Sylke Brandt

Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane)


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ection> Die Feuertaufe

Atlantis

      Impressum

      Eine Veröffentlichung des

       Atlantis-Verlages, Stolberg

       Oktober 2021

       Alle Rechte vorbehalten.

       © Dirk van den Boom & Thorsten Pankau

       Druck: Schaltungsdienst Lange, Berlin

       Titelbild: Klaus G. Schimanski

       Umschlaggestaltung: Timo Kümmel

       Lektorat und Satz: André Piotrowski

       ISBN der E-Book-Ausgabe (EPUB): 978-3-86402-809-0

       Die Romane in diesem Band sind auch einzeln als Paperback und E-Book überall im Handel erhältlich.

       Besuchen Sie uns im Internet:

       www.atlantis-verlag.de

      Band #011: Die Erleuchteten

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Atlantis

      Prolog

      Die Etablierung der Rettungsabteilung des Freien Raumcorps ist nur unter großen Schwierigkeiten gelungen: Ein ausrangierter Kreuzer und eine zum Teil völlig unerfahrene Besatzung wurde in eine Feuertaufe geschickt, die beinahe in einer Katastrophe geendet hätte. Doch die zusammengewürfelte Crew hat sich als überlebensfähig erwiesen und trotz aller Intrigen, die sich im Hintergrund unheilvoll zusammenbrauen und sich bereits in einem hinterhältigen Angriff offenbart haben, steht die Crew der Ikarus hinter ihrem neuen Auftrag: zu helfen, wo sonst niemand zu Hilfe eilen kann, egal wie schwierig die Situation ist. Die Gefahren ihrer Arbeit wurden schnell offensichtlich: Sally McLennane, die Leiterin der Abteilung, fiel beinahe einem Mordanschlag zum Opfer und bei der Rettungsaktion um das weiße Raumschiff wurden die Crewmitglieder nicht nur mit ihren ureigenen Ängsten, sondern auch mit im Geheimen operierenden Waffenhändlern konfrontiert. Ein geheimnisvolles Wesen namens Lear trat auf die Bühne, doch seine Absichten sind noch unklar. Der Versuch, einen verschollen geglaubten Forscher zu retten, führte zur Konfrontation mit dem Gott der Danari – und zu einer Reise in die Vergangenheit. Auf der abstürzenden Spielhölle, einer Raumstation voller Ganoven und Vergnügungssüchtiger, hatte die Crew der Ikarus Daten über ein Sonnensystem außerhalb des erforschten Raumes gewonnen – und die Neugierde darauf, was in diesem Sonnensystem zu finden ist, führt schließlich zur Requiem, zur Vernichtung der Ikarus I. Gebeutelt und von Selbstvorwürfen geplagt, sind unsere Helden nach Vortex Outpost zurückgekehrt. Dort konnte sie sich bei der Verteidigung eines Konvois und schließlich beim Angriff auf die Station durch die Gegner Sally McLennanes im Raumcorps Verdienste erwerben: Die Verschwörung brach zusammen und Sally wurde wieder zur Corpsdirektorin ernannt. Zum neuen Chef der Rettungsabteilung wurde Captain Roderick Sentenza befördert. Nach turbulenten Ereignissen auf Cerios III, die die Crew mit einer Chance mit einer – leider – verhängnisvollen Unsterblichkeit in Berührung brachte, scheinen die Ereignisse einem Höhepunkt entgegenzustreben – und alles beginnt mit dem Seer’Tak City-Blues, wo man erstmals auf die Hintermänner einer galaktischen Verschwörung trifft und auf die Outsider, deren genaue Pläne noch im Dunkeln liegen. Bevor man sich diesem Problem widmen kann, taucht gleich ein weiteres auf – das der Erleuchteten …

      Die Enge wirkte auf einmal bedrückend. Sonst war sie es gewohnt, in dem Schrein zu arbeiten, auch mit den anderen zusammen. Doch die Gewissheit, dass etwas schiefgelaufen war, nagte in ihr.

      Nova blinzelte leicht in das Halbdunkel hinein. Die anderen Suchenden hockten noch immer seelenruhig im Kreis um das Cernum in ihrer Mitte. Der ruhige Atem der anderen war das einzige Geräusch im Tempelraum. Zu früheren Zeiten, dachte Nova, hätte man vielleicht das leise Knistern abbrennender Fackeln oder Kerzen vernommen, doch heute gab es dimmbare Glimmerstäbe. Der schwachviolette Schein wurde von den Gesichtern der anderen sieben reflektiert. Sie hatten ihre Lider geschlossen. Mit Ausnahme Prosperos.

      Der füllige Akolyth blickte unverwandt in Novas Richtung. Auch er musste die Veränderung wahrgenommen haben. Doch als sich Novas Lippen teilten, schüttelte er kaum merklich den Kopf. Sein Blick gab ihr zu verstehen, dass es nicht ratsam war, das heilige Gebet zu unterbrechen. Nova sah, wie die anderen Suchenden noch immer stumm meditierten, und fügte sich. Sie schloss die Augen, versuchte, ihren Atem zu beruhigen, doch sie fand nicht mehr in ihren Rhythmus. Das bohrende Gefühl, dass etwas Schreckliches geschehen war, wollte nicht weichen.

      Sie lugte unter ihren zu einem Spalt geschlossenen Lidern hindurch und stellte fest, dass auch Prospero wieder ins Gebet versunken war. Nova spähte nach links zum Schrein. Von zwei Glimmerstäben flankiert, ruhte dort die Büste des Erlösers: kein Schnitzwerk, keine Skulptur aus Stein, sondern die dreidimensionale Holografie des charismatischsten Mannes, den Nova je kennengelernt hatte. Seinetwegen war sie in den Orden eingetreten.

      Die junge Frau versuchte es noch einmal mit ihrer Atmung. Kam es ihr nur so vor oder war die Luft tatsächlich dünner geworden. Stimmte irgendetwas nicht mit der Wiederaufbereitung? Hatte es eine Panne gegeben?

      Finde zu dir!, ermahnte eine innere Stimme sie. Warum war sie nur mit ihren Gedanken bei allem anderen als dem Gebet?

      Dann hörte sie es! Es klang wie das ferne Säuseln einer auf- und abschwellenden Brandung. Zuerst glaubte sie, sich das Geräusch nur einzubilden, doch als auch Akolyth Prospero und ein weiterer Suchender die Lider hoben und lauschten, wusste sie, dass der Laut durch das massive Portal drang. Im übrigen Schiff mochte der dröhnende Alarm überlaut wahrnehmbar sein, doch hier im Tempelraum waren sie weitgehend von äußeren Einflüssen abgeschottet, um sich voller Konzentration dem Gebet hinzugeben.

      Der Suchende neben Prospero machte Anstalten, sich zu erheben, doch die Hand des Akolythen schnellte vor und legte sich auf den Unterarm des anderen. Verwirrt blickte der Mann zur Seite, begegnete dem leichten Kopfschütteln des Priesterjüngers und hielt inne. Sein Blick aber verriet, dass er sich keineswegs beruhigt hatte.

      Nova sah zum Portal: eine aus Titaniumlegierung geschaffene Doppeltür, dichter als alles andere, was je von Menschenhand erschaffen worden war. Die Erbauer der Zuflucht hatten ganze Arbeit geleistet, als sie die Tempelräume planten. Nichts und niemand sollte die Jünger bei ihren Messen und Gottesdiensten stören.

      Für einen Augenblick fragte sich Nova, ob die Tempelräume auch bei der völligen Zerstörung der Zuflucht noch intakt bleiben würden. Sie erschrak über ihren eigenen Gedanken. Ein feines Kribbeln lief ihr den Rücken hinunter und ein eisiger Schauer stellte ihre Nackenhaare auf.

      Zwei weitere Suchende öffneten irritiert ihre Augen. Auch sie mussten den Alarm wahrgenommen haben – oder registrierten den schneller gewordenen Atem Prosperos. Ein Anflug von Panik trat in sein Gesicht, als er sah, dass weitere der Gläubigen ihr Gebet unterbrachen. Das war unerhört und noch nie in ihrer Gemeinschaft vorgekommen!

      Obwohl Nova wusste, dass ihr eine schwere Bestrafung bevorstand, wollte sie sich kurz entschlossen erheben und zum Portal gehen, um nach dem Rechten zu sehen. Doch einer der Suchenden kam ihr zuvor. Der Mann – seinen Namen kannte sie nicht, denn er war erst heute ihrer Gebetsgruppe zugeteilt worden – tapste barfuß zum Tor. Auch wenn er sich noch so sehr bemühte, leise zu sein, klangen seine Schritte dumpf im Tempelraum wider. Die Laute holten auch die letzten Meditierenden aus ihrer Trance.

      Prosperos fahler Teint wich einem kräftigen Rot, während ihm die Augen vor Empörung beinahe überquollen.

      »Allmächtiger Erlöser!«, entfuhr es ihm und im selben Moment schien er zu bemerken, dass es seine Worte waren, die die Andacht endgültig störten. Ein Sakrileg ohnegleichen, für das er sich wahrscheinlich heute