gescheitert waren.
Der mit M. schon länger bekannte Detektiv und mutmaßliche Drahtzieher des „Ibiza-Videos“, Julian Hessenthaler, sagte in diesem Zusammenhang vor dem Untersuchungsausschuss jedenfalls, dass das Video nicht notwendig gewesen wäre, hätte es schon davor Ermittlungen und eine Anklage gegen Strache gegeben.
Hessenthaler war 2015 Geschäftsführer der „Konsic GmbH“. Diese Firma „beschäftigt sich“, so die damalige Eigendarstellung auf der Homepage, über die „Zur Zeit“ berichtete, „mit der Aufklärung von Straftaten für Unternehmen.“ Bei „operativen Ermittlungen“ komme es zum „Einsatz von verdeckten Ermittlerteams“, zur „Beweismittelgewinnung“ und zu „juristische[r] Begleitung“. Interessant sind auch die beispielhaft genannten Auftraggeber (Stand April 2017): „Zu den Klienten gehören renommierte internationale Konzerne, sowie BKA, BMI und Regierungen innerhalb Europas.“14
Gerüchte wollen nicht verstummen, dass die „Konsic GmbH“ zumindest einmal auch mit österreichischen Behörden kooperiert haben soll. „Der Standard“ schreibt dazu am 7. August 2019:
„Die Hinweise auf eine frühere Zusammenarbeit zwischen einem der am Ibiza-Video beteiligten Detektive und den österreichischen Behörden verdichten sich. Dabei soll es um eine Operation namens „Projekt Mezzo“ im Bereich des Tabakschmuggels gehen. Der internationale Tabakkonzern Philip Morris soll eine Detektei mit Ermittlungen beauftragt haben, dabei kam es zur Kooperation mit der Finanzpolizei und dem Bundeskriminalamt“.15
Der Tabakkonzern bestätigte dem „Standard“, eine Operation mit diesem Namen zu kennen. Es stimme auch, dass es im Zeitraum der Operation zum Aufgriff „großer Mengen illegaler Zigaretten durch die Zollbehörden kam“. Unterlagen zu dem Projekt lägen jedoch nicht mehr vor, weil die zuständigen Mitarbeiter den Konzern verlassen hätten. Deshalb könne man nicht sagen, ob der durch den Ibiza-Clip in die Schlagzeilen geratene Detektiv Julian Hessenthaler daran beteiligt gewesen wäre.
Beim Innenministerium, so der „Standard“, gebe man sich dazu bedeckt: Laufende Ermittlungen wolle man dort nicht kommentieren, auch die Existenz eines „Projekt Mezzo“ werde nicht kommentiert.16
Krone.tv-Moderatorin machte Lockvogel für Strache schön
Die Kontakte zwischen dem „Ibiza“-Detektiv Hessenthaler und dem Bundeskriminalamt bestanden also schon länger. Dies bestätigte Hessenthaler auch vor dem Untersuchungsausschuss.
Tatsächlich wurden die Bemühungen, den FPÖ-Chef in verfängliche Situationen zu bringen, um dies dann politisch nutzen zu können, intensiviert. Wer als Mastermind dahinter stand, inwieweit hier noch immer die ÖVP oder andere Interessengruppen involviert waren oder ob tatsächlich die Ibiza-Bande alleine Regie geführt hat, konnte der Untersuchungsausschuss nicht aufklären. Fakt ist aber, dass Julian Hessenthaler zu diesem Zeitpunkt in die Pläne von Rechtsanwalt Ramin M. eingebunden war. Das Ibiza-Projekt nahm somit seinen Lauf.
Vielmehr noch: Hessenthaler wollte seinen Kumpanen zeigen, wie man ein derartiges Projekt aufzieht. Parallel zum laufenden Bundespräsidentenwahlkampf entstand im Sommer 2016 bei „ein paar Drinks“ die Idee, Strache wegen seines angeblichen Drogenkonsums auffliegen zu lassen. Schon damals setzte Hessenthaler auf schöne Frauen, die als Lockvögel fungieren sollten, um dem FPÖ-Parteichef näher zu kommen. Die damalige Freundin des Anwalts M., eine heutige „Krone.tv“-Moderatorin, machte ihrer eigenen Aussage zufolge die Ex-Freundin von Julian Hessenthaler in der Wohnung des Ibiza-Anwaltes „schön“.17 Sie soll von der Moderatorin für den Besuch einer Geburtstagsfeier geschminkt und aufreizend angezogen worden sein, um so den geladenen Politikern näherzukommen und im Zuge dessen belastendes Material zu sichern.
Später gab Hessenthaler zu Protokoll, dass es sich dabei um eine „eher amateurhafte“ und nicht „ernst gemeinte“ Aktion gehandelt habe. Man habe sich dann damit gegenseitig gehäkelt und gehänselt, „dass wir Strache nicht erwischen“. Anwalt M. dürfte die Sache allerdings nicht gefreut haben, denn es kam zum Disput mit Hessenthaler, dem er vorwarf, bei der Strache-Geschichte nicht weiterzukommen. Hessenthaler rechtfertigte sich damit, dass ja kein Budget da sei, worauf M. ihn fragte, was er denn brauchen würde. Laut Hessenthaler warf er dann eine „Nummer“ in den Raum.18
Im ORF-Report sagte Hessenthaler am 18. Mai 202119, dass das Geld für die Sachkosten der „Ibiza-Falle“ – rund 100.000 Euro – von Anwalt M. stammte. Das Interview wurde im Gefängnis aufgenommen, wo Hessenthaler wegen mutmaßlichem Drogenhandel und mutmaßlicher Erpressung von Heinz-Christian Strache in Untersuchungshaft sitzt.
Es bestehen große Zweifel an der Darstellung, dass Julian Hessenthaler das Drehbuch für das „Ibiza-Video“ alleine geschrieben haben könnte. Fraglich ist auch die Aussage Hessenthalers, dass die 100.000 Euro allein vom „Ibiza“-Anwalt kamen. Experten bezweifeln weiters auch die Höhe der Summe für die aufwändige Aktion in Spanien, sie wird als viel zu niedrig eingeschätzt. Gab es also noch weitere Hintermänner, die das alles finanzierten? Und wer waren sie?
Sex und Drogen: Video-Falle für eine Edelprostituierte
Als gesichert gilt, dass der Detektiv Julian Hessenthaler ein Fachmann für versteckte Kameras ist. Das bestätigt eine ziemlich unappetitliche Geschichte, die im Zuge des Untersuchungsausschusses medial bekannt wurde. Ein Jahr nach Auftauchen des „Ibiza-Videos“ wurde im selben Stil eine Prostituierte beim Sex und Drogenkonsum gefilmt. Zweck dieser Aktion: Der Sohn eines ORF-Promis wollte im Sorgerechtsstreit um ein gemeinsames Kind harte Fakten schaffen. Die betroffene Dame sollte in einem Verfahren vor dem Bezirksgericht als „unzuverlässig“ punziert werden und so das Sorgerecht zugunsten des Auftraggebers verlieren.
In diesem Zusammenhang kam neuerlich ein Name ins Spiel, der im Zentrum der „Ibiza-Affäre“ steht: Rechtsanwalt Ramin M.. Er kannte seinen Klienten seit zehn Jahren und war geschäftlich mit ihm „verbandelt“, wie der Beschuldigte in einem Gerichtsverfahren aussagte.20
Diese Videofalle wurde allerdings nicht auf Ibiza, sondern in einem Wiener Luxushotel auf der Donauplatte umgesetzt. Zwei Bekannte von Hessenthaler spielten die Kunden des Edel-Callgirls: Vor den Geheimkameras ließen sie die Prostituierte Kokain konsumieren, anschließend wurde das Trio beim ungeschützten Verkehr gefilmt. Die Ausbeute: 53 Video-Dateien.
Das Beispiel zeigt, wie skrupellos M. und Hessenthaler auch in anderen Fällen vorgingen, um ihr Ziel zu erreichen. Wenigstens verwies man in diesem Fall nicht auf ein „zivilgesellschaftliches Projekt“ wie nach der Veröffentlichung des „Ibiza“-Videos.
Zurück zur Vorbereitung des Videos: Nachdem M. zumindest einen Teil des Geldes bereitgestellt hat, ist Hessenthaler im Sommer 2016 also bereit, Beweise zu erbringen, um Strache in einen Skandal zu verwickeln. Er erfindet die falsche Oligarchen-Nichte Alyona Makarov. Diese trifft nach Vermittlung der Immobilienmaklerin Irena Markovic, die sowohl M. als auch Johann Gudenus kennt, im März 2017 erstmals auf das Ehepaar Gudenus.
Standesgemäß fährt die vermeintlich reiche Russin in einer Maybach-Luxuskarosse vor. Sie gibt an, sich für eine Jagd im niederösterreichischen Waldviertel zu interessieren, wo Gudenus Grundstücke geerbt hat.
Bei der Besichtigung des Grundstücks wird man schnell handelseins, wobei es aber nie zur Geschäftsabwicklung kommt. Interessant dabei ist, dass zwischen der Immobilienmaklerin Markovic und Gudenus‘ Ehefrau Tajana ein Nebenvertrag ausgehandelt wurde. Inhalt: Bei Vertragsabschluss würden sich Markovic und Tajana Gudenus die Provision teilen.2122
Über die Anbahnung mit der vermeintlichen Oligarchen-Nichte über die Immobilienmaklerin Markovic sagte Johann Gudenus im Untersuchungsausschuss:
„Das Vertrauen habe ich auch deswegen gehabt, weil sie [Markovic] erstens mit meiner Frau befreundet war, ich sie kenne