Schockästhetik: Von der Ecole du mal über die letteratura pulp bis Michel Houellebecq
durch das Kunstwerk strittige, heikle, provokante Themen problematisierend bespricht. Der literarische Text kann also gleichsam als »ethische Handlung« verstanden werden, die dem Rezipienten wiederum eine Form der »ethischen Erfahrung« ermöglicht.
Der Begriff des Skandals bietet also den Vorteil, dass er systematisch die unterschiedlichen Aspekte von (Wirkungs-)Ästhetik einerseits und Ethik andererseits umfasst, die der Diskurs über – lapidar formuliert – »böse Literatur« involviert. Statt von einer Ästhetik des Bösen soll in der Folge vielmehr von einer Ästhetik bzw. Poetik des Skandals die Rede sein. Darüber hinaus lässt sich das Kommunikationsmodell des Skandals auch auf den Text selbst übertragen. Die außerfiktionale Kommunikationssituation kann dabei innerfiktional gespiegelt werden. Hierbei wird zunächst nach dem Skandalon gefragt: Worin besteht der Normverstoß und wie wird dieser inszeniert? Der Begriff des Normverstoßes muss dabei weiter ausdifferenziert werden: Wird er bereits im Text als Transgression markiert (also in der Welt des Textes als Verstoß gedacht) oder wird er zum Stein des Anstoßes im eigentlichen Sinne erst im Kontakt mit der außerfiktionalen Bezugswelt des Lesers? Ferner: Wie verhält sich dabei die Erzählinstanz? Wird sie selbst zum Skandalierer, d.h. inszeniert sie den Normverstoß als transgressiv oder enthält sie sich einer Wertung? Und: Wie wird das Publikum »besetzt«? Sind »Leerstellen«4 vorhanden, d.h. wird der (reale) Leser zu einer (emotionalen, engagierten) Lektüre angeregt? Welche Appellstrukturen enthält der Text? In diesem Zusammenhang kann es auch interessant sein, das Figureninventar zu überprüfen: Sind innerfiktional »Zuschauerfiguren« vorhanden, die die beobachtende Position des realen Lesers spiegeln und damit gegebenenfalls die Rezeption lenken? Dies sollen mitunter Leitfragen für die im Folgenden vorgenommene Textanalyse sein, um damit die spezifischen Wirkungsweisen, aber auch kontextgebundenen Funktionen der hier relevanten ›skandalträchtigen‹ Texte möglichst umfassend darlegen zu können.
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