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Grundwissen Eigensicherung


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       Coping (englisch to Cope with = bewältigen, überwinden, kämpfen mit)

      Der Begriff Coping wurde durch Lazarus (1981) geprägt und bedeutet so viel wie die Bewältigung von Stress.10 Er hat dabei zwischen dem problemorientierten und emotionsorientierten Coping unterschieden. Als dritte Möglichkeit ist auch das bewertungsorientierte Coping in diese Betrachtung einzubeziehen.

      Beim problemorientierten Coping zielt das gesamte Verhalten auf die meist zukünftige Lösung eines Problems. Bei Einsätzen beispielsweise versuchen die eingesetzten Beamten, möglichst viele Informationen zu generieren. Somit können sie problemorientierter Sachverhalte betrachten und auch die Eigensicherung veränderten Situation anpassen. Ähnliche Einsätze sind in der Zukunft durch die entwickelten Lösungsmöglichkeiten besser zu bewältigen. Dies wird im Polizeiberuf bei Einsätzen täglich durchgeführt und schult die eigene Wahrnehmung von Gefahrensituationen.

      Das emotionsorientierte Coping beinhaltet die Linderung von Belastungssymptomen. Durch Selbstgespräche und Kanalisierungen durch Ablenkungen sollen Lösungsstrategien entwickelt werden. Weiterhin kann man selber Spannungen reduzieren, beispielsweise durch Rauchen, Essen & Trinken oder Sport. Die Verdrängung von Problemen und der Wunschgedanke, dass alles gut werden wird, werden ebenfalls hierunter zusammengefasst. Das problem- und emotionsorientierte Coping kann auch immer zusammen stattfinden und baut nicht aufeinander auf.

      Das bewertungsorientierte Coping ist die Konsequenz aus der primären und sekundären Bewertung der Belastung. Durch die ständige Interaktion zwischen der primären und sekundären Bewertung wird im Idealfall die Belastung eher als Herausforderung denn als Belastung angesehen. (Reininger, Gorzka, 2011)

       Langfristige Schutzfaktoren Rationalisierung

      Belastende Ereignisse (schwere Verkehrsunfälle, Tote, Schwerverletzte) lassen sich mit der nötigen Berufserfahrung „aus einer gewissen „professionellen Distanz“…“ (Krampl, 2007, S. 14) betrachten, um die eigene Anteilnahme und das eigene emotionale Miterleben in Grenzen zu halten. Die Gefahr bei der Rationalisierung besteht in der Verdrängung persönlicher Belastungen, die im Einsatz erlebt worden sind. Die nötige emotionale Distanz von der Verdrängung zu differenzieren, ist für persönlich betroffene Kollegen und Kolleginnen häufig nicht so leicht. Es sollten daher nach Einsatzende weitere Nachbesprechungen und Hilfsangebote wahrgenommen werden. Hierbei sind die polizeilichen Beratungsstellen nicht außer Acht zu lassen. Ihre Wichtigkeit und Kompetenz gewinnt bei den Dienststellen und Polizeibeamten immer mehr Akzeptanz und Bedeutung. Wo Polizeibeamte sich früher eher als „schwach, unzulänglich und nicht belastbar gesehen haben, nehmen heute immer mehr Beamte die Hilfs- und Präventionsangebote in Anspruch. Das Thema der dienstlichen Belastung ist kein Tabu-Thema mehr.

       Eigene Kompetenzerwartung und Erfahrung durch Einsatz und Training

      Die Bewältigung unterschiedlicher Einsätze und den daraus resultierenden Erfahrungen führt zu einem positiven Selbstbild. Es entwickelt sich ein positives Selbstverständnis und der Eindruck, mit belastenden Situationen gut umgehen zu können. Zusätzlich wächst auch das Vertrauen zu Kollegen und den vorhandenen Einsatzmitteln, wie beispielsweise die Schutzweste, die nicht nur in Nachtschichten getragen werden sollte. Auch ein gutes theoretisches Grundlagenwissen hilft, Kompetenzen schneller zu entwickeln und diese auch nach außen auszustrahlen. Des Weiteren ist vorbereitendes Training in objektiver und subjektiver Hinsicht von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Handlungskompetenz

       Kompetenzgewinn durch Training

      Schulungen und Fortbildungen bieten die Grundlage und das Fundament für jedes Einsatzhandeln. Es kommt zur Ausbildung von Kompetenzen und Handlungsalternativen, die im Realeinsatz benötigt und nicht erst herausgebildet werden können. Es müssen Automatismen in Form von grundsätzlichen Grundlagentrainings gelehrt werden, um in einer Einsatzsituation bestehen zu können. Dabei ist der sichere Umgang mit Einsatzmitteln und das Bewusstsein der Einsetzbarkeit unter Stress ein wichtiges vorbereitendes Element, um auch Einsätze unter Stress bewältigen zu können. Hier sollten folgende Unterweisungsmethoden aus der Trainingslehre angewendet werden:

       • Vom Leichten zum Schweren

       • Vom Bekannten zum Unbekannten

       • Vom Einfachen zum Komplexen

      Dies zeigen auch die mit Studierenden der Polizeiakademie Niedersachsen durchgeführten Untersuchungen zur Bewältigung von polizeilichen Hochstressphasen, die in meiner Dissertation zum Ausdruck kommen werden. Durch intensive realistisch nachgestellte Szenarien unter Hochstress mit im Vorfeld durchgeführten Grundlagentrainings können implizite Lernprozesse angeregt werden, die auch in Extremsituationen noch eine Handlungskompetenz möglich machen.11 Im Idealfall entsteht eine Handlungsroutine bei der Bewältigung von Extremsituationen (zur Bedeutung gedächtnispsychologischer Grundlagen für die polizeiliche Tätigkeit vgl. auch Heubrock, 2010).

       Anerkennung von Vorgesetzten/Führungskräfte

      Als weiterer Aspekt, der nach den Aussagen von Polizeibeamten präventiv bei Stressbelastungen wirkt, ist der positive Rückhalt von Führungskräften innerhalb der Polizei. Haben die Mitarbeiter das Gefühl, dass die Arbeitsergebnisse anerkannt werden, wächst auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Durch die positive Rückkopplung wird in kritischen Situationen verhindert, dass Beamte eher an die Bewältigung der Einsatzlage als an die Folgen durch die Führungskraft denken. Gerade bei jungen Kollegen, die noch eine geringe Anzahl an Einsätzen und somit auch relativ wenige notwendige Einsatzerfahrungen sammeln konnten, ist dies ein positiver Effekt für die Stressprävention (Gruschinske, 2010).

       Das Vorhandensein einer Polizeikultur

      Die „Polizeikultur“ wirkt im Rahmen der Prävention von Posttraumatischen Belastungsstörungen als Schutzfaktor in der polizeilichen Arbeit. Durch die „Subkulturentwicklung“ mit eigenen Werten und Normen bilden sich eigenständige soziale Muster, die berufstypisch sind und als Polizeikultur bezeichnet werden können.12 Weitere Schutzfaktoren sind ein Gemeinschaftsgefühl (Identifikationsbezug) und die soziale Unterstützung durch Kollegen. Polizeibeamte werden in der Ausbildung grundsätzlich auf Einsatzsituationen vorbereitet und belastende Ereignisse werden im Allgemeinen als Teil ihres Arbeitsplatzes angesehen. (Schneider, Latscha, 2010, S. 39)

       Mentale Vorbereitung

      Die mentale Vorbereitung ist bisher in die polizeiliche Tätigkeit wenig integriert. Schmalzl (2008, S. 108 ff.) beschreibt in seiner Untersuchung zur Einsatzkompetenz, dass die mentale Vorstellungskraft einen positiven Effekt auf komplexe Trainingseinheiten bewirkt. Etabliert hat sich die mentale Vorbereitung in der Sportpsychologie. Spitzensportler nutzen das mentale Training als einen Baustein in ihren Trainingsplänen. (Bioni, Achtziger, Gentsch, 2010, S. 16). „In der mentalen Bedingung stellen sich die Versuchspersonen vor, wie sie die Aufgabe meistern, entweder indem sie sich selber bei der Ausführung „zuschauen“ oder indem sie sich unter mentaler Einbeziehung aller beteiligten Sinne vorstellen, wie sie die Aufgabe bewältigen.“(Schmalzl, 2008, S. 110) Die mentalen Übungen sollten jedoch eine Dauer von 20 Minuten nicht überschreiten. Eine mentale Vorbereitung ist aufgrund der Ergebnisse der Sportpsychologie auch innerhalb der Ausbildung von Polizeibeamten anzustreben. Einsatzübungen könnten so mit klaren Aufgaben im Rahmen des Selbststudiums integriert werden. Das Verständnis für mentales Training muss jedoch noch etabliert werden. Dazu sollte im Vorfeld das Personal speziell geschult werden, damit die mentale Vorbereitung auch mit dem praktischen Training korrelieren kann. Durch die Einführung des mentalen Trainings in die Ausbildung kommt es vermutlich auch zu einer späteren Übernahme und Akzeptanz innerhalb der Fortbildung von Polizeibeamten.

       Fazit

      Empfehlungen zum Umgang mit Stress: Stress gehört zum Leben wie Atmen. Ohne Stress können sich Polizeibeamte nicht an veränderte Einsatzbedingungen gewöhnen. Das Bewusstsein über unterschiedliche Belastungen führt zu einem besseren Umgang mit negativem Stress. Eine gute körperliche Verfassung, ein sozial stabiles Umfeld, gute Fachkenntnisse