Caroline Sperling

Sanfte Fohlenausbildung


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können.

      Die medizinische Versorgung

      Das Impfen

      Die Impfung gilt als Schutzmaßnahme vor Infektionskrankheiten und deren Verbreitung. Damit ein ausreichender Schutz besteht, müssen Fohlen grundimmunisiert werden. Dies ist eine zweimalige Impfung im Abstand von vier bis sechs Wochen. Wenn möglich sollte immer nur eine Komponente und kein Kombiimpfstoff verwendet werden, weil so die Immunantwort intensiver ist und der Schutz besser gewährt ist.

      Es gibt drei Impfungen, die in der Literatur im Fohlenalter genannt werden. Es sind die gegen

      • Tetanus,

      • Equine Influenza und

      • Equine Herpesvirus-Infektionen.

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      Die beste Prophylaxe ist eine gute Koppel- und Stallhygiene. (Foto: Namay Dolphin)

      Tetanus ist eine schwere Erkrankung, die bei Ausbruch zum Tod des Tiers führen kann. Sie wird hervorgerufen durch das Gift des Tetanusbakteriums, das zentralnervöse Störungen verursacht. 50 bis 80 Prozent der Tiere versterben trotz intensiver therapeutischer Behandlung.

      Equine Influenza, auch als Pferdegrippe, Hoppegartener Husten oder Infektiöse Tracheobronchitis bezeichnet, ist eine schwere Atemwegs-erkrankung, aus der sich chronische Schäden entwickeln können.

      Equine Herpesvirus-Infektionen lösen eine Entzündung der Atemwege aus und werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Oft haben die Tiere neben dem Husten eine Lungenentzündung, Fieber, Nasen- sowie Augenausfluss.

      Empfohlen wird, im Alter von sechs Monaten erstmalig gegen Tetanus und Equine Influenza zu impfen, wobei der Termin vom Gesundheitszustand des Fohlens abhängig gemacht werden sollte. Ob Sie Ihr Pferd auch gegen Herpes impfen lassen und, wenn ja, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, besprechen Sie am besten mit Ihrem Tierarzt. Allerdings wird die Notwendigkeit einer Herpes-Impfung mittlerweile auch in medizinischen Fachkreisen diskutiert und ist umstritten.

      Das selektive Entwurmen

      Früher war die Empfehlung, Fohlen zwischen der vierten und sechsten Woche das erste Mal zu entwurmen, danach im Abstand von zwei bis drei Monaten. Für erwachsene Pferde galt die Regel: Entwurmen viermal pro Jahr mit wechselnden Wirkstoffen.

      Aus zwei Hauptgründen kam es aber in der Vergangenheit mehr und mehr zu Resistenzen der Parasiten gegen Entwurmungsmedikamente: Zum einen wurden die Pferde zwar regelmäßig entwurmt, es wurden aber keine Kontrollen durchgeführt, ob die Wurmkur den gewünschten Erfolg erzielt hatte. Der zweite Grund war, dass teilweise sogar alle zwei Monate entwurmt wurde, ohne vorher die Notwendigkeit einer Wurmkur zu überprüfen.

      Durch die vermehrt auftretenden Resistenzen gegenüber einzelnen antiparasitären Wirkstoffen denken einige Tierärzte um und beschreiten neue Wege: Die Methode der selektiven Entwurmung etabliert sich mehr und mehr. Bei diesem System wird der Kot vor und nach Gabe einer Wurmkur untersucht und die Ergebnisse werden schriftlich festgehalten. Die Eiausscheidungen eines einzelnen Pferde, aber auch die des gesamten Bestands werden untersucht, erfasst und bewertet. Das Ziel ist, eine individuelle Behandlung zu finden mit dem Grundsatz: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

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      Hengste ziehen durch ihre Attraktivität alle Blicke auf sich. (Foto: Christiane Slawik)

      Gerade Fohlen und Jungpferde besitzen noch kein voll ausgereiftes Immunsystem. Dadurch sind sie anfälliger für Parasiten, die enorme Schäden anrichten können. Aus diesem Grund halte ich es für besonders wichtig, selektiv zu entwurmen, damit man einen Überblick hat und bei einem Befall rechtzeitig und wirksam behandeln kann. Ist das Jungpferd nur leicht befallen (unter dem Schwellenwert von 200 EpG [Ei pro Gramm]), kann man mit gutem Gewissen auf ein Entwurmen verzichten. Denn wenn auch Entwurmungsmedikamente langfristig nicht schädlich sind, belasten sie doch den Organismus.

      TIPP

      Tierarzt Dr. Marcus Menzel aus der Tierarztpraxis Thurmading ist der Vorreiter auf dem Gebiet der selektiven Entwurmung, in enger Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie, Tierärztliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität München. Für weitere Informationen: www.selektive-entwurmung.com.

      Das Kastrieren

      Die wenigsten Pferdebesitzer wollen mit ihrem Pferd züchten. Damit hengsttypisches Verhalten im Beisein von Stuten – wie Tänzeln an der Hand, Wenig-auf-den-Menschen-konzentriert-Sein, Schnauben, Aufwölben des Halses bis hin zum Besteigen − unterbunden wird und keine Nachkommen gezeugt werden können, lässt man Junghengste kastrieren. Bei der Kastration werden die beiden Hoden chirurgisch entfernt. Wallache sind meist wesentlich einfacher zu handhaben und können artgerechter in der Herde gehalten werden, was bei Hengsten oft aus organisatorischen Gründen nicht möglich ist. Es ist meist schwierig, Hengste in einer Herde mit Wallachen und anderen Hengsten zu halten, wenn Stuten in Sichtweite sind.

      Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, den Junghengst legen zu lassen? Einen genauen Zeitpunkt kann man nicht nennen. Es kommt auch auf die äußeren Umstände an. Lebt ein Junghengst in einer gemischten Herde zusammen mit Stuten, wird man ihn legen lassen müssen, sobald man merkt, dass er geschlechtsreif wird. Seine Geschlechtsreife erlangt er zwischen dem zwölften und zwanzigsten Lebensmonat. Das erkennt man, wenn er deutliches Interesse an Stuten zeigt und beginnt, sie zu besteigen. Soll das Pferd in dieser Herde bleiben, wird man um eine sofortige Kastration nicht herumkommen.

      Wächst jedoch der Hengst in einer reinen Wallach- und Hengstherde auf, kann man den Zeitpunkt des Legenlassens selbst wählen. Das Testosteron, das mit Beginn der Geschlechtsreife produziert wird, ist verantwortlich für die Entwicklung eines männlichen Körperbaus, für eine imposante, hengsttypische Ausstrahlung und für ein dominantes Verhalten. In diesem Fall würde ich – solange der Junghengst vom Verhalten gut handhabbar und brav bleibt – warten, bis er zwei oder drei Jahre alt ist. Bis dahin hat sein Körper genügend Zeit, sich männlich auszubilden. Neben einer guten Bemuskelung haben Hengste meist sehr dichtes Schweif- und Mähnenhaar, was sie zu wunderschönen, ausdrucksstarken Tieren macht.

      Bis sie circa drei Jahre alt sind, können viele Junghengste in der Box im Stehen kastriert werden. Bei älteren Tieren entscheidet man sich häufig für das Legenlassen im Liegen und unter Vollnarkose in einer Tierklinik. Ich empfehle, den Zeitpunkt und die Handhabe in Absprache mit Ihrem Tierarzt zu wählen.

      TIPP

      Bevor das Jungpferd das erste Mal aufgetrenst wird, sollten auf jeden Fall die Zähne kontrolliert werden, damit kein negatives Bild (Schmerzen) in Verbindung mit der Trense abgespeichert wird.

      Die Zahnpflege

      Pferdezähne wachsen und benötigen genauso wie die Hufe eine regelmäßige Pflege. Bei Wildpferden ist dies nicht nötig, weil sie 17 Stunden am Tag damit beschäftigt sind, hartes Steppengras zu suchen und zu fressen. In vielen Pensionsställen bekommen unsere domestizierten Vierbeiner zwei- bis dreimal pro Tag Futter, das viel weniger strukturiert, aber energiereicher ist. Dafür ist das Gebiss unserer Pferde aber nicht geschaffen. Es kommt oft zu einer ungleichmäßigen und nicht ausreichenden Abnutzung der Zähne, die zu weitergehenden Problemen führen kann − zum Beispiel zu Verspannungen im Rücken, zu schlechter Verwertung des Futters bis hin zu Koliken. Daher ist eine regelmäßige Kontrolle und Pflege durch einen Fachmann sehr wichtig.

      Vom Fohlenalter bis zum Zweieinhalbjährigen sollten die Zähne einmal pro Jahr kontrolliert werden. Fehlstellungen können so, wenn sie rechtzeitig erkannt werden, viel einfacher korrigiert werden. Haken und scharfe Kanten an den Backenzähnen entstehen durch eine unregelmäßige Abnutzung der Zähne und führen zu Verletzungen der Backenschleimhaut