Ben Godde

Einführung Gerontopsychologie


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      – Mögliche Dropouteffekte

      Sequenz-Kohorten-Studie

      + Kontrolle für Kohorteneffekte

      + Erlaubt längs- und querschnittliche Vergleiche

      – Zeit- und kostenaufwendig

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      Seattle Longitudinal Study

      Die Seattle Longitudinal Study wurde im Jahre 1956 von Karl Warner Schaie initiiert und ist eine der größtes Studien weltweit, die sich in einem sequenziellen Kohortendesign mit der kognitiven und psychologischen Entwicklung über die Lebensspanne beschäftigt. Die Ausgangsstichprobe umfasste 500 Teilnehmer im Alter zwischen 20 und 60 Jahren. Alle 7 Jahre werden die Teilnehmer erneut zu Befragungen und Untersuchungen eingeladen. Da altersbedingt und aus anderen Gründen immer wieder Teilnehmer ausscheiden, werden zu jeder Welle auch wieder neue Teilnehmer rekrutiert. So haben bis heute über 6000 Menschen zwischen 20 und 101 Jahren an der immer noch laufenden Studie teilgenommen.

      Datentypen

      Daten werden dahingehend unterschieden, ob sie individuell oder aggregiert erhoben und interpretiert werden, ob es sich um Primär- oder Sekundärdaten handelt und ob sie durch Selbst- oder Fremdbeurteilung bzw. -beobachtung gewonnen werden. Des Weiteren werden qualitative und quantitative Daten unterschieden.

      Individualdaten und Aggregatdaten

      Individualdaten geben sehr spezifisch Auskunft über ein Individuum. Ihr Nachteil ist, dass sie in der Regel keine Verallgemeinerung erlauben. Aggregatdaten sind hingegen gemittelte Daten über eine Gruppe von Personen mit bestimmten Merkmalen (z. B. Personen gleichen Alters). Dabei treten individuelle Unterschiede in den Hintergrund.

      Primär- und Sekundärdaten

      Unter Primärdaten versteht man diejenigen Daten, die im Rahmen einer Studie oder Befragung nur für diesen Zweck erhoben werden. Häufig werden diese Daten jedoch in einer größeren Datenbank zusammen mit Primärdaten aus anderen Studien gespeichert und zusammengeführt. Diese sogenannten Sekundärdaten können dann als Datenbasis für weiterführende oder völlig neue Studien dienen.

      Selbst- und Fremdbeurteilung

      Für ein Experiment oder eine Studie macht es einen Unterschied, ob die Daten vom Befragten/Untersuchten selbst berichtet werden, oder ob sie vom Studienleiter durch Beobachtung oder über spezifische Tests im Experiment gewonnen werden. So spiegeln objektive Gesundheitsdaten nicht immer den subjektiven Gesundheitszustand wider. Selbst- und Fremdbeurteilung haben Vor- und Nachteile. Einige Daten, z. B. Fragen nach dem subjektiven Erleben, können nur mittels Selbstbeurteilung erfasst werden. Ein Nachteil der Selbstbeurteilung ist jedoch, dass es nicht immer zuverlässig möglich ist, Auskunft zu geben. Dies trifft z. B. bei der Untersuchung unbewusster Prozesse zu. Selbstreporte haben auch den Nachteil, dass ihre Richtigkeit oder Genauigkeit nicht leicht nachzuprüfen ist. Antworten können durch falsche Erinnerungen oder durch den Wunsch, die „richtige“ oder eine vermutlich vom Interviewer gewünschte Antwort zu geben, verfälscht werden („soziale Erwünschtheit“).

      Fremdbeurteilung liefert in der Regel objektivere und zuverlässigere Daten. Fremdbeurteilung ist aber nicht bei allen Fragestellungen ausreichend, z. B. wenn das subjektive Erleben von Interesse ist. Zur Fremdbeurteilung kann neben dem Messen von objektiven Daten (z. B. Größe oder Gewicht) auch die Befragung von Personen gehören, die den Teilnehmer/die Teilnehmerin gut kennen. Oft kann eine Kombination von Selbst- und Fremdbeurteilung sinnvoll sein.

      Qualitative und quantitative Daten

      Qualitative Verfahren haben vorrangig das Ziel, die gesamte Bandbreite an Meinungen, Sichtweisen und Erfahrungen zu erfassen. Qualitative Daten lassen sich nicht direkt numerisch ausdrücken, sondern werden in der Regel in schriftlicher oder audiovisueller Form erhoben und tragen konkrete Bedeutungen. Hierbei sind die Antworten nicht durch den Experimentator vorgegeben, sondern müssen anschließend in aufwendigen Verfahren standardisiert und zu Konzepten zusammengefasst werden.

      Quantitative Daten sind hingegen abstrakt und zahlenmäßig darstellbar, wie z. B. physiologische Messwerte, Fragebogenskalenwerte oder Ergebnisse aus psychologischen Leistungstests. Befragungen zur Erfassung quantitativer Daten sind stark standardisiert und sind an der Ausprägung vorgegebener Meinungen, Eigenschaften oder Fähigkeiten interessiert. Der Vorteil liegt in der guten Vergleichbarkeit bezüglich der erfragten Faktoren über Versuchsgruppen hinweg.

      Zur Datenerhebung und -erfassung werden verschiedene Untersuchungsmethoden verwendet, die im Folgenden vorgestellt werden.

      Untersuchungsstrategien

      Laborexperimente

      Zur Erfassung der psychischen oder physischen Leistungsfähigkeit werden überwiegend standardisierte Tests im Labor durchgeführt. Auch Persönlichkeitsmerkmale oder Verhaltensmuster in bestimmten Situationen können im Labor untersucht werden. Solche Laboruntersuchungen haben den Vorteil, dass die Versuchsbedingungen und die Reaktionen der Probanden sehr gut kontrolliert und erfasst werden können. Häufig werden Leistungstests am Computer durchgeführt, aber auch auf Arbeitsblättern dargeboten (sogenannte Papier- und Bleistifttests). Die sehr objektive und systematische Durchführung solcher Labortests gibt dem Versuchsleiter die Sicherheit, dass Ergebnisse tatsächlich auf der Manipulation der gewählten unabhängigen Variablen beruhen und nicht durch andere Faktoren, wie z. B. die Stimme des Experimentators, die Qualität der Stimuli oder die Zeitdauer ihrer Präsentation hervorgerufen werden.

      Allerdings sind Ergebnisse aus dem Labor nicht unbedingt auf das tägliche Leben – gerade älterer Probanden – übertragbar. Dafür sind mehrere Gründe denkbar. Einerseits ist eine Laborsituation und das dort angewandte Stimulations- und Aufgabenmaterial sehr ungewohnt für die Probanden und gerade ältere Personen könnten Schwierigkeiten haben, sich daran zu gewöhnen. In der Folge sind sie möglicherweise stärker abgelenkt oder benötigen einen Teil ihrer kognitiven Ressourcen zur Anpassung an die Umgebung und die Aufgaben. Andererseits entwickeln ältere Personen in ihren natürlichen Umgebungen häufig Kompensationsstrategien, die ihnen helfen gute Leistungen in kognitiven oder anderen Aufgaben zu erzielen. In der künstlichen Welt des Labors sind solche Strategien dann aber häufig nicht anwendbar, was zu Funktionseinbußen im Vergleich zur Realität führt. Für die Entscheidung, ob eine Laborstudie oder eine Studie in einer realen Situation durchgeführt werden soll, muss somit bedacht werden, ob die Leistung im Alltag oder die theoretische Leistungsfähigkeit unter bestimmten Bedingungen untersucht werden soll.

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      Limitationen von Laborstudien

      images Die Umgebung ist sehr unnatürlich und kann dazu führen, dass sich die Probanden ebenfalls unnatürlich verhalten.

      images Die Probanden wissen, dass sie beobachtet und einem Leistungstest unterzogen werden.

      images Personen, die an einer Laborstudie teilnehmen, sind möglicherweise nicht repräsentativ für ihre Altersgruppe.