mitten auf dem Land lag und ich zuerst eine Zugverbindung zu dem Stunden entfernten Flughafen finden musste und natürlich dann noch einen Flug in die Schweiz zurück, entschloss ich mich auf Drängen der Verwandten, zumindest eine Nacht darüber zu schlafen. In dieser Nacht, in der ich mich schlaflos von rechts nach links wälzte, hatte ich eine Erscheinung, sie war zwar kurz, aber sehr intensiv und eindeutig. In der Erscheinung wurde mir sehr deutlich klargemacht, dass ich bitte die ganze Woche im College bleiben solle, da der Lernschritt, den ich hier nach vorne machen würde, mir helfen könnte, mich auf mein neues Leben, das mich ab jetzt zu Hause erwarten würde, vorzubereiten. Bliebe ich immer im Vertrauen auf diesem medialen Pfad, den ich vor einem Jahr betreten hatte, würde ich ihn treu verfolgen, dann bekäme ich eines Tages ein großes Geschenk. Meine Mitmenschen würden dann nämlich großes Vertrauen in mich haben, das wiederum würde mir zu großem Erfolg verhelfen, der mich enorm glücklich machen werde.
Wenn ich an diesen Augenblick denke, holt mich immer dieses emotionale Gefühl ein. Ich lag zum einem völlig außer mir im Bett des Colleges, weil ich wusste, dass ich ab sofort keine monatlichen Zahlungen mehr bekommen würde. Auch hatte ich vor über dreißig Jahren meinen inzwischen völlig veralteten Handelsschulabschluss gemacht und würde als über Fünfzigjährige sicher nicht mehr so leicht eine Arbeit finden und schon gar nicht im Bella Ticino, einer Ferienregion, die auch als Altersresidenz für Pensionäre gedacht war. Zum anderen war ich durch diese Lichterscheinung in meinem Herzensraum berührt und fühlte, dass das mein Weg war, ich wollte Medium und Heilerin werden und Vertrauen haben, dass ich mit meinen Töchtern alles schaffen werde auf dem Wege dorthin. Ich fasste genau in dieser Nacht meinen Entschluss, nach vorn zu sehen und mich von diesem neuen wunderbaren Weg niemals abbringen zu lassen.
So blieb ich damals die ganze Woche in England, stand täglich auf der Bühne und gab Jenseitskontakte den Studenten aus der ganzen Welt. Ich fühlte, wie mir diese Tatsache, dass ich alle Messages so stimmig erzählte, eine wunderbare innere Kraft verlieh.
Wieder zu Hause überfiel mich der Alltag mit seinen traurigen Tatsachen. Alle waren traumatisiert und hatten verweinte Augen. Meine kleine Tochter schmiegte sich an mich und sagte: »Oh, Mami, jetzt wird alles wieder gut.«
Die große Tochter Tatjana besuchte Partys, um durchzutanzen, das war einfach ihre Art alles zu verarbeiten. Ich war froh, dass ihr das half.
Auch wurde meine arme Tatjana einen Monat später in Minusio noch mit einem Selbstmord, der direkt vor unseren Augen passierte, konfrontiert. Zum Glück stand ich neben ihr am Bahnübergang mit geschlossener Barriere. Es war kurz vor 13.30 Uhr und wir wollten zu ihrer Ärztin laufen, anstatt das Auto zu nehmen. Eine Fehlentscheidung, wie sich drei Minuten später herausstellte, denn ein älterer Mann, der sich hinter dem dicken Baumstamm eines riesigen Baumes versteckt hatte, sprang genau dann hervor und über die Barriere, als der Zug ohne Halt an uns vorbeiraste. Sein Körper flog durch den Aufprall durch die Luft und Kopf und Beine fielen getrennt voneinander auf den Boden. Als ich den Aufprall hörte, schloss ich die Augen, denn dieser grässliche Ton erinnerte mich gleich an den Aufprall der Harley, die 2010 meinen Partner Steve, der einen Meter von mir getrennt stand, in den Tod riss. Ich hatte dieses Geräusch ein Jahr lang in meinem Kopf gehabt und war so enorm froh gewesen, als es endlich von einem Tag auf den anderen verschwand.
Leider bekam aber mein lieber Schatz Tatjana alles mit und nicht genug, sie wurde obendrein noch von seinem Blut bespritzt. Sie schrie ohne Ende, bis ein Care-Team, das von der herbeieilenden Polizei geschickt wurde, sie endlich etwas beruhigen konnte. In die Wohnung zurückgekehrt, nahm ich wahr, dass die Seele dieses Mannes mitgekommen war. Es täte ihm so leid, dass er meiner Tochter einen solchen Schock versetzt hatte. Er erklärte mir telepathisch, dass er schon zweimal versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, man ihn aber immer gerettet hätte. Nun hatte es endlich geklappt, aber er wusste nicht wohin. Ich schimpfte zuerst in Gedanken mit ihm, weil ich hörte, wie Tatjana in ihrem verschlossenen Zimmer laut schluchzte. Da ich aus Erfahrung wusste, dass ich in diesem Zustand nicht an sie herankommen konnte und auch dieser eben hinübergegangenen Seele irgendwie geholfen werden musste, vor allem, weil ich ihn auf keinen Fall bei mir haben wollte, schloss ich die Augen und betete zu Erzengel Michael. Aus einem Seminar wusste ich, dass er zuständig war in solchen Situationen, die wir gerade erlebt hatten, Klärung zu schaffen. Kaum rief ich ihn in Gedanken an, erfüllte sich der ganze Wohnraum mit einem gleißenden Licht, ich sah diese wunderbare Lichtgestalt mit geschlossenen Augen vor mir, wie er die Seele des Selbstmörders behutsam hinausführte. Nur fünf Minuten später kam meine Tochter ganz beruhigt aus ihrem Zimmer und meinte, das Weinen hätte ihr gutgetan, es ginge ihr sehr viel besser. Ich erzählte ihr erst viel später, wer sie getröstet hatte.
Seit dieser Geschichte ist der Erzengel Michael einer meiner engsten Freunde aus der geistigen Welt. Ich habe ihm so viel zu verdanken, dass mir gleich die Tränen kommen. Wie vielen meiner Kunden oder auch anderen Menschen, die meinen Weg kreuzten, hat er schon Trost und Heilung gebracht, ich kann sie nicht mehr zählen.
Nun, nur ein Jahr nachdem ich in diese schöne Wohnung nach Minusio gezogen war, musste ich mir Gedanken machen und Entschlüsse fassen, die für alle passen sollten. Mich plagte große Unruhe und ich schlief sehr schlecht, denn trotz Vertrauen schlich sich bei mir langsam die Existenzangst ein. So vergesse ich nie das Wochenende im Juni 2012, an dem meine Tochter Isabelle und ich unsere lange geplante Reise nach London doch antraten. Wir hatten bereits seit einem halben Jahr zwei Tickets für ein mehrstündiges Konzert im Wimbledon Stadion in der Schublade liegen. Es dauerte sechs Stunden und wir sangen und klatschten mit 80 000 Zuschauern zusammen. Wir vergaßen komplett die Probleme zu Hause und waren einfach nur glücklich.
Plötzlich hatte ich eine Träne im Auge. Steve war hinter mir in mein Energiefeld gekommen und blieb einen ganzen Song lang mit uns zusammen. Ich hörte ihn mir telepathisch sagen: »Siehst du, Schätzi, genau so solltest du dein Leben leben, im Jetzt und ohne unnötige Sorgen, die noch nicht sind und daher nur kommen könnten, weil du sie in deiner Angst anziehst.« Diese Worte damals nahm ich mir genauso zu Herzen wie die Erscheinung im Arthur Findlay College. Ich hatte einmal mehr das Vertrauen, mich einfach hinzusetzen und zu der göttlichen Quelle zu beten. Ich fragte sie, ob sie mir helfen würde, in der deutschen Schweiz, meiner ursprünglichen Heimat, wieder Fuß fassen zu können, mit der richtigen Wohnung und einem guten Job. Nach zehn Jahren in Rom lebend und weiteren zehn Jahren im Tessin hatte ich überhaupt keine Ahnung, wo ich eine Wohnung suchen sollte. So betete ich wieder und ließ es geschehen, indem ich es losließ.
Ich konnte das bisherige Leben nicht weiterführen und musste und wollte mich neu orientieren. Ich wünsche mir aber ganz innig, dass ich eines Tages so viel Geld verdiene, dass ich ein schönes Haus am Meer kaufen kann.
Einige Tage später rief mich eine Bekannte an, die ich im Jahr zuvor in meinen Türkeiferien kennengelernt hatte. Wir wollten uns aus verschiedenen Gründen endlich mal treffen, und zwar mitten in Zürich. Auf die Frage, ob ich nur für das Treffen nach Zürich komme oder noch anderes zu tun hätte, bemerkte ich nur: »Oh ja, ich möchte gleich noch Wohnungen anschauen gehen, da ich bald in die deutsche Schweiz zurückkehren werde.« Sie lachte und antwortete, welch ein Zufall, ihre Wohnung wird in einem Monat frei, ob ich sie mir vielleicht anschauen will? Natürlich war ich sofort einverstanden und so fuhr ich anstatt nach Zürich in den Kanton Aargau nach Niederwil, ein wirklich kleines Dorf, aber wie ich es liebte inmitten der Natur. Die Wohnung war schön, für mich damals aber zu teuer, im gleichen Haus gab es jedoch eine kleinere und die bezogen meine Tochter Isabelle und ich zwei Monate später.
Als wir eine Woche dort lebten, rief mich der Vater von Steve an und fragte mich, wie es mir gehe. Wir telefonierten alle zwei bis drei Monate miteinander und so erzählte ich ihm, dass wir seit Kurzem in Niederwil im Aargau lebten. Nach einigen Minuten der Ruhe fragte er mich mit erstaunter Stimme: »Aber nicht das Dorf Niederwil neben Mellingen?« »Doch, genau dieses.« Nun hörte ich etwas, was ich nicht gewusst hatte, der Vater meines verstorbenen Lebenspartners war in Mellingen aufgewachsen.
Aber die Geschichte geht noch weiter. Ich hatte bei meiner neuen spirituellen Freundin Sandra in Lugano, die mich ins Arthur Findlay College gebracht hatte, gelernt, Meditationsabende zu geben. So suchte ich auch in Niederwil ein Studio, um weiterhin meine Lichtmeditationen und das anschließende Intuitionstraining anbieten zu können. Ich erzählte meiner Bekannten davon,