Sinnesdaten bzw. physikalische Phänomene beziehen. Analytische Philosophie

      Die logischen EmpiristenEmpirismus prägten Stil und Interessen der A. P. entscheidend mit, gaben aber ihre MetaphysikMetaphysikkritik schrittweise auf. Das Projekt der reduktiven Analyse wurde zudem vom späten Wittgenstein (Philosophische Untersuchungen, 1953) und der von ihm beeinflussten ›Philosophie der Normalen SpracheSprache‹ (Gilbert RyleRyle, Gilbert, John L. AustinAustin, John L., Peter StrawsonStrawson, Peter) in Frage gestellt. Gemäß dieser begriffsanalytischanalytischen Strömung gibt es weder eine philosophisch ›ideale SpracheSprache‹ noch logischeLogik Strukturen, die sich durch Analyse natürlicher SpracheSprachen entdecken lassen. Stattdessen werden philosophische Probleme durch die Beschreibung des Gebrauchs und der begrifflichen Zusammenhänge der in natürlichen Sprachen auftretenden Ausdrücke geklärt. Analytische Philosophie

      Im Gegensatz sowohl zum logischen EmpirismusEmpirismus als auch zur BegriffBegriffsanalyse bezweifelte Willard V. O. QuineQuine, Willard V. O., dass man überhaupt zwischen analytischanalytischen Sätzen der Philosophie und synthetischen Sätzen der Naturwissenschaften unterscheiden kann (→analytisch/synthetisch). Im Gefolge QuineQuine, Willard V. O.s hängen viele zeitgenössische Analytiker einem →NaturalismusNaturalismus an und vertreten die Auffassung, die PhilosophiePhilosophie sei lediglich ein Teil bzw. Anhängsel der empirischenEmpirie WissenschaftWissenschaften. Andere glauben, auf der Grundlage von Saul KripkesKripke, Saul (Naming and Necessity, 1980) essenzialistischer MetaphysikMetaphysik könne die A. P. autonome Einsichten in das →WesenWesen der WeltWelt liefern. Die Wende zur SpracheSprache [32]ist durch zwei jüngere Entwicklungen noch weiter rückgängig gemacht worden: Vertreter der ›kognitiven Revolution‹, wie z. B. Jerry FodorFodor, Jerry (Psychosemantics, 1987), suchen den Schlüssel zum Verständnis von SpracheSprache und →GeistGeist nicht mehr in intersubjektiv zugänglichem Verhalten, sondern im Geist bzw. Gehirn von IndividuenIndividuum. Schließlich wurde die Beschränkung der MoralMoralphilosophie (→Moral) auf die ›meta-ethische‹ Analyse moralischer Begriffe und Aussagen aufgehoben, so dass