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Medien in Deutschland


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realisieren. Im Allgemeinen wird dabei nach wie vor zwischen Druck- bzw. Printmedien sowie Funk- bzw. audiovisuellen Medien unterschieden. Wichtig für die klassischen Massenmedien Zeitung, Zeitschrift, Hörfunk und Fernsehen ist, dass physisches Trägermedium (z. B. eine Zeitung, eine Hörfunk- oder Fernsehsendung), die damit zugänglich gemachte Dienstleistung (z. B. auf Papier gedruckte bzw. über Radio oder Fernsehen gesendete redaktionelle und werbliche Inhalte bzw. Programme) sowie herstellendes Unternehmen (Zeitungsverlagshaus, bestehend aus Redaktion und Verlag, Hörfunk- oder Fernsehanstalt) eine organisatorische Einheit darstellen.

      In den konvergenten Sektoren der digitalen computervermittelten Kommunikation muss diese Einheit nicht mehr zwingend gegeben sein, und dies im Wesentlichen aus folgenden Gründen:

      Zum einen gibt es im Internet eine (stets größer werdende) Fülle von sog. Diensteanbietern, die sich nur noch digitaler Plattformen im WWW bedienen, um ihre Dienste entgeltlich oder unentgeltlich anzubieten wie: klassische massenkommunikative Angebote (etwa Onlinezeitung, Webradio oder Web-TV); E-Commerce (elektronischer Warenhandel); E-Banking (elektronischer Zahlungsverkehr); Teleteaching und Telelearning (elektronisch vermitteltes Lernen); diverse Service-Leistungen (wie etwa Termin- und Veranstaltungskalender, Fahrpläne öffentlicher Verkehrsmittel, Buchungsmöglichkeiten von Veranstaltungen etc.); neue, interaktive Kommunikationsformen (wie Teilnahme an Newsgroups, Mailing Lists, Chat-Foren, Social Media etc.). Der Kommunikationsforscher Hannes Selhofer schlägt daher vor, für den Bereich der neuen digitalen, computervermittelten Onlinekommunikation die folgenden Begriffe zu verwenden (vgl. Selhofer 1999, S. 102f): den Begriff Medium nur noch für die jeweilige Kommunikationsplattform; den Begriff (Medien-)Dienst für das jeweilige Angebot; und den Begriff Diensteanbieter für jene Person, Personengruppe oder Institution, die einen oder mehrere Dienst(e) über eine Plattform zugänglich macht. Im Übrigen werden auf neuen digitalen Plattformen eine Reihe bislang getrennter Medienformen angeboten, woraus sich multimediale Ensembles und sog. Hybridisierungen ergeben.

      Zum anderen integriert, wie erwähnt, infolge der technischen Konvergenz von Informationstechnologie, Telekommunikation und Massenmedien die computervermittelte Kommunikation die für den Nutzer sich ergebenden Möglichkeiten der Individual-, Gruppen- und der Massenkommunikation. Die Grenzen zwischen diesen Kommunikationsarten werden unscharf, weil sie sich nicht mehr spezifischen Informations- und Kommunikationstechnologien zuordnen lassen. Beispielhaft sei hier das Mobiltelefon erwähnt: Man ist mit neueren Generationen des Handys in der Lage 1) im Internet zu »surfen« und über das Display z. B. Inhalte einer Onlinezeitung zu lesen oder Applikationen für mobile Endgeräte abzurufen (Massenkommunikation); 2) an einem Onlinechat, einer Newsgroup oder an Social-Media-Anwendungen teilzunehmen (Gruppenkommunikation); oder 3) einfach nur zu telefonieren, ein Fax zu verschicken oder eine SMS zu versenden (Individualkommunikation). Dies wirft zu Recht die Frage auf, ob und bei welcher Medien- bzw. Kommunikationsanwendung das Handy nun ein (Massen-)Medium oder »nur« ein technisches Kommunikationsinstrument ist (vgl. Selhofer 1999, ebd.): Es vereint beide Möglichkeiten in sich, ist je nach Medienanwendung jedoch jeweils etwas anderes. Hier wird ersichtlich, dass es schwierig ist, einen einheitlichen, gleichsam neutralen, allgemeingültigen Medienbegriff aufzustellen. Die durch die Konvergenzdynamik sich ergebende Transformationsentwicklung stellt zunehmend bislang gültige Trennungslinien (z. T. radikal) in Frage.

      Nach diesen den Medienbegriff betreffenden Ausführungen werden im Folgenden überblicksartig Themenkreise angesprochen, die in den Bereich Medienforschung fallen. Es sind dies Ausführungen zur Geschichte der Massenmedien, zu den Eigengesetzlichkeiten der Medien, zu den Organisationsformen der Medien, sowie zu den Medienstrukturen in Deutschland (Presse, Rundfunk Internet) einschließlich ihrer wirtschaftlichen Grundlagen.

      Es ist nicht möglich, die Geschichte der Massenmedien hier vollständig abzuhandeln. Allein für die Druckmedien ließen sich dazu tausende von Seiten füllen, ebenso jeweils für die Funkmedien (Hörfunk und Fernsehen), für den Film und für die »neuen Medien« (Multimedia bzw. Onlinemedien). Vielmehr sollen im Folgenden einige der wichtigsten Etappen der Entwicklung von Presse, Film, Hörfunk, Fernsehen und Onlinemedien im groben Überblick – und damit nur sehr rudimentär – dargestellt werden. Dabei kommen naturgemäß auch technische Errungenschaften und Entwicklungen zur Sprache, die wichtige Voraussetzungen für die industrielle Medienproduktion darstellen. Ein kurzer Blick in die Anfänge öffentlicher originärer, also nicht technisch vermittelter, Kommunikation im europäischen Sprachraum soll dabei nicht ganz fehlen. Erwähnenswert erscheint vorab zudem, dass technische Errungenschaften immer auch ökonomische Verwertungsprozesse zur Folge hatten, allgemeine kulturelle Entwicklungen begünstigten und nicht zuletzt politische Konsequenzen nach sich zogen. Die technische Erfindung des Buchdrucks um die Mitte des 15. Jahrhunderts stellt ein gutes Beispiel dafür dar: Sie hatte u. a. die Herausbildung und Ausdifferenzierung des Buchgewerbes mit seinen einzelnen Berufen zur Folge (ökonomischer Aspekt). Sie führte u. a. zur Vereinheitlichung der Schrift und der Druckformate, zur Entstehung und Ausdifferenzierung der periodischen Presse, begünstigte die Verbreitung der Technik des Lesens und war eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Reformation und den Prozess der Aufklärung (kulturelle Aspekte). Nicht zuletzt zog sie eminente politische Konsequenzen nach sich, die zunächst zwar in Zensurmaßnahmen der kirchlichen und weltlichen Obrigkeit mündeten, später jedoch zur Entstehung von Öffentlichkeit und ab Mitte des 19. Jahrhunderts schließlich zur Pressefreiheit führten (politische Aspekte).

      Da Primärquellen zu diesen Themen auf eine überaus große Fülle von Literatur verteilt sind, fußen zahlreiche der nachfolgenden Ausführungen auf wissenschaftlichen Publikationen, die ihrerseits ebenfalls Überblickscharakter haben (siehe u. a. Wilke 2008; Stöber 2005; Faulstich 1994, 1996, 2004; Böhn/Seidler 2008; Dussel 2004; Lindemann 1969; Koszyk 1966, 2004). Und vorab sei auf Jürgen Wilkes Entwicklungsstufen der Kommunikationsgeschichte hingewiesen, deren Phasen- bzw. Epochenbildung und Abgrenzung sich an wechselnden Kommunikationsmodalitäten und medienspezifischen Eigenarten orientieren:

1)die Phase der ausschließlichen Oralität, also mündliche Überlieferung, das Auftreten der Sprache bis zur Erfindung der Schrift (34.000 v. Chr. bis ins 3. Jahrtausend v. Chr.);
2)Schrift und literalisierte Kommunikation (Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. bis ins Mittelalter);
3)druckbasierte Kommunikation (Druck mit beweglichen Lettern Mitte 15. Jahrhundert, u. a. Entstehen periodischer Medien wie Zeitung und Zeitschrift, Drucktechnik als Motor der Modernisierung);
4)Bild- und Tonmedien (Visualisierungsschub, Foto, Film, Radio Fernsehen; etwa Mitte 19. Jahrhundert bis spätes 20. Jahrhundert);
5)Multimedialisierung (Digitalisierung, Verschmelzung bisher getrennter Kommunikationsformen wie Sprache, Text, Video, Audio, Telekommunikation, Unterhaltungstechnik, Computer) (Wilke 2009a, S. 15ff).

      Originäre öffentliche Kommunikation in der Antike

      Die Geschichte öffentlicher Kommunikation allgemein reicht im europäischen Raum bis weit in die Antike zurück. Die Griechen und später die Römer verfügten über institutionalisierte Formen öffentlichen Gedankenaustausches (primär politischer Natur) auf Agora bzw. Polis und Forum vorwiegend in Form der öffentlichen Rede vor der politischen Elite. Die öffentliche Rede war durch die griechischen (Aristoteles) und römischen (z. B. Cicero, Quintilian) Regeln der Rhetorik – für Ratsrede, Gerichtsrede und Festrede – in hohem Maße entwickelt. Von Bedeutung für öffentliche Kommunikation waren in der Antike auch öffentlich sichtbare Inschriften auf öffentlichen Gebäuden. Zu erwähnen sind daneben v. a. aber die römischen »acta diurna« (auch »acta urbis«), eine Art römische Staatszeitung (acta diurna = tägliche Akten). Das waren auf Anschlagzetteln aus Papyrus für die Bürger (cives) öffentlich bekannt gemachte Informationen. Sie enthielten Protokolle der Senatsverhandlungen, Chroniken wichtiger Daten und Ereignisse im Jahresverlauf sowie durchaus auch Informationen aus amtlichen oder auch privaten Briefen (vgl. Wilke 2008, S. 7f). Weiterhin ist zu erwähnen, dass in Theater und Schauspiel, den szenischen Medien also, zweifellos auch Formen öffentlicher Kommunikation zu sehen sind. Das Theater geht noch weit vor die Antike zurück: Schamanen und Priester etwa und der sakrale Akt spielten dabei eine ebenso wichtige Rolle wie später Mythen und Epen, Sänger von Balladen, Märchenerzähler u. a. m. Bei den alten Griechen