Silvia Natale

Informationsorganisation und makrostrukturelle Planung in Erzählungen


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referentielle Besetzung der konzeptuellen Domänen durch die Schaffung eines referentiellen Rahmens eingrenzt. Was darin spezifiziert wird, bildet die Fokuskomponente.

      Die Quaestio legt also Topikbedingungen (TB) und Fokusbedingungen (FB) für den Antworttext fest. (von Stutterheim 1997: 38)

      Doch wie wird der Topikbegriff gehandhabt, wenn es sich nicht um eine einzelne Äusserung, sondern um einen ganzen Text handelt, wie beispielsweise im Fall von Erzähltexten, die die Grundlage der vorliegenden empirischen Analysen bilden?

      Die Funktionen von Topik und Fokus unterscheiden sich im Hinblick auf die Informationsstrukturierung in einzelnen Äusserungen und komplexen Texten nicht. Der Unterschied liegt in der Komplexität der referentiellen Struktur. In unserem Beispiel »Wann seid ihr zuletzt nach Mailand gefahren« wird lediglich eine Zeitangabe erfragt, die durch die Antwort zu spezifizieren ist. Nehmen wir nun eine Frage, die einen ganzen narrativen Text einleitet wie »Was ist Dir im Urlaub denn passiert?«. Hierbei geht es darum, dass der Sprecher eine referentielle Struktur aufbaut, die über mehrere Äusserungen hinweg vom Sprecher entwickelt wird. »Jeder einzelne Referent ist in der zugrundeliegenden Sachverhaltsrepräsentation verankert und die Quaestio führt Beschränkungen dafür ein, welche Referenten zu spezifizieren sind und wie die referentielle Verknüpfung zu leisten ist« (von Stutterheim 1997: 38).

      Mit einer redeeinleitenden Frage wird ein komplexes Ereignis aufgerufen, das als Makroereignis bezeichnet wird (s. von Stutterheim und Carroll 2018). Der Sprecher muss dieses Makroereignis nun in eine Reihe von Teilereignissen untergliedern, die in Bezug auf drei Bereiche lokalisiert werden müssen:

      1 Lokalisierung innerhalb eines Zeitintervalls t1, das Teil des Zeitintervalls des Makroereignisses ist.

      2 Lokalisierung innerhalb eines Makroraums (macro space, sm)

      3 Lokalisierung in einer realen Welt (wfac)

      Durch diese Lokalisierung kann die Quaestio, die für einen ganz Text gilt, in verschiedene Subquaestiones unterteilt werden, für die folgenden Topikbedingungen gelten (Carroll und von Stutterheim 2018):

      1 Was geschah Dir zum Zeitpunkt t1 innerhalb des Raumes sm und in wfac?

      2 Was geschah Dir zum Zeitpunkt t2 innerhalb des Raumes sm und in wfac?

      3 Was geschah Dir zum Zeitpunkt t3 innerhalb des Raumes sm und in wfac?

      Aus den Subquaestiones lassen sich folglich die Topik- und Fokuskomponenten ableiten.

      Das vorliegende Kapitel hat das Analyseinstrument des Quaestio-Ansatzes dargelegt, der eine Text / Erzählung als komplexe Antwort auf eine Frage behandelt. Die Frage macht dabei Vorgaben, die sowohl inhaltlicher (Auswahl des referentiellen Rahmens, Wissensbasis und Perspektive) als auch struktureller Art (Gliederung in Haupt- und Nebenstrukturen, Topik-Fokusgliederung) sein können und den Text massgeblich beeinflussen. Von besonderer Bedeutung ist der Zusammenhang zwischen Quaestio und Informationsstruktur, der in einer spezifischen Topik-Fokus-Gliederung mündet.

      4. Die Rolle der Grammatik für die Informationsorganisation

      Wie in der Einleitung zu dieser Arbeit verdeutlicht wurde, liegt das Hauptaugenmerk der vorliegenden Studie auf der Untersuchung des Informationsaufbaus und der Informationsorganisation in italienischen und französischen, narrativen, mündlichen Texten. Die fundamentale Leitlinie für den zugrundeliegenden Analyseansatz beruht auf den Einflüssen, die einzelsprachliche grammatikalische Faktoren (wie Nullsubjekt oder Wortstellungsregeln) auf die Informationsorganisation in mündlichen, narrativen Texten ausüben. Es wird daher in den folgenden Analysen jedes ermittelte Organisationsmuster im Hinblick auf die grammatikalischen Steuerungsgrössen untersucht, die beim Aufbau dieses Musters eine Rolle spielen.

      Im ersten Unterkapitel wird die Rolle der Grammatik für die Informationsorganisation diskutiert und dabei der theoretische Rahmen, innerhalb dessen sich die vorliegende Studie bewegt, aufgespannt. Dafür ist es unabdingbar, Prozesse der Sprachproduktion, die von der Grammatik beeinflusst werden, zu erläutern (dies erfolgt im zweiten Unterkapitel). Im dritten Unterkapitel werden sprachspezifische Auswirkungen auf die Sprachproduktion konkretisiert, indem anhand von drei Themenbereichen Forschungsergebnisse dargelegt werden, die in diesem Zusammenhang erzielt wurden. Behandelt werden erstens die temporale Sequenzierung von Ereignissen, zweitens der Umgang mit Entitäten und drittens Subordinationsmuster. Ein kurzer Ausblick auf die Ergebnisse entsprechender Untersuchungen bei L2 Sprechern stützt dabei das Postulat, dass einzelsprachliche grammatikalisierte Kategorien bei der Textplanung relevant sind. Den Abschluss des Kapitels bildet ein Ausblick auf jene grammatikalisierten Kategorien, die für den Vergleich des Italienischen mit dem Französischen von Bedeutung sind.

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