„Ich bin allein“ und „Ich muss allein durchkommen“. Die säkulare Welt ist nicht mehr weit und reichhaltig genug, um sich darin ein Szenario vorzustellen, in dem alle Seiten gewinnen. Es gibt nur noch Nullsummen-Spiele – alles geht abwärts. Unsere Welt kennt nur noch die Geschichte von Gewinnen und Verlieren, und leider endet diese schließlich darin, dass alle Verlierer sind.
Doch diese nur mehr säkulare und leere Weltsicht verlangt nach dem Gegenteil. Haben Sie gemerkt, wie häufig Zeitschriften in den letzten Jahren wieder religiöse Themen wie Engel, Heilige, Wunder aufgreifen? Medien und Marketing orten einen „neuen Trend“, was verrät, dass die Menschen ihre Welt als zu hohl, zu leer, zu entzaubert empfinden. Sie genügt nicht, und Menschen mit ihrem spirituellen Wesen, das man leugnen, nicht aber einfach abschaffen kann, fühlen sich in ihrer Kälte nicht daheim.
Diese Einsicht bricht bei Menschen ziemlich deutlich auf, wenn sie sich dem Ende ihres Lebens nähern. Ich konnte dabei sein, als meine Mutter starb. An einem bestimmten Punkt vor ihrem Sterben sah sie Engel. Nun war meine Mutter durchaus nicht sentimental veranlagt. Nach dem Enneagramm war sie eine „Acht“, eine bodenständige Frau (aus Kansas) und sehr nüchtern-realistisch. Vermutlich habe ich von ihr meine mit „Unsinn“ unverträgliche Art des Katholizismus geerbt. Aber ungefähr eine Woche bevor sie starb, fing sie an, Engel zu sehen, sogar meinen Schutzengel. (Es heißt, wenn man dem Ende näher komme, würden die Vorhänge zwischen den Welten immer dünner werden.)
Meine Mutter sprach gegen Ende sehr oft das Wort heim. Zu meinem Vater sagte sie immer wieder, er solle an ihr Bett kommen und sie „heimbringen“. Er meinte, sie wolle damit sagen, er solle sie nach Hause fahren, denn sie verbrachte ihre letzten Tage im Haus meines Bruders. Nach einiger Zeit begriffen wir, dass sie mit „heim“ etwas ganz anderes meinte.
Die Traurigkeit heutiger Menschen hat ihren Grund oft darin, dass sie sich nicht daheim fühlen. Euthanasie, Abtreibung, Todesstrafe und Kriege bleiben „hoffähig“, solange es nicht wieder einen größeren Zusammenhang wie das Ostermysterium gibt, das dem Leiden der Menschen einen transzendenten Sinn erschließt. Es scheint, unsere Seele und unser Denken müssen sich wieder weiten, damit wir das große Geheimnis Gottes zu tragen vermögen. „Wir sind auf die Erde gesetzt, um hier zu lernen, die Strahlen der Liebe Gottes auszuhalten“, hat William Blake gesagt. Es tut mir leid, dass ich das sagen muss: Aber dieses Lernen geschieht vorwiegend im Leiden. Das Leiden scheint das Einzige zu sein, was stark genug ist, unseren Griff, mit dem wir alles festhalten wollen, zu lockern, und zugleich das, was wir Vernunft oder Verstand nennen.
Gott wandelt unseren Schrott in Gnade, unsere Sünde in Erlösung. Paradoxerweise werden wir nicht so sehr dadurch erlöst und frei, dass wir alles recht machen, sondern durch unser Leiden daran, dass wir so vieles falsch gedacht und gemacht haben. Wir kommen zu Gott nicht aufgrund unserer Vollkommenheit (Gott sei Dank nicht!), sondern eher dank unserer einsichtigen Unvollkommenheit. Letztlich muss alles verziehen und versöhnt werden. Um glücklich sein zu können, muss ich mein Leben nicht fest eingerichtet und ganz im Griff haben oder womöglich sogar verstehen. Genau genommen ist dies eine ungeheuer befreiende, frohe Botschaft. Denn wie anders könnte eine solche überhaupt aussehen?
Das Evangelium, das The Fool on the Hill, der „Narr auf dem Berg“, von dem Lennon und McCartney sangen, in die Welt gebracht hat, bietet eine neue „Logik“. Diese Logik des Evangeliums ist viel umfassender und tiefer, viel geräumiger und kann viel mehr Mitempfinden einschließen als jedes andere Gedankensystem, das zu schaffen die Welt je imstande gewesen ist. Vermutlich ist das der eigentliche Sinn von Wahrheit. Warum sollte sich irgendjemand mit dem kleinen Geist des Rationalismus oder dem Nicht-Geist des Nicht-Rationalismus zufriedengeben? Die Logik des Evangeliums ist der große Geist Christi.
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