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Camerarius Polyhistor


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τε ἄπ’ ἐκγεγάασθ’ ὑμέων φίλα τέκνα γονήων

      ἧς τε ἄπ’ ἐν ζωοῖσιν, ἀρούρης καρπὸν ἔδεσθε.

      Hierher, liebe Kinder, unkundig der göttlichen Werke,

      deren Sinn von den schlimmen Täuschungen der Welt wie eine Flagge im Wind hin und her geschlagen wird!

      Immer nämlich ist es den Sterblichen lieb im Herzen, Gottloses zu begehen.

      Lernt also aus diesem Text die göttlichen Lieder der aus dem Himmelsbereich herrührenden Worte!

      (5) Ihr müsst das alles nämlich ganz besonders wissen,

      da ihr gerade erst mannbar und noch zart seid, [ihr], welche noch nicht schändliche Taten beschuldigt haben,

      und welche Gott liebt, und um welche er sich mehr als um andere kümmert,

      in diesen [göttlichen Liedern] aber werdet ihr für euch das immer unvergängliche Leben finden,

      das unvergängliche, unsterbliche, und das Geschenk des großen Gottes.

      (10) Legt, indem ihr also auf diesen reagiert, das Folgende in euer Gemüt,

      die durch das Gebot des Vaters vermittelten Kennzeichen des göttlichen Willens,

      durch den ihr auf die Welt gekommen seid als liebe Kinder eurer Eltern

      durch den ihr unter den Lebenden weilend die Frucht des Ackers esst.

      Adressaten der capita sind ganz explizit παῖδες, also Kinder (so auch an anderen Stellen des Gedichtes). Der griechische Titel der CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem lautet sogar ΚΕΦΑΛΑΙΑ ΧΡΙΣΤΙΑΝΙΣΜΟΥ προσφωνηθέντα τοῖς παιδίοις. Παιδίον aber deutet als Deminutiv auf jüngere Kinder hin. Dazu passt auch die Angabe, dass die Kinder „unkundig der göttlichen Werke“ (1) seien. Andererseits werden sie aber auch als „gerade erst mannbar“ angesprochen (6). Hier werden wir mit einem Spannungsverhältnis konfrontiert: Wenn die Kinder „gerade erst mannbar“ sind, handelt es sich offenbar um Jugendliche.1 Da ist es nun aber bemerkenswert, dass diese als παῖδες (Kinder) bzw. sogar als παιδία (kleine Kinder) bezeichnet werden und in ihrem ja nicht mehr völlig kurzen Leben noch „unkundig der göttlichen Werke“ sein sollen. Das ist umso erstaunlicher, als die genannten Adressaten in den capita pietatis kaum Glaubensinhalte gefunden haben dürften, die ihnen völlig neu waren.2Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem

      Weitere Beobachtungen lassen sich machen: Charakteristisch für die gesamten capita pietatis ist, dass die Adressaten direkt angesprochen werden und Ziel nachdrücklicher Appelle sind. Es gibt allerdings keine Abfolge von Fragen und Antworten, wie sie für die Gattung des Katechismus typisch ist. Mehrmals wird in den capita pietatis einerseits die Sündhaftigkeit des Menschen, andererseits die Reziprozität in der Zuwendung Gottes zum Menschen und umgekehrt betont.

      Sprache in den CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem

      Die Wahl der altgriechischen Sprache ist sicherlich nicht als zufällig zu erachten, sondern verleiht dem Text ein elitäres Gepräge. Die Herausforderungen, mit denen der altgriechische Text die Leser konfrontiert, dürften den in Frage kommenden Rezipientenkreis stark eingeschränkt haben.1 Vor diesem Hintergrund kann es kaum verwundern, dass die CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem – wie bereits erwähnt – nur ein Jahr nach der Erstpublikation erneut, und zwar diesmal mit gegenüber abgedruckter lateinischer Übersetzung, veröffentlicht worden sind.

      Die Sprache der CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem entspricht nämlich keineswegs dem ‚gewöhnlichen‘ Altgriechisch, sondern ist sehr weitgehend durch die homerische Dichtersprache geprägt. Bereits die ersten beiden Wörter des Gedichtes δεῦτε φίλοι finden sich auch bei HomerHomer am Beginn des Hexameters, wenn auch in deutlich anderem Zusammenhang:2HomerHomerIl.HomerOd. Allein schon im Proöm (1–13) lässt sich eine Fülle von Anlehnungen an und Zitaten aus den homerischenHomer Epen benennen.3HomerOd.HomerHomerIl.HomerCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemHomerHomerIl.HomerOd.Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemHomerHomerIl.Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemHomerHomerIl.HomerOd.Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemHomerHomerOd.Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemHomerHomerIl.Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemHomerHomerIl.HomerHomerIl. Im Ausgang von Vers 7 scheinen dagegen eher die Argonautica des Apollonios RhodiosApollonios Rhodios Pate gestanden zu haben,4Apollonios RhodiosHomerHomerOd.Apollonios Rhodios ebenso am Beginn von Vers 11.5Apollonios RhodiosApollonios Rhodios Die griechische Dichtersprache schlägt sich auch darüber hinaus in der Morphologie6 und Syntax7 nieder. Andererseits findet sich aber auch ein äußerst unepisches Wort wie γνωρίσματα (11). Anspruchsvoll ist auch die Verwendung des Iterativ-Infixes -σκ- in Vers 91 (καλέσασκεν).

      Nimmt man nun über das Proöm hinaus auch die restlichen CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem in den Blick, so stellt man fest, dass der Leser – offenbar absichtsvoll – vereinzelt auch mit solchen sprachlichen Phänomenen konfrontiert wird, die nicht für die homerische Dichtersprache, sondern gerade für die nichthomerische Dichtersprache charakteristisch sind. So gehört das griechische Wort für „gerade erst mannbar“ in den CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem (6) nicht zur a-Deklination (πρωθήβης), sondern zur o-Deklination (πρώθηβος). Der laut Thesaurus Linguae Graecae (TLG) einzige Beleg für die Zugehörigkeit zur o-Deklination findet sich bei dem Lyriker BakchylidesBakchylides (Dithyramben 4, 57). Dem stehen Dutzende Belege für die Zugehörigkeit zur a-Deklination gegenüber, darunter auch drei aus den homerischenHomer Epen. Ein anderes instruktives Beispiel bietet CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem 128: Dort verwendet Camerarius als Personalpronomen der zweiten Person τύ statt σύ. Tύ gehört der nichthomerischen Dichtersprache an (besonders der Bukolik), kommt im Attischen, im Koiné-Griechisch oder in der homerischenHomer Dichtersprache aber nicht vor. In beiden Fällen ist offenbar in absichtsvoller Weise eine wesentlich seltenere und in den homerischenHomer Epen nicht belegte Form gewählt worden, um den Leser mit nichthomerischer Dichtersprache zu konfrontieren.

      Darüber hinaus finden sich sogar im Proöm selbst Formen, die auch für den im Griechischen bewanderten Leser durchaus eine Herausforderung darstellen: Die aktivische Form ὄνοσσαν (6) soll offenkundig dem medialen Deponens ὄνομαι zugeordnet werden.8Aristoteles Einen Eindruck von der Schwierigkeit des hier vorliegenden Altgriechischen vermittelt auch die Tatsache, dass die CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem, obwohl sie nur 222 Verse umfassen, gleich mehrere Vokabeln enthalten, die nicht im Liddell-Scott-Jones,