Gesche Rabten

Lerne zu meditieren


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und weitermachen.

      Ein weiterer entscheidender Punkt bei der Meditation besteht darin, uns selbst einen Stundenplan für die Anwendung zu machen, dem wir jeden Tag regelmäßig folgen können. Sind wir in der Lage, jeden Tag zur gleichen Zeit oder zu den gleichen Zeiten zu meditieren, werden wir uns daran gewöhnen, dass diese Periode unserer Meditationssitzung gehört, und das wird unsere Übung ebenfalls erleichtern. Weiterhin ist es ratsam, mit kurzen Sitzungen zu beginnen. Wir sollten jede Sitzung beenden, solange wir uns noch gut damit fühlen und nicht warten, bis wir uns langweilen oder müde werden. Gehen wir so vor, werden wir uns auf die nächste Meditationssitzung freuen und unser Wunsch zu meditieren wird erhalten bleiben. Zusätzlich wird, wenn wir von einer befriedigenden Sitzung zu einer weiteren übergehen, unsere Anwendung auf natürliche Weise wirksamer werden. Wenn wir dagegen zu lange meditieren, wird unser Geist müde, unklar und verwirrt. Fahren wir fort in diesem Zustand zu sitzen, werden wir unfähig sein, Stabilität oder Kontrolle zu entwickeln. Wenn wir meditieren, bis wir uns langweilen, werden wir zur Zeit der nächsten Sitzung wenig oder kein Interesse haben, zu meditieren. Schon unser Kissen zu sehen, wird Abneigung auslösen. Wir müssen sehr geschickt dabei sein, uns zur Meditation hinzuführen, indem wir uns bewusst sind, was getan werden sollte und was nicht. Das Ergebnis werden effektive und befriedigende Sitzungen sein. Sobald wir uns schrittweise an die Anwendung gewöhnt haben, können wir unsere Sitzungen problemlos verlängern.

      Beim Entwickeln einer Meditationsanwendung ist es sehr wichtig, die richtigen Vorbereitungen zu treffen. Wenn wir zum Beispiel ein Haus bauen wollen, müssen wir zuerst die notwendigen Materialien zusammenbringen. Ohne diese anfängliche Vorbereitung ist jede eigentliche Bautätigkeit unmöglich. Doch wenn diese Vorbereitungen vollständig sind, kann der Bau reibungslos voranschreiten.

      Bevor wir tatsächlich mit der Meditation beginnen, sollten wir unbedingt in der Lage sein, die verschiedenen Hindernisse und Störungen, die möglicherweise auftreten werden, zu erkennen, damit wir die nötigen Schritte unternehmen können, um sie zu vermeiden und zu beseitigen. Eine Quelle der Schwierigkeiten in der Meditation, in anderen Dharma-Anwendungen und sogar im täglichen Leben sind die sechs Sinnesbewusstseinsarten oder Sinnes-«Tore», nämlich das Seh-, Hör-, Riech-, Geschmacks- und Tastbewusstsein und das mentale Bewusstsein. Um die Hindernisse zu vermeiden, die in Abhängigkeit von diesen entstehen können, müssen wir «die sechs Tore der Sinne hüten». Das tun wir mittels der geistigen Faktoren Achtsamkeit1 und Wachsamkeit. Sie sind im Allgemeinen die zwei wichtigsten Faktoren, die in der Meditation benutzt werden. Wenn wir arbeiten, benützen wir unsere Hände; wenn wir meditieren, benützen wir Achtsamkeit und Wachsamkeit. Der geistige Faktor Wachsamkeit prüft oder untersucht unseren jeweiligen Geisteszustand in jedem Moment. Wäre sie nicht vorhanden, wäre die Wirksamkeit unserer Handlungen schwerwiegend eingeschränkt. Achtsamkeit oder Erinnerungsfähigkeit ist die Hauptakteurin, die beim Hüten der Sinnestore zum Einsatz kommt. Sie kann leicht identifiziert werden, zum Beispiel als der Aspekt unseres Geistes, der uns befähigt, uns an die Möbel in unserem Haus zu erinnern, während wir hier sitzen. Wir alle haben diesen geistigen Faktor als einen Teil unseres Geistes.

      In unserer Anwendung ermöglicht uns die Achtsamkeit, das Objekt der Konzentration und seine verschiedenen Eigenschaften zu vergegenwärtigen. Ohne Achtsamkeit wäre Meditation unmöglich, weil wir das Objekt verlieren würden. Selbst unsere täglichen Beschäftigungen würden ohne Achtsamkeit beeinträchtigt, weil wir einfach vergessen würden, was wir tun. Deshalb ist Achtsamkeit in jeder erfolgreichen Meditationsanwendung unverzichtbar, um das Objekt der Meditation zu halten. Darüber hinaus werden nur kurze Momente der Achtsamkeit nicht ausreichen, wir müssen die Fähigkeit entwickeln, eine ständige Bewusstheit des Meditationsobjektes aufrechtzuerhalten. Wir sollten erkennen, welche Vorteile die Achtsamkeit hat, wie unabdingbar sie für eine erfolgreiche Meditation ist und auf welche Art und Weise sie funktioniert und zu unserer Anwendung beiträgt. Dadurch sollte in uns der Wunsch entstehen, diesen positiven geistigen Faktor aktiv zu fördern.

      Die Achtsamkeit wird in der Anwendung dazu benützt, die sechs Sinnestore zu hüten, indem jeder der sechs Sinne vor seinem jeweiligen Sinnesobjekt beschützt wird. Zum Beispiel müssen wir die Augen davor bewahren, willkürlich zu jedem anziehenden visuellen Objekt zu wandern, das unser Interesse erregt. Nicht nur in den Meditationssitzungen geht man so vor, man muss es in allen täglichen Aktivitäten weiterführen.

      Im Allgemeinen können wir von drei Arten von Sinnesobjekten sprechen: den attraktiven, den unattraktiven und den neutralen. Nehmen wir ein attraktives Sinnesobjekt wahr, löst dies in unserem Geist Vergnügen aus. In den meisten Fällen entsteht in Abhängigkeit dieser angenehmen Erfahrung Anhaftung. Wenn wir ein attraktives Objekt mit einer der sechs Sinneswahrnehmungen erfahren, müssen wir beim Hüten der Sinnestore verhindern, dass Anhaftung entsteht, nachdem die Attraktivität des Objektes festgestellt worden ist. Das ist eine der Aufgaben der Achtsamkeit. Wir tun dies, indem wir den Geist in einem wachsamen Zustand halten, sobald wir ein anziehendes Objekt wahrnehmen, und indem wir uns erinnern, wie leicht Anhaftung entstehen kann. Sind wir uns der Gefahr bewusst, können wir das tatsächliche Entstehen der Anhaftung verhindern. Diese Methode, Anhaftung abzuhalten, kann auf jeden der sechs Sinne angewendet werden.

      Üblicherweise verursacht die Begegnung mit unattraktiven oder unangenehmen Objekten Unzufriedenheit oder Schmerz. In Abhängigkeit dieser unerfreulichen Empfindung entsteht Abneigung. Das kann leicht geschehen, wenn wir zum Beispiel eine Person treffen, die wir nicht mögen. Auch hier müssen wir mit Achtsamkeit die Sinne hüten. Diese Anwendungen sind gewöhnlich einfacher für ausgeglichene und aufgeschlossene Personen und schwieriger für jemanden, der sehr frustriert oder angespannt ist. Aber das richtige Maß ist entscheidend, denn eine zu lockere Einstellung kann zu einer Vernachlässigung von Studium und Anwendung und zu übermäßigem Schlaf führen. Falls wir ein unangenehmes Objekt erfahren, müssen wir uns sofort in Erinnerung rufen, dass wir, wenn wir unaufmerksam sind, leicht unnötig ärgerlich werden. Zwischen dem Erscheinen des Objektes und bevor Ärger entstehen kann, müssen wir achtsam bleiben.

      Diese Übung sollte angewendet werden, wenn wir mit angenehmen und unangenehmen Objekten in Kontakt kommen. Am besten ist es, wenn wir so das Entstehen von Anhaftung oder Abneigung verhindern und einen heilsamen Geisteszustand beibehalten können. Zumindest sollten wir versuchen, den Geist in einem neutralen Zustand zu belassen, und nicht erlauben, dass irgendwelche unheilsamen Handlungen folgen. Indem wir bei all unseren Handlungen achtsam bleiben, werden wir fähig, Anhaftung, Abneigung und andere negative Geistesfaktoren unter Kontrolle zu bringen. Strengen wir uns dagegen nicht an, bei unseren täglichen Beschäftigungen Achtsamkeit zu entwickeln, werden Anhaftung und Abneigung entstehen, ohne dass wir sie aufhalten können. Üben wir Achtsamkeit jeden Tag, wird sie uns zur Verfügung stehen, wenn wir sie brauchen und nicht erst dann, wenn es zu spät ist. Das war die Erklärung der einen Methode, mit der man den Geist vor Anhaftung an angenehme und Abneigung gegen unangenehme Objekte schützt.

      Eine andere Methode, mit den Verblendungen umzugehen, wird angewendet, bevor man tatsächlich mit den verschiedenen Objekten in Kontakt kommt. Dabei bedenken wir die Fehler oder Nachteile, die entstehen können, wenn wir es zulassen, dass diese Verblendungen unseren Geist beeinflussen. Wenn wir zum Beispiel wissen, dass ein bestimmtes Objekt Anhaftung oder Abneigung auslöst und wir den Kontakt damit vermeiden, dann werden diese negativen Faktoren des Geistes nicht entstehen. Vermeiden wir den Kontakt nicht, kann das Objekt nicht nur, während wir es erfahren, Anhaftung oder Abneigung hervorrufen, sondern auch hinterher genügt schon die Erinnerung daran, damit die Verblendungen entstehen.

      Bei diesen beiden Methoden ist die Achtsamkeit der Hauptfaktor. Sind wir fähig, sie entsprechend einzusetzen, können wir das Entstehen der Verblendungen verhindern. Auch wird sich die Kraft der Achtsamkeit nach wiederholter Übung auf natürliche Weise steigern. Wenn es uns gelingt, die Achtsamkeit bei unseren täglichen Beschäftigungen außerhalb der Meditationssitzungen beizubehalten, werden wir feststellen, dass sie bei der eigentlichen Meditation viel stärker und stabiler sein wird als ohne diese Übung. Benutzen wir die Achtsamkeit in dieser Weise, um die Sinne zu kontrollieren, sowohl wenn wir meditieren als auch in unserem Alltag, wird sich zeigen, dass sich die beiden Perioden gegenseitig unterstützen, indem sie bei der Entwicklung und Stärkung der Achtsamkeit helfen. Wenn jemand sich darin übt, geistige Ruhe zu entwickeln, durchläuft er neun Entwicklungsstufen. Auf der fünften