vom Wildenstein, dessen Wein in Wirklichkeit (längst) viel viel besser ist;
die Polizeidirektion Konstanz, in der es natürlich ganz anders zugeht.
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»Aha, es ist also dein voller Ernst! Du willst also tatsächlich so einfach da runter?! Mal schnell ganz locker, ganz cool, mir nichts, dir nichts einen kleinen Trip unternehmen?!« Es war der personifizierte Vorwurf in Gestalt von Claudia, dem sich Horst gegenübersah.
»Cool, Mann, ruhig bleiben«, appellierte der an sich und seine Nerven wie Drahtseile, während er fieberhaft überlegte, welchen Köder er seiner Angetrauten präsentieren könnte, um die Kuh vom Eis zu bekommen (wobei Horst im Zusammenhang mit seiner Frau Claudia nie und nimmer von Kuh hätte sprechen mögen, das war halt nur so eine Redensart, aber …)
»Was heißt hier: die Kuh vom Eis bringen?!« – Schon war es ihm anscheinend herausgerutscht. Vor lauter Nachdenken und überhaupt …
»Was glaubst du denn eigentlich, wen du vor dir hast?!« Claudia war ganz offensichtlich auf dem Wert 180 bei der nach oben offenen Erregungsskala angelangt – mindestens – und eine weitere Steigerung schien unmittelbar bevorzustehen. »Ich kann mich krummlegen noch und nöcher: Praxisvertretung schieben ohne Ende, kochen, putzen, mit den Kindern Hausaufgaben machen, sie zur Musikschule und zum Fußballtraining fahren, Rasen mähen, Auto in die Werkstatt bringen, Wäsche waschen, bügeln …« Die Argumente prasselten auf Horst nieder wie ein Feuerstoß aus einem Maschinengewehr, doch glücklicherweise hatte Claudia im Eifer des Gefechts vergessen zu atmen, sodass jetzt eine Zwangspause zum Luftholen anstand, bevor die nächste Salve abgefeuert werden konnte. Diese Lücke nutzte Horst geistesgegenwärtig für seine Gegenoffensive.
»Aber dafür hast du doch deine Mutter – die kannst du doch herholen und bei uns übernachten lassen, ist doch überhaupt kein Problem. Dann kannst du dich um die Praxisvertretung kümmern und deine Mutter macht den Haushalt, das hat sie ja schließlich schon oft genug angeboten …«
Leider war Claudias Atempause mittlerweile vorüber: »Und der Herr des Hauses kann dann das Geld verjubeln, das sein dummes Weibchen mühsam mit ihrer Hände Arbeit eingenommen hat! Na prima! Das ist ja wie im Mittelalter: da hat der feudale Herr jede Menge Dienstboten für sich und seine Bedürfnisse – vom Essenkochen bis zum Betthäschen!«
»Jetzt ist’s dann aber genug!« Auch Horst war nun allmählich ganz gegen seine Planung am Durchstarten. »So langsam ziehst du die Geschichte aber wirklich auf ein Niveau – ich bitte dich! Jetzt mach aber mal einen Punkt! Was tu ich denn schon Großartiges?«
Gerade diese Aussage aber ermöglichte den ultimativen Blattschuss, der keine Sekunde auf sich warten ließ: »Nichts! Das ist es ja gerade! Ich sag’s ja: Du zwitscherst ab und ich kann gucken, wo ich bleibe – so hab ich mir Partnerschaft aber nie und nimmer vorgestellt!«
Die Ehekrise war in greifbare Nähe gerückt – Zeit für einen Kompromissvorschlag, den er für den Fall der Fälle von Anfang an im argumentativen Notfallkoffer dabeigehabt hatte. »Also – dann lass ich halt die Katze aus dem Sack, es sollte zwar eine Überraschung sein, aber bevor wir uns noch richtig in die Wolle kriegen: Du sollst natürlich nicht alleine daheim bleiben, ich hab von Anfang an danach geguckt, dass wir da unten ein paar Tage zusammen sein können. Es war nämlich in Wirklichkeit so geplant, dass ich am Montag vorfahre und du dann am Freitag mit dem Zug nachkommst, das habe ich schon alles so organisiert – wie gesagt, es sollte eine Überraschung sein …« Mit allen Anzeichen der Resignation zuckte Horst die Schultern, Zerknirschung und Enttäuschung andeutend, während sich im Gesicht seines Gegenübers im selben Moment eine wundersame Verwandlung abspielte: von 30 Tagen Regenwetter zu strahlendem Sonnenschein, und das im Verlauf von nicht einmal einer Sekunde! Mit einem Schlag war anscheinend alles wieder gut!
»Du und ich – wir beide ein verlängertes Wochenende am Bodensee? Das hast du geplant?«
Horst nickte, die Augen demütig-reuevoll auf den Boden geheftet.
»Und mich damit überraschen wollen?«
Wiederum zerknirschtes Nicken.
»Ach, Schatz – wieso sagst du mir das denn nicht gleich?« Sprach’s und stürmte auf Horst zu, um ihn innig zu umarmen und ihm einen dicken Kuss auf die Wange zu drücken. »Das ist ja Spitzenklasse!« Claudia war die Glückseligkeit in Person.
Es gab Momente in seinem Leben, in denen Horst sich seiner selbst schämte! In Wirklichkeit hatte er ja eine richtig schöne freie Woche am Bodensee für sich ganz alleine geplant gehabt und, ehrlich gesagt, gar nicht damit gerechnet, dass Claudia angesichts der beruflichen Belastung, die sie sich mit der Praxisvertretung bei verschiedenen Heilbronner Kinderärzten derzeit aufgeladen hatte, auf die Idee kommen könnte, mitzureisen. Von Claudias Ausbruch überrascht, hatte er glücklicherweise aber doch noch rechtzeitig die Notbremse gezogen und den rettenden Ausweg gefunden, der in Claudias Augen nun wie ein lange geplantes Verwöhn-Wochenende für das Ehepaar Meyer erschien. Angesichts Claudias regelrechter Glückseligkeit fühlte Horst sich einigermaßen niederträchtig – aber dennoch: der Ehefrieden war wiederhergestellt, und weshalb sollte er nun Seelenstriptease betreiben und zugeben, dass er erst im gleichen Moment, als er es ausgesprochen hatte, selbst Kenntnis von dem verlängerten Wochenende für zwei Personen am schönen Bodensee erhalten hatte.
Claudias Neugier war nun natürlich nicht mehr zu stoppen: »Und wo hast du uns eingebucht? Wie ich dich kenne, sicher am Überlinger See, im Badhotel in Überlingen oder etwa sogar im St. Leonhard oder vielleicht im Pilgerhof direkt am Wasser da bei der Birnau oder vielleicht in Seefelden?« Voller Vorfreude und in schönen Erinnerungen an vorangegangene Aufenthalte schwelgend schaute sie Horst ins Gesicht.
»Na komm, sag’s schon – raus mit der Sprache!« Freundschaftlich versetzte sie Horst einen Klaps auf die Schulter.
Oh weh! Die nächste Klippe, die umschifft werden musste! Horst schluckte trocken, bevor er die Kröte ausspuckte: »Na ja … es ist diesmal etwas ganz anderes …«
»Auch gut – mal was Neues, warum auch nicht! Klasse, toll – also komm, raus mit der Sprache: Was hast du da Neues aufgetan?« Claudia war die Spannung in Person.
»Also, neu – neu ist es eigentlich nicht direkt …«, nach wie vor suchte Horst nach den richtigen Worten, permanent bedrängt von seiner vor lauter neugieriger Vorfreude fast platzenden Angetrauten.
»Was Altes also – auch schön – so ein alter, neu renovierter Bauernhof, wie der da damals im Hinterland – wie hieß der gleich noch, da in der Nähe von Frickingen, oder halt, nein, das war glaub ich in Leustetten.« Claudia schien kurz innezuhalten und nachzudenken – Verschnaufpause für Horst. Doch die Pause war vorbei, bevor sich Horst auch nur den Beginn einer neuen Strategie zurechtlegen konnte. »Na – auch egal, aber jetzt hör auf mit dem Rumgedruckse und sag mir, was für ein Hotel es ist!«
Also dann – Augen zu und durch: Auf ins letzte Gefecht! »Hotel ist es keins und Pension auch nicht. Die Idee ist mir neulich gekommen, wo ich mit dem Frieder telefoniert habe, weißt du!«
Claudia wusste nicht. Erste Anzeichen von Ungeduld machten sich nun bemerkbar. »Ja und – was hat dir der Frieder denn empfohlen?«
»Der hat mir vorgejammert, dass er den ganzen Monat überhaupt keine Zeit dazu hat, an den See zu kommen, und mir vorgerechnet, wie teuer das alles für ihn ist, mit seinem Ganzjahresstandplatz in Nußdorf – wegen netto vielleicht vier oder fünf Wochenenden da fast 2.000 Mark im Jahr als Standgebühr abzudrücken, das sei schon ein bisschen heftig, hat er gemeint!«
Man sah es an ihren Augen: In Claudia schien ein furchtbarer Verdacht aufzusteigen. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern auf die Platte des Esstischs. »Und was hat das alles jetzt mit unserem Wochenende zu tun?«
»Na ja – der Frieder hat mir angeboten, seinen Wohnwagen da auf dem Platz in Nußdorf zu benutzen. Besser ich sei drin, als dass er einfach so leer und nutzlos in der Gegend rumstünde, hat er gemeint. Da hab ich Ja gesagt, wo er dann noch gemeint hat, dass ich auch nichts zu bezahlen brauche. Anfang Juli