Mesut L.

Wedding 65, dritter Hinterhof


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schöne Zeit, ein Miteinander, bis ihr dann eine eigene Wohnung zugewiesen wurde: Soldiner Straße 70, Parterre, dritter Hinterhof.

      Arbeit fand sie bei Siemens-Bosch in der Gartenfelder Straße in Spandau. Ihr Meister, Herr Meier, empfing sie freundlich und wies sie in ihre Arbeit ein. Sie arbeitete fleißig in der Kabelmontage, von Beginn an bis zum Schluss im Akkord. Deutsch konnte sie anfangs noch nicht, und sie brauchte es für die Arbeit auch nicht. Einige ihrer Kollegen waren Gastarbeiter aus Jugoslawien und sie eignete sich deren Sprache an. Später lernte sie arabische Mitbürger kennen, unter ihnen auch Flüchtlinge aus dem Libanon, und eignete sich von ihnen auch etwas Arabisch an. Damals gab es noch keine Handys, ein Telefon war schon äußerster Luxus. Den Kontakt zu ihrer Familie hielt meine Mutter brieflich.

      Eines Tages kam ein Telegramm: Deine Mutter ist verstorben. Komm sofort in die Türkei. Ihre Hände zitterten, sie fiel auf die Knie, erzählte es stotternd Herrn Meier:

      »Bitte, ich muss …«

      Er beruhigte sie: Kein Problem, sie sei immer so fleißig gewesen und solle sich nicht aufregen. Meine Mutter flog in die Türkei, und in Adapazarı angekommen, traf sie auf einen Nachbarn. Der wirkte so fröhlich, als wenn nichts geschehen wäre.

      »Hast du nicht gehört, dass meine Mutter gestorben ist?«, fragte sie ihn. »Was kannst du mir davon berichten?«

      Er antwortete:

      »Ja, wer das erlebt, kann davon berichten. Entschuldigung, von wem hast du das gehört? Deine Mutter habe ich gerade gesehen, mit zwei Gänsen auf dem Rücken ist sie an mir vorbeigelaufen.«

      Meine Mutter wollte es noch nicht glauben. Als sie zu ihrem Elternhaus kam – ich habe es gesehen: eine kleine Baracke, Wasser und WC auf dem Hof –, machte ihre Mutter die Tür auf. Sie fielen sich in die Arme, weinten, und meine Mutter wusste immer noch nicht, was eigentlich passiert ist.

      »Wir müssen reden«, sagte meine Großmutter. »Wir mussten es so hart machen, weil wir wissen, was für ein starker Mensch du bist. Für niemanden außer deiner Mutter würdest du deine Arbeit und deine Verantwortung liegen lassen.«

      Die Geschichte dahinter war folgende: Meine Tante hatte einen Mann geheiratet, dessen Bruder gerade vom Militär zurückgekommen war und eine Frau suchte. Sie meinten, meine Mutter Safiye könnte eine Superfrau für ihn sein. Die hatten schon alles beschlossen. Meine Mutter rastete aus, machte richtig Ärger bei ihrer Schwester, sie wollte das nicht akzeptieren. Die anderen sagten, sie solle sich erst mal beruhigen, sei doch gerade erst angekommen, und wechselten das Thema. Nach ein, zwei Tagen kam der Schwager, der der Mann meiner Mutter werden sollte. Sie saßen und machten Small Talk, alles in Anwesenheit der Familie. Kein Spaziergang zu zweit, kein Kino, nicht mal kurz einen Kaffee oder Tee trinken. Mein späterer Vater Yaşar – das heißt: Er wird leben – fand meine Mutter ganz gut, und meine Mutter fügte sich nach dem Motto: »Wenn die Älteren das für gut halten, sag ich auch okay«. Man sagt ja, tatli yiyip tatli konuşalim, lasst uns Süßes essen, damit wir süß miteinander sprechen. Damals wurden die Ehen so eingegangen. Bevor eine Hand die andere berührt. Was die Eltern beschließen, ist Gebot. Sie wissen schon, was gut für dich ist.

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