Gesche Rabten

Lerne zu meditieren


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Faktor, den wir entwickeln müssen, ist die Wachsamkeit. Wachsamkeit, wie vorher erwähnt, ist der Aspekt des Geistes, der den Geist prüft und auf Fehler und Verblendungen hin untersucht. Sie findet heraus, ob unser Geist in einem positiven oder negativen, heilsamen oder unheilsamen, korrekten oder inkorrekten Zustand ist. Sie überprüft all unsere Handlungen, zum Beispiel unser Gehen, die Aktivitäten der verschiedenen Sinne und sogar solche wie Essen oder Trinken.

      Manche werden sich wundern, warum wir Tätigkeiten wie Essen oder Trinken erwähnen, da dies doch ein Unterricht über Meditation sein soll. Aber all das kann auf die Meditation bezogen werden. Verbringen wir einige Zeit mit Meditation, machen ein wenig Fortschritt und verhalten uns nachher völlig willkürlich, wird das jegliche Entwicklung, die wir erreicht haben, auslöschen. Wenn wir dann erneut meditieren, ein wenig Fortschritt machen und wieder unverständig handeln, wird aufs Neue jeder erzielte Fortschritt zunichte. Wenn wir deshalb die Zeit nach der Meditation nutzbar machen können, wird es automatisch unserer Meditationssitzung zugute kommen. Begegnen wir den Problemen und Ablenkungen, die wir im täglichen Leben antreffen, mit Achtsamkeit und Wachsamkeit, gewöhnen wir uns an diese beiden Geistesfaktoren und ihre Stärke wird zunehmen. Wenden wir sie im Anschluss daran in der Meditation an, können wir uns ihrer Wirksamkeit sicher sein.

      Um Wachsamkeit zu entwickeln, sollten wir, bevor wir eine Tätigkeit beginnen, darüber nachdenken, was der Zweck dieser Tätigkeit ist, ob etwas Unangebrachtes daran ist, ob sie nützlich ist oder nicht, ob durch sie Schwierigkeiten entstehen können und so weiter. Auf diese Art untersuchen wir die verschiedenen damit verbundenen Aspekte. Haben wir so die Eigenart der Handlung ermittelt, können wir sie unterlassen, wenn sie falsch oder schädlich ist. Ist sie gut und von Nutzen, können wir sie ausführen. Während wir dann mit der Handlung beschäftigt sind, sollten wir uns der positiven oder negativen Konsequenzen oder jeder Gefahr, die entstehen könnte, bewusst sein. Auf diese Weise arbeiten Achtsamkeit und Wachsamkeit Hand in Hand.

      In einem Sutra spricht Buddha davon, beim Gehen auf das Gehen achtsam zu sein, beim Sitzen achtsam zu sein auf das Sitzen. Bei jedweder Handlung, die wir ausführen, sollten wir bewusst und achtsam bleiben, zuerst die Handlung mit Wachsamkeit prüfen und dann mit Achtsamkeit ausüben. Dass wir uns von einem Ort zum anderen bewegen, ist eine tägliche Notwendigkeit. Wenn es uns deshalb gelingt, zu jeder Zeit Achtsamkeit und Wachsamkeit zu üben, verdoppeln wir ihre Effektivität, denn sowohl in den Meditationssitzungen als auch zwischen den Sitzungen fördern wir ihre Entwicklung.

      Sollten wir in asiatischen Ländern wie Indien oder Sri Lanka reisen, wo der Buddhismus weit verbreitet ist, sehen wir möglicherweise Mönche sehr langsam einen Pfad entlanggehen. Sie tun das nicht, um eindrucksvoll oder attraktiv auszusehen. Wenn sie wirklich praktizieren, dann folgen sie jenem Ratschlag, beim Gehen Achtsamkeit und Wachsamkeit zu üben. In Meditationstexten heißt es, dass die Periode nach der Meditation der Meditationssitzung nutzen sollte und dass die Meditationssitzung der Periode nach der Meditation nutzen sollte. Beide sollten sich gegenseitig unterstützen. Wenn wir dagegen eine wirkungslose Meditation ausführen und außerdem unsere Zeit zwischen den Sitzungen achtlos verbringen, kann sich kein Fortschritt einstellen. Deshalb ist es für jemanden, der ernsthaft wünscht, zu meditieren oder ein heilsames Leben zu führen, so nützlich, diese beiden geistigen Faktoren zu entwickeln.

      Nicht nur, wenn wir irgendwo hingehen, sondern auch, wenn wir arbeiten oder sprechen oder uns nur ausruhen, sollten wir vor unseren Handlungen darüber nachdenken, ob sie heilsam sind oder unheilsam, ob sie schädlich oder nützlich sind. Haben wir das Gefühl, eine Handlung sei nicht gut, sollten wir sie einfach sein lassen. Wenn sie positiv ist, führen wir sie aus, aber mit bleibender Wachsamkeit und Achtsamkeit. Wir sollten diese Faktoren auch benützen, um herauszufinden, ob der Ort und die Zeit unseres Gehens sicher und frei von jeglicher Gefahr sind. Kurz, wir müssen in allen Situationen aufpassen und achtsam bleiben. Die meisten unserer Schwierigkeiten entstehen, während wir uns außerhalb einer Meditationssitzung befinden, und deshalb ist es so wichtig, zu allen Zeiten achtsam und wachsam zu bleiben. Uns so zu verhalten, kann uns im Alltag effektiver und effizienter machen und gleichzeitig unserer Dharmapraxis helfen. Aber seid bitte nicht übereifrig in eurem Bemühen, damit ihr keinen Unfall verursacht, weil ihr beim langsamen Überqueren einer stark befahrenen Straße Achtsamkeit geübt habt! Die Erklärung dieser zwei geistigen Faktoren ist sehr ausführlich, aber um es einfach auszudrücken: Achtsamkeit erinnert sich und bleibt sich ihres Objektes bewusst und Wachsamkeit stellt seine guten oder schlechten Eigenschaften fest.

      Kurz gesagt, wir sollten uns bemühen, Achtsamkeit und Wachsamkeit zu entwickeln. Wie vorher erwähnt, sucht euch ein Objekt aus und führt viele kurze Meditationssitzungen durch! Arbeitet vor allem daran, die Tore der Sinne zu hüten! Wenn wir ernsthaft meditieren wollen, sollten wir nun, da wir die Unterweisungen gehört haben, diese nicht einfach vergessen, sondern uns vielmehr anstrengen, sie jeden Tag anzuwenden.

      1 Tibetisch: «dran pa». Sie ist einer der Objekt-bestimmenden Geistesfaktoren. Übersetzt als «Erinnerung» in: Gesche Rabten: Der Geist und seine Funktionen, Le Mont-Pèlerin 2003. Erinnerung ist von der jeweiligen Absicht abhängig; bei buddhistischen Anwendungen wie den hier beschriebenen ist sie in die Gewöhnung an Heilsames eingebunden.

      In der einschlägigen Literatur gibt es keine Konvention zur Übertragung der Geistesfaktoren in die westlichen Sprachen, «dran pa» wird allerdings zumeist mit «Achtsamkeit» übersetzt. Um in diesem einführenden Text keine Verwirrung zu stiften, halten wir uns an die landläufige Übertragung.

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