Tim Hackemack

HIT THE STAGE


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      Wie viele Shows pro Jahr spielt ihr?

      Ich würde sagen durchschnittlich ungefähr 50. Wir sind keine große Tourband, aber wir versuchen so viele Shows wie möglich zu spielen.

      Du hast also noch einen anderen Job?

      Ja, ich arbeite zwei Tage die Woche. Zum Glück kann ich meine Arbeitszeit selbst auswählen, was es sehr einfach macht. Wenn ich arbeiten muss, kann ich arbeiten, aber ich muss nicht arbeiten. Ich behalte den Job als Backup. In einer Band zu sein, ist nicht immer gleich. Es gibt Monate, in denen wir sehr beschäftigt sind, aber manchmal spielen wir nicht mal eine Show in einem Monat, und dafür brauche ich den Job.

      Du kannst aber mit der Band Geld verdienen?

      Wenn wir regelmäßig spielten, würde es ausreichen, um davon zu leben. Aber es wäre kein luxuriöser Lebensstil. Andererseits ist es zu anstrengend, in einer Band zu spielen und einen Vollzeitjob zu haben. Man muss also Kompromisse eingehen.

      Tourt ihr denn noch für ganze Wochen oder meistens am Wochenende?

      Wir versuchen jedes Jahr eine Tour zu machen, bei der wir jeden Tag spielen, zum Beispiel wenn wir zu einem Ort wie Finnland oder den Niederlanden fliegen, aber ansonsten ist es meistens das Wochenende. An manchen Wochenenden ist es nur ein Auftritt. Das ist eine andere Sache. Wir stehen früh auf, um unseren Flug zu erwischen, und meistens sind wir dann auch super früh am Veranstaltungsort, spielen aber erst um elf Uhr. Das bedeutet, dass man viel Zeit totzuschlagen hat, aber keine Ruhe finden kann, weil immer etwas passiert.

      Und nachdem wir gespielt haben, ist es ungefähr zwölf, und wenn wir mit den Leuten fertig geplaudert und ein paar Biere getrunken haben, ist es mindestens zwei. Unser Rückflug startet ebenfalls früh am Morgen und man muss zwei Stunden im Voraus am Flughafen sein, also hat man nur sehr wenig Zeit zum Schlafen. Wenn wir diese einmaligen Shows machen, ist es manchmal schwieriger, als ein ganzes Wochenende zu touren, denn dann haben wir zumindest etwas Zeit, um uns ein bisschen zu entspannen.

      Was machst du, wenn du Freizeit unterwegs hast?

      Ich nehme immer Bücher mit, aber ich kann sie nie lesen.

      Und was ist mit dem sogenannten Rock’n’Roll-Lebensstil?

      Das kannst du machen, wenn du eine große Band bist und genug Geld verdienst, um in einem verdammt großen Tourbus herumzufahren und alles von anderen erledigt wird. Aber das sind wir nicht, wir machen immer noch die ganze Arbeit selbst.

      Aber ihr seid eine der einflussreichsten Punkbands aller Zeiten?

      Ja, wir mögen berühmt sein, aber wir sind definitiv nicht reich und berühmt.

      Stört dich das? Es gibt fast keine Punk- oder Metalband da draußen, die euch nicht als einen ihrer Einflüsse bezeichnet, und einige von denen werden wirklich groß und spielen in den großen Hallen.

      Nein, wir haben immer noch unsere Integrität. Wir spielen die Songs, die wir spielen wollen, ohne Hintergedanken. Wenn es uns ums Geld ginge, hätten wir vor Jahren aufhören müssen. Die Band ist jetzt 40 Jahre alt. So machen wir das halt.

      Ihr habt eure letzte Platte auf Nuclear Blast veröffentlicht, einem der größten Namen in Deutschland. Hilft das nicht beim Verkauf von Alben?

      Wir haben auch Sachen auf DIY-Labels veröffentlicht, wie unser vorletztes Album, aber die hatten nicht die Mittel, um es richtig zu promoten. Nuclear Blast hat alle wissen lassen, dass wir ein neues Album herausbringen, das war großartig. Das ist ein großer Vorteil, aber die Musikindustrie hat sich verändert und die Labels verdienen heutzutage nicht genug Geld, um auch die Bands zu bezahlen. Wir müssen unser Geld auf der Straße verdienen.

      Wie macht ihr das? Ist es die Gage, die ihr von den Veranstaltern erhaltet, oder ist es das Merch?

      Das hängt von dem Land ab, in dem wir sind. In einigen von ihnen verkaufen wir kein Merch, in anderen ist es viel. Aber wir wissen meistens aus Erfahrung vorher, wo wir viel verkaufen und wo nicht. Manchmal machen wir spezielle T-Shirts für Gigs, was es etwas persönlicher macht.

      Welches Publikum schätzt ihr am meisten?

      Für uns ist es hauptsächlich Osteuropa wie die Tschechische Republik. Da gehen die Leute wirklich aufs Ganze. Da kommen nicht so viele Bands vorbei, also machen sie das Beste aus jeder Show. Was die Publikumszahlen angeht, gibt es sogar innerhalb von Großbritannien große Unterschiede. Wenn wir in London spielen, ist das Publikum wirklich gut und viele junge Leute kommen, aber je weiter wir nach Norden gehen, desto mehr alte Punkrocker kommen, um ihre Jugend noch einmal zu erleben. Es ist dann keine sehr aktive Truppe.

      Gibt es Länder, die ihr noch besuchen möchtet?

      Ja, wir wollen unbedingt nach Australien, aber bisher hat es nicht geklappt. Wir hatten kein anständiges Angebot. Discharge hat in vielen Ländern auf der ganzen Welt gespielt, aber dieses fehlt noch.

      Ich habe von vielen Bands gehört, dass sie auf dem europäischen Festland viel besser behandelt werden als in England. Ist das für eine Band wie Discharge auch so?

      Wir erleben das Gleiche. In England wird man nicht sehr gut behandelt. In Europa hingegen kümmern sich die Veranstalter um die Bands, sie verpflegen die Bands und man fühlt sich willkommen. Es ist viel professioneller als in England. Dort wollen sie nur, dass du spielst, bezahlt wirst und verdammt noch mal abhaust.

      Gibt es einen Ort, an dem du nicht mehr spielen willst?

      Wahrscheinlich die USA, denn als wir das letzte Mal in den USA waren, wurden wir immer von den Veranstaltern abgezockt. Aber außerdem ist es zu schwer, in die Staaten zu gelangen. Rainy und Tezz können sowieso nicht rein, also müssten wir los und Ersatz für sie finden. Aber selbst wenn sie reinkommen könnten, würden wir wahrscheinlich wieder abgezockt werden. Das ist eine Schande, denn wir haben unsere größte Fangemeinde in den USA, Mittelamerika und Südamerika.

      Aber ihr könntet dorthin gehen?

      Ja, könnten wir, und die Band war da, bevor ich dazukam. Wir bekommen immer noch viele Angebote, aber man muss wissen, mit wem man es zu tun hat. Aber wir werden das machen, wenn es eine gute Gelegenheit gibt.

      Teilt ihr die Verantwortung in der Band?

      Wir sind wirklich eine sehr unorganisierte Band. Wenn also etwas getan werden muss, tut es einer von uns, aber wir haben keine Verantwortlichkeiten festgelegt. Wir sind nur professionelle Musiker.

      Ich habe das gemerkt, als Tezz bei der Show in Deventer für Rainy am Bass einsprang. Es war kein großer Unterschied. Es war so, als hättet ihr zu fünft gespielt.

      Er ist in allem großartig. Als Discharge anfing, war er der Sänger, dann der Schlagzeuger und 2014 wechselte er zur Rhythmusgitarre. Er hat mit mir auch Bass bei Broken Bones gespielt.

      Du warst der Sänger von Broken Bones, bevor du Rat von den Varukers als Sänger von Discharge ersetzt hast. Musstest du darüber nachdenken, als du gefragt wurdest?

      Ja, musste ich. Ich habe viel darüber nachgedacht und dann gesagt, ich werde es versuchen und wenn es nicht klappt, verpisse ich mich halt wieder. Zum Glück war es großartig.

      Bist du als jüngstes Mitglied gleichberechtigt in der Band?

      Ja, wir sind alle gleich in der Band und wir entscheiden gemeinsam über die wichtigen Dinge. Niemand ist wirklich der Chef.

      Habt ihr noch viele Streitigkeiten oder seid ihr euch alle ziemlich einig?

      Ja, es gibt Streits. Es gibt immer Streits, Dauerstreit. Das gehört dazu, in einer Band zu sein, denke ich. Aber wenn wir nicht auf Tour sind, sehen wir uns nicht so oft, weil wir alle in verschiedenen Teilen des Landes leben.

      Müsst ihr proben?

      Nein, wir üben nur, wenn wir an neuem Material arbeiten müssen. Die Gigs sind unsere Proben.

      Wer hat neue Ideen, schreibt ihr die Songs zusammen?

      Wir schreiben