Bo Katzman

Du bist unsterblich


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Antworten auf die Fragen nach dem Sinn des Lebens zu finden.

       Wie alt waren Sie, als es zum Nahtoderlebnis kam?

      Da war ich zwanzig Jahre alt.

       Was verursachte das Nahtoderlebnis?

      Ich hatte einen schweren Motorradunfall. Durch die Kollision mit einem Auto erlitt ich mehrere Knochenbrüche, innere Organe wie Leber und Milz wurden zerquetscht und eine Rippe durchstach meine Lunge. Als Folge dieser Verletzungen verlor ich innerlich extrem viel Blut und fiel noch am Unfallort in Bewusstlosigkeit. Glücklicherweise wurde ich blitzartig ins nächste Spital transportiert und sogleich operiert.

       Was war der letzte Gedanke, den Sie hatten, bevor Sie bewusstlos wurden?

      Als ich unter dem Auto lag und keinen Atem mehr bekam, wusste ich, dass meine letzte Stunde geschlagen hatte.

      Zuerst überwältigte mich ein großes Aufbegehren und verschiedenste Gedanken wirbelten durch meinen Kopf: »Wieso ich? Wieso jetzt? Ich habe doch noch mein ganzes Leben vor mir.« Ich empfand eine große Wut gegen das Schicksal. Ich wollte nicht sterben.

       Wie fühlte sich das Ganze an? Hatten Sie Angst?

      Zuerst stieg ein panisches Entsetzen in mir hoch, doch dann kam eine beglückende Ruhe über mich und das Gefühl, dass alles gut sei.

       Könnten Sie eine genaue Schilderung des Erlebten geben?

      Nachdem ich die Ausweglosigkeit meiner Situation erkannt und mich in mein Schicksal ergeben hatte, blieb plötzlich die Zeit stehen und eine Rückblende begann einzusetzen. Ich durchlebte noch einmal mein ganzes bisheriges Leben, war aber gleichzeitig Beobachter. Dabei nahm ich eine Art Wesen neben mir wahr, das ich zwar nicht sehen konnte, dessen liebevolle Ausstrahlung ich aber ganz klar spürte. Nach dem Ablaufen des »Lebensfilms« fragte es mich telepathisch, wie ich mein vergangenes Leben beurteilen würde. Ich stellte fest, dass ich meine Möglichkeiten nicht wirklich ausgeschöpft hatte. Ich war bisher zu sehr an der Oberfläche geschwommen und hatte mich zu wenigum die tieferen Belange des Lebens gekümmert. Nach dieser Erkenntnis wurde wieder alles völlig schwarz um mich herum.

       Was passierte dann während der Operation?

      Im Spital war ich unter Vollnarkose gesetzt worden, jedoch erwachte ich unvermittelt und befand mich bei hellstem Bewusstsein, das intensiver war als alles, was ich bis dahin erlebt hatte. Ich realisierte, dass ich mich nicht mehr in meinem Körper befand, ich sah ihn von oben auf dem Behandlungstisch liegen. Offensichtlich befand »ich« mich an der Decke des Raumes und konnte so die Szene überblicken, als plötzlich eine große Hektik aufkam. Ich hörte, wie der Chirurg rief: »Jetzt hat es ihm die Pumpe abgestellt! Bringen Sie sofort den Elektroschock-Apparat!« Mein Herz hatte also aufgehört zu schlagen, und mir wurde klar, warum ich mich nicht mehr im Körper befand: Ich war tot.

      In diesem Moment war es mir möglich, alle Gedanken der Personen im Raum wie ein lautes Gespräch wahrzunehmen.

      Ich schwebte von meiner Position an der Decke nach unten und versuchte, den behandelnden Chirurgen am Arm zu packen, um ihm zu sagen, dass ich tot sei und es keinen Zweck habe, mich retten zu wollen. Ich konnte ihn jedoch nicht fassen. Mein Arm glitt einfach durch ihn hindurch, und ich erkannte, dass ich gar keinen Arm mehr hatte, ja, dass ich überhaupt keinen Körper mehr hatte, sondern ein Geistwesen geworden war.

       Wie würden Sie ihr äußeres Erscheinungsbild in dem Moment beschreiben?

      Ich hatte zwar nach wie vor das Gefühl eines Körpers, aber das war nur die Erinnerung an meinen Körper und die Gewohnheit, die mich wie ein körperliches Wesen agieren ließen.

      In Wirklichkeit bestand ich nur noch aus Bewusstsein und Gedanken und war somit ein rein geistiges Wesen, konnte meine Umwelt jedoch ganz klar wahrnehmen.

       Wie ging es dann weiter?

      Dann wurde ich plötzlich mit sanfter Kraft weggezogen und in eine mir unbekannte Dimension versetzt. Dort war ich umgeben von einer Sphäre, die ich als einen »Nebel des Allwissens« beschreiben möchte. Ich vereinigte mich mit diesem Allwissen, wie sich ein Wassertropfen mit dem Meer vereinigt, und wurde ein Teil von ihm. Mein gewohnt kleiner Verstand erweiterte sich schlagartig um ein Gigafaches seines bisherigen Inhalts. Mir wurde blitzartig klar, warum, wie und wann das Universum entstanden war und ich wusste, wann es untergehen würde. Ich wusste alle Antworten auf alle Fragen, die je gestellt werden konnten. Sie waren einfach da!

       Sind Sie auch dem viel beschriebenen Licht begegnet?

      Ja, als ich mich einigermaßen an die neue Situation gewöhnt hatte, begann am Horizont ein zartes Licht zu schimmern. Es war zwar nur ganz schwach wahrzunehmen, aber ich realisierte sofort, dass dies kein Licht im üblichen Sinn war, sondern eine Energie, die so starke Liebe ausstrahlte, dass sie nur leuchten konnte. Ich fühlte mich in deren Ausstrahlung völlig akzeptiert und geborgen. Diese intelligente Energie sprach zu mir, aber ohne Worte zu gebrauchen, und ich vernahm ihre Botschaft auf dieselbe Weise, wie ich das Wesen am Unfallort verstanden hatte. In menschliche Sprache übersetzt waren ihre Gedanken ungefähr so:

      »Du hast nichts zu befürchten. Es gibt nichts, das du falsch machen kannst. Du bist zutiefst und für immer geliebt.« Diese Mitteilung rief in mir eine gewaltige Welle der Erleichterung hervor.

      Allerdings konnte ich die Intensität dieser Liebesenergie kaum verkraften, da meine Kapazität, sie aufzunehmen, viel zu gering war. In diesem Moment verstand ich, worum es im Leben geht: Die eigene Liebesenergie so zu steigern, dass man mit dieser liebevollen Lichtenergie verschmelzen kann. Jeder muss durch seine Erfahrungen im Erdenleben die eigene Liebesfähigkeit, also sein Liebesgefäß, erweitern. Das gelingt, indem man sich darauf konzentriert, während seiner Lebenszeit anderen Menschen liebevoll zu begegnen und im Umgang mit allem, was uns begegnet, dem Liebesprinzip zu folgen. Nur dann wird es möglich sein, irgendwann diese schrankenlose Liebesenergie in der geistigen Welt zu fassen.

       Hatten Sie nicht den Wunsch, dort zu bleiben?

      Eine innere Stimme gab mir zu verstehen: »Jetzt hast du es gesehen. Jetzt gehst du wieder zurück, du hast noch Aufgaben zu erledigen.« Dann, auf einen Schlag, war alles vorbei. Man hatte unterdessen mein Herz wieder zum Pumpen gebracht und »ich« fuhr wieder in meinen bewusstlosen Körper. Erst auf der Intensivstation kam ich wieder zu mir. Ich hing an vielen Schläuchen und Maschinen, die mich künstlich am Leben hielten. Aus eigener Kraft war ich nicht mehr lebensfähig.

       Konnten Sie sich gleich nach dem Aufwachen an alles erinnern oder kamen die Erinnerungen stückchenweise zurück?

      Meine Erinnerung an das Erlebte kam nur langsam und behutsam wieder. Während meiner ersten drei Wochen auf der Intensivstationhatte ich vor allem mit den körperlichen Schmerzen zu kämpfen und war gar nicht richtig fähig, mich mit dem Geschehenen zu befassen.

      Die Ärzte glaubten nicht, dass ich überleben würde. Um mir das Leiden zu ersparen, wurde ich mit starken Drogen versorgt, die meine kognitiven Fähigkeiten einschränkten.

       Glaubten Sie jemals, sich getäuscht zu haben, und alles wäre bloße Einbildung gewesen?

      Nein, das Jenseitserlebnis war dermaßen real, dass ich im Vergleich dazu viel eher jetzt das Gefühl habe, in einer Traum- oder Scheinwelt zu leben.

       Lässt sich ein Nahtoderlebnis mit einem Traum vergleichen?

      Es lässt sich mit gar nichts vergleichen. In meinen wilden Jugendjahren hatte ich mit Drogen experimentiert, aber selbst da erlebte ich nicht ansatzweise ein solches überirdisches Bewusstsein, wie man es bei einem Nahtoderlebnis hat.

       Gibt es noch irgendwelche Reste des absoluten Wissens, das Sie erhalten haben?

      Nein, das Einzige, was ich klar und deutlich weiß, ist, dass ich daran teilhatte. Ich wusste, wann und wozu die Welt erschaffen worden war, und sah gleichzeitig die ganze Vergangenheit und Zukunft. Aber genauso, wie sich nach dem Erwachen die Erinnerung an einen Traum verflüchtigt,