allgemeinen Anleitungen; er passt seinen Werkzeugkasten stets an seine Erkenntnisbedürfnisse und die Beschaffenheit seines Materials an, nutzt seine eigenen Methoden, seine eigenen Kniffe, seine eigenen Techniken der Selbstüberlistung. Zu jeder Fragestellung und Darstellung gehört immer auch die Persönlichkeit des Fragenden beziehungsweise Darstellenden. Deshalb versteht sich dieses Buch vornehmlich als erfahrungsgesättigte und systematisierte Sammlung von Hinweisen, worauf es beim Historisch Arbeiten ankommt.
Kurzum
Historisch Arbeiten macht Lust: zunächst einmal Ihnen selbst, dann aber Ihrem Publikum – konkret etwa durch einen neugierig stimmenden Titel, durch eine anregende (gerne auch kontroverse) These, durch eine transparente Gliederung Ihrer Darstellung, nicht zuletzt durch eine schöne sprachliche Ausgestaltung.
1Auch den großen Meister macht die Übung, wie etwa die folgende Sammlung von Schreiberfahrungen prominenter Gelehrter lehrt: Narr, Wolf-Dieter/Stary, Joachim (Hg.): Lust und Last des Wissenschaftlichen Schreibens. Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer geben Studierenden Tips, Frankfurt am Main 22000.
2Darunter wären etwa zu empfehlen: Jordan, Stefan: Einführung in das Geschichtsstudium, Stuttgart 2005; Freytag, Nils/Piereth, Wolfgang: Kursbuch Geschichte. Tipps und Regeln für wissenschaftliches Arbeiten, Paderborn 52011. Mit Blick auf das Internet: Danker, Uwe/Schwabe, Astrid: Geschichte im Internet, Stuttgart 2017.
3Daran orientieren sich auch empfehlenswerte praxisnahe Einführungsdarstellungen wie: Blum, Hartmut/Wolters, Reinhard: Alte Geschichte studieren, Konstanz 22011; Hartmann, Martina: Mittelalterliche Geschichte studieren, Konstanz 2004; Emich, Birgit: Geschichte der Frühen Neuzeit studieren, Konstanz 2006; Wolbring, Barbara: Neuere Geschichte studieren, Konstanz 2006.
4Details etwa bei: Jordan, Stefan: Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft, Stuttgart 32015; Cornelißen, Christoph (Hg.): Geschichtswissenschaften. Eine Einführung, Frankfurt am Main 42000.
5Brandt, Ahasver von: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, Stuttgart 182012.
6Jannidis, Fotis/Kohle, Hubertus/Rehbein, Malte (Hg.): Digital Humanities. Eine Einführung, Stuttgart 2017.
7Orientierung stiften etwa: Eibach, Joachim/Lottes, Günter (Hg.): Kompass der Geschichtswissenschaft. Ein Handbuch, Göttingen 22011; Goertz, Hans-Jürgen (Hg.): Geschichte. Ein Grundkurs, Reinbek bei Hamburg 32007.
8Baberowski, Jörg: Der Sinn der Geschichte. Geschichtstheorien von Hegel bis Foucault, München 2005. Einen Überblick anhand von Quellentexten ermöglichen: Hardtwig, Wolfgang (Hg.): Über das Studium der Geschichte, München 1990; Rau, Susanne/Studt, Birgit (Hg.): Geschichte schreiben. Ein Quellen- und Studienhandbuch zur Historiographie (ca. 1350–1750), Berlin 2010.
9Tac. Ann. I 1.
10Jaeger, Friedrich/Rüsen, Jörn: Geschichte des Historismus. Eine Einführung, München 1992; Nordalm, Jens (Hg.): Historismus im 19. Jahrhundert. Geschichtsschreibung von Niebuhr bis Meinecke, Stuttgart 2006.
11So besagt das vielzitierte Fragment: Schlegel, Friedrich: Athenaeum, Band 1 (1798), Zweytes Stück, S. 20.
12Ranke, Leopold von: Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1514, Leipzig/Berlin 1824, S. Vf.
13Oder in Humboldts Formulierung: Der Historiker sucht nach „Ideen, die, ihrer Natur nach, ausser dem Kreise der Endlichkeit liegen, aber die Weltgeschichte in allen ihren Theilen durchwalten und beherrschen“: Humboldt, Wilhelm von: Über die Aufgabe des Geschichtschreibers, in: Wilhelm von Humboldt: Werke in fünf Bänden, Band 1: Schriften zur Anthropologie und Geschichte, hg. v. Andreas Flitner/Klaus Giel, Darmstadt 1960, S. 585–606, hier: S. 601.
14Dazu unübertroffen und auch im Digitalzeitalter unverändert gültig: Eco, Umberto: Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt. Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften, Heidelberg 122007.
15Wie etwa im Falle von: Clark, Christopher: Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog, München 2013 – zur kontroversen Rezeption exemplarisch: Winkler, Heinrich August: Und erlöse uns von der Kriegsschuld, in: Die Zeit, 31. Juli 2014, S. 14.
16Die bis heute bestehenden DIN-Normen gehen auf den im Jahre 1917 gegründeten Normenausschuß für den Maschinenbau zurück: Berz, Peter: 08/15. Ein Standard des 20. Jahrhunderts, München 2001, S. 73–76.
Die Materialrecherche ist die Voraussetzung für ein gutes und erfolgreiches Studium, mithin auch die Kernkompetenz für gelungene Hausarbeiten sowie alle anderen Genres. Zum einen weisen Sie mit der eigenständigen Recherche eine wesentliche Befähigung zur Wissenschaft nach. Zum anderen entscheidet die Qualität Ihres Materials über die Qualität Ihrer Arbeit – also auch über deren Benotung. In der Regel erhalten Sie von Ihrem Hochschullehrer zwar bereits Hinweise auf wichtige Werke, die Sie aber keineswegs von der Pflicht zur eigenständigen, vertieften Suche entbinden.
Am Anfang einer wissenschaftlichen Arbeit stehen das Interesse für ein bestimmtes Thema und die Entwicklung einer provisorischen Fragestellung. Darauf folgt die Recherche des Materials, also der Quellen und Literatur – rasche Rückwirkungen auf die Definition Ihres Themas eingeschlossen. Auch wenn wir im Folgenden Quellen- und Literaturrecherche separat vorstellen, gehen in der Praxis beide Formen meist Hand in Hand.
Abb. 2: Der Einstieg in die Arbeit
Bei allen Themen lohnt es sich, verschiedene Strategien für die Suche in Bibliothekskatalogen und Datenbanken anzuwenden. Das heißt zum Beispiel, freie Suche, Schlagwortsuche, Suche nach Erscheinungsdatum und anderes zu kombinieren. Außerdem lohnt es sich stets, die Suchworte etwa auch in englischer und französischer Schreibweise einzugeben. Erstens ist gerade bei älteren Datensätzen die Verschlagwortung bisweilen suboptimal, so dass Sie einschlägige Titel verfehlen könnten. Zweitens sollten Sie grundsätzlich fremdsprachige Literatur in die Recherche einbeziehen, denn Wissenschaft darf nicht an Sprachgrenzen enden. Häufig sind nur kleinere Änderungen nötig, bisweilen unterscheiden sich die Begrifflichkeiten deutlich: Der „Delisch-attische Seebund“ heißt im Englischen „Delian League“, die „Dunklen Jahrhunderte“ der Bronzezeit sind indes von den „Dark Ages“ des Mediävisten zu unterscheiden – und der „Erste Weltkrieg“ wird als „Great War“ bezeichnet.
Mit zunehmender