Höhlen zurückzuziehen. Sie bleiben dabei unsichtbar. Sie kapseln sich ein, und sie schalten das Verbindungssystem ab, das sie mit ihren Artgenossen verbindet. Sie können jetzt zwar die Signale ihrer Artgenossen nicht mehr “hören“, aber sie sind nur schwer aufspürbar.
Die Xorx schicken weitere Schallwellen auf die Planetenoberfläche. Sie schicken elektromagnetische Impulse, um eventuell bestehende Kommunikationsstrukturen zu stören, und sie töten innerhalb von wenigen Stunden einen Großteil der Cantara.
Nicht nur das. Auch Großtiere sterben, die durch die Schallwellen taub und orientierungslos geworden sind. Nur kleinwüchsige und biegsame Gehölze, Grase und Moose können den Druckwellen widerstehen. Auch Kleinstlebewesen, Insekten, Viren und Einzeller überleben. Die Xorx haben das einkalkuliert. Der Wald wird nachwachsen. Auf die Großtiere können sie verzichten. Sie haben ihre eigenen. Erst einmal muss das Volk der Cantara ausgelöscht werden. Sie wissen, dass es so etwas gibt, auch wenn sie diese Lebewesen noch nie gesehen haben.
Sie werden Arbeiter, Aufseher und Maschinen einsetzen, um den Wald wieder aufzuforsten und Kulturen anzulegen. Sie werden damit beginnen, die Vorkommen von Erzen, Uran, seltenen Erden und Gas auszubeuten. Sie werden hier eine Kolonie gründen.
Nun denkt man sich, wie die Xorx es geschafft haben, ganze Herden von lebenden Tieren über so eine weite Strecke mitzunehmen, um sie dann auf dem Planeten anzusiedeln und zu züchten. Die Tiere selbst, die vielen Tonnen an Futter und vielen Hektoliter von Wasser müssen doch eine Menge Platz kosten. Viel mehr, als in den Raumschiffen vorhanden ist.
Das ist richtig, jedenfalls klappt das nicht über einen Zeitraum von 20-25 Jahren. Die Xorx haben deshalb jeweils einige weibliche Tiere mitgenommen, und sie haben die Samen der männlichen Tiere tiefgefroren. Während der Reise werden die Weibchen regelmäßig besamt. So kommt es zu neuen Populationen. Die Männchen werden recht schnell nach der Geburt geschlachtet und bereichern den Speiseplan. Die Weibchen werden großgezogen, bis sie das geschlechtsreife Alter erreicht haben, Dann wandert ein Teil in den Kochtopf, ein anderer Teil darf leben, um wieder Nachkommen zu zeugen.
Es ist ein System, das die Xorx schon vor vielen Jahrhunderten entwickelt und kultiviert haben.
2.
Artemis ist einer der Führer der Cantara. Ihm und dreißig weiteren Cantara gelingt der Rückzug, noch bevor der Beschuss beginnt. Sie warten die Entwicklung in einer Höhle ab. An einen offenen Kampf ist nicht zu denken. Nicht unter diesen Bedingungen. Sie spüren die Erschütterungen. Die Höhle bricht von den Schallwellen teilweise ein. Zum Glück wird niemand verletzt.
Dann schicken sie einen Späher, der unsichtbar bleiben soll.
Er kommt nicht zurück. Ein paar Tage später schicken sie einen weiteren Freiwilligen. Er berichtet, dass das Feuer aus Schallwellen und elektromagnetischen Impusen eingestellt worden ist.
Die Xorx setzen jetzt Luftlande- und Bodentruppen ein, um jeden Cantara aufzuspüren. Sie werden über kurz und lang ihre Höhle entdecken. Es ist auf diesem Planeten nicht mehr sicher.
In diesem Moment fasst Artemis einen Entschluss. Er versammelt die verbliebenen Cantara um sich, und verbindet sich mit ihnen zu einer gemeinsamen Masse. Dann durchforsten sie in aller Eile die unmittelbare Umgebung der Höhle, nehmen soviel Nahrung auf, wie sie können, und suchen sich einen Weg durch die Flotte der Raumschiffe hinaus zum Weltraum. Sie schalten ihre Energie weitgehend ab, um nicht aufgespürt zu werden, und sie fliehen in unbekannte Welten. Zurück bleibt ein verwüsteter Planet.
Die Cantara um Artemis sind auf dem Weg in die Weiten des Weltraums, auf der Suche nach dem Planeten Erde im Sonnensystem der Milchstraße. Die Weltraumtemperatur ist kalt. Sehr kalt. Minus 270 Grad. Die Cantara haben gelernt, damit umzugehen. Sie haben sich zu einer Kugel verbunden, um den geringsten Widerstand zu bieten und sie bewegen sich zunächst auf ihre Sonne zu, um ein letztes Mal diese wärmenden Strahlen in sich aufzunehmen.
Es ist wie bei einer Herde Pinguine, die in einem Wintersturm ausharren. Ein Ring aus Pinguinen mit einem warmen Kern aus Energie. Immer wieder werden die äußeren Tiere durch andere ersetzt, und in die Mitte genommen. So kann die Herde in eisigem Sturm lange überleben, ohne Verluste.
Auch die Cantara wenden diese einfache Methode des Überlebens an, und sie haben noch etwas entwickelt, was eine Herde Pinguine nie könnte, weil diese an ihre physische Form gebunden sind, die Cantara aber nicht. Die Cantara können beliebige Planeten anfliegen, um dort Spuren von Granit, Metallen, Silikaten und diversen Elementen aufzunehmen. Auf ihrem Weiterflug können sie eine Schicht aus Stein und Erzen um sich legen, und sie werden auf diese Weise ähnlich wir ein Komet, der unbeschadet durch den Weltraum fliegen kann, solange er nicht mit anderen umherfliegenden Teilen im Weltraum kollidiert. Sie haben diese Stoffe schon aufgenommen, bevor sie ihren Planeten verlassen haben, und sie sind in dieser Hülle gut geschützt.
Die Cantara haben das Ziel als Erbinformation in sich gespeichert. Es wird auf dem langen Weg andere Sonnen geben, und sie werden deren Nähe suchen, um Wärme und Energie zu tanken. Energie in Form von Gasen, die von Sonnen ins Weltall geschleudert werden. Energie in Form von Licht, das die Photosynthese ermöglicht, Chlorophyl und Sauerstoff erzeugt. Nur so kann man im Weltraum überleben, ohne ein schützendes Raumschiff.
Die Energie der Sonnen werden sie nutzen, um ihre Fortbewegung gewaltig zu beschleunigen. Sie werden irgendwann langsamer werden, je weiter sie sich von einer Sonne entfernen, und auch, weil sie mit ihrer Energie haushalten müssen. Sie werden jede Sonne ansteuern, um neue Energie zu tanken, und wieder Fahrt aufzunehmen, auch wenn das gewaltige Umwege bedeutet, aber Sonnen gibt es in den Galaxien genug.
Der Weg zu dieser Erde ist sehr weit. Die Reise wird einige Jahrhunderte dauern, aber die Cantara haben die Eigenschaft entwickelt, sich mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit fortzubewegen. Nur so können sie solche gewaltigen Strecken aus vielen Millionen von Lichtjahren bewältigen, und der Älteste von ihnen ist weit über 3000 Jahre alt geworden.
Es ist eine enorme Leistung, zu der wohl noch nie ein anderes Volk gefunden hat. Auch die Xorx nicht. Seit Artemis das eigene Sonnensystem verlassen hat, ist er vor einer Verfolgung der Xorx sicher. Sie werden ihn trotz ihrer Hochtechnologie nie mehr aufspüren können, nicht mit ihrer vergleichsweisen Langsamkeit der Fortbewegung.
3.
Auf Cantara gibt es noch andere Gruppen, die den Erstschlag der Xorx überlebt haben. Auch sie waren so vorsichtig gewesen, ihre Energie weitgehend abzuschalten, um nicht aufgespürt zu werden. Auch sie hatten sich in mehreren Höhlen verschanzt.
Eine dieser Gruppen besteht aus 70 Mitgliedern unter der Führung von Mendez. Nachdem der Erstschlag vorüber ist, befiehlt auch Mendez die Flucht.
Anders als die Gruppe um Artemis machen sie sich auf den Weg in das heiße Wüstengebiet, das der Sonne am nächsten liegt.
Auch sie schalten ihre Energie weitgehend ab. Sie nehmen die Form und Farbe von Erde, Gras und Blättern an. Der Sturm, der über Cantara hinweggefegt war, hatte Millionen von Bäumen entwurzelt oder zerbrochen. Die Gruppe um Mendez schlüpft durch dieses Gewirr aus Ästen und Blättern, nimmt dann die Gestalt des Graslandes auf, das die fruchtbare Zone von der Wüste abgrenzt, und macht sich auf in die glühend heiße Zone, die für die Xorx gefährlich ist, weil die sich gegen die Strahlen und die Hitze nicht ausreichend schützen können.
Die Cantara wissen das bereits. Auf ihrer Reise nehmen sie alles an Nahrung auf, was sie unterwegs finden, und sie füllen ihre Speicher.
Die Gruppe nimmt die Gestalt von Sand an und gräbt sich schließlich mehrere Meter unter der Oberfläche ein, wo die Hitze erträglich ist. Sie werden dort unter dieser Schicht aus Sand wochenlang ausharren können. Selbst der Sand dient ihnen jetzt als Nahrungsquelle, weil er diverse mineralische Stoffe enthält.
Es wird wohl eine Weile dauern, bis die Xorx mit ihren Spezialfahrzeugen in die Wüstengebiete vordringen, um dort nach Überlebenden und nach Mineralien zu suchen. Wenn sie ihre Truppen erst einmal auf die Oberfläche des Planeten geschickt haben, werden sie auch ihre tödlichen akkustischen Waffen nicht mehr einsetzen können, ohne der Wirkung selbst zu erliegen.
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