Hansruedi Wipf

Hypnose


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Hypnose schwierig zu erlernen?

      Ich finde es erstaunlich, wenn ich heute immer wieder höre, dass Dinge, die bereits um 1850 herum bekannt und spätestens seit 1960 mit ganz klaren Prozessen dokumentiert waren, heute immer noch nicht zum Standard jeder Hypnoseausbildung gehören, ja, man in einigen Fällen sogar Angst hat, diese Zustände und Techniken zu unterrichten. Bis zu einem gewissen Grad kann ich es nachvollziehen, vieles, was man nicht kennt, kann einem Angst machen. Trotzdem finde ich es einfach nur erschreckend, welch umständliche, überflüssige oder konfuse Techniken an manchen Hypnoseschulen unterrichtet werden, wie die Hypnose verstanden und vermittelt wird – egal ob sie dann von medizinischen Fachpersonen oder Nichtmedizinern angewandt wird. So lange Leute an dieser Art von Hypnoseausbildungen teilnehmen, die sie mehr durcheinanderbringen anstatt Klärung, Fachwissen, Können und Selbstsicherheit herbeizuführen, so lange gibt es leider auch Klienten, die Hypnose versucht haben, bei denen es aber nicht geklappt hat.

      Dadurch werden leider viele Leute in einer Art Hypnose unterrichtet, die sie enttäuscht, die ihnen eben nicht alle Möglichkeiten der Therapie aufzeigt. Danach kommen einige in eine OMNI Hypnose-Ausbildung, in der die Methoden von Dave Elman und Jerry Kein unterrichtet werden. Plötzlich wird Hypnose greifbar, verständlich und vor allem einfach erlern- und reproduzierbar, was Demonstrationen in der Klasse belegen. Das größte Paradigma, dass Hypnose schwierig zu erlernen sei und die Therapieform kompliziert wäre, wird bereits am ersten Tag der Ausbildung widerlegt.

      Vielleicht finden Sie meine Worte jetzt überheblich oder gar arrogant – ja, dieser Eindruck kann durchaus entstehen, beruht aber auf einem riesigen Erfahrungsschatz, auf Tausenden von Hypnosesitzungen und Hunderten ausgebildeter Schüler, die mir erlauben, eine sehr große Selbstsicherheit in Bezug auf meine Aussagen und Äußerungen rund um die Hypnose an den Tag zu legen. Ich weiß einfach, dass es funktioniert.

      Wissen Sie, es gibt so viele Ausbildungen auf dem Markt, aber ich fand damals in meiner Ausbildung, die ich heute selbst unterrichte, wirklich hilfreich, dass es ganz deutliche Aussagen und Ansagen gab, die einem ganz klaren Prozess unterlagen, der trotzdem alle Freiheiten ermöglichte. Eine klare Richtung, klar definierte Techniken und Methoden, und vor allem eins: keine Grenzen des Möglichen. Das Prinzip von K.I.S.S. – Keep It Simple and Stupid (halte es so einfach, wie nur immer möglich) zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Ausbildung, die prozessorientiert ist wie kaum eine andere. Nur wenn etwas nach einfachen Regeln gestaltet und strukturiert wird, wenn es reproduzierbar ist, wenn es mit Prozessen unterlegt ist, dann bekommt es einen Wert. Kennzeichnen Zufall, Glück und Hoffnung eine Therapiemethode, dann ist es genau das, Zufall oder Glück, aber wer möchte das schon, wenn er Unterstützung in der Lösung seiner Probleme bei einem Therapeuten sucht?

      Natürlich gibt es auch wunderbar talentierte Hypnotiseure, die ganz intuitiv und einfühlsam auf Menschen eingehen können, aber das sind spezielle Talente, die dünn gesät sind, und deren Vorgehensweisen nicht einfach reproduzierbare oder erlernbare Eigenschaften aufweisen. Milton Erickson war zum Beispiel so eine Person. Ihm nachzuahmen ist sehr frustrierend, denn ein Genie ist schwer erfassbar, seine Methoden und Techniken waren für ihn gut, aber für Dritte sind sie kaum kopieroder anwendbar, ohne über das Talent zu verfügen, Menschen lesen zu können. Also müssen wir Prozesse schaffen, die das Genie »reproduzierbar« machen – das ist Dave Elman und Gerald F. Kein gelungen.

      Die Unsicherheiten eines Ausbilders oder Hypnotiseurs spüren Menschen, daher ist es gerade von extrem großer Wichtigkeit, dass man von dem, was man unterrichtet oder in der Therapie anwendet, innerlich vollkommen überzeugt ist. Ein gesundes Selbstvertrauen und eine ausgeprägte Selbstsicherheit sind wichtige Merkmale, um erfolgreich am Markt bestehen und den Menschen helfen zu können – egal ob als Ausbilder oder Therapeut. Der Ausbilder kann diese Selbstsicherheit und Überzeugung auf seine Schüler übertragen. Die Persönlichkeit, die Ausstrahlung eines Hypnotiseurs kann in der Therapie sehr viel bewirken – ob positiv oder negativ – ein mangelndes Selbstvertrauen hilft definitiv nicht. Arbeitet jemand prozessorientiert, so entwickelt er automatisch eine Sicherheit, da die Chancen auf Erfolg einfach höher sind als bei zufallsbedingtem Vorgehen. Dann kann er nach einer Sitzung reflektieren, was er besser oder anders hätte machen können und wird bereits dadurch kompetenter.

      Schon Dave Elman hat gesagt, dass »wir viel mehr aus denjenigen Sitzungen lernen, die nicht geklappt haben, als aus denjenigen, die wir erfolgreich hinter uns gebracht haben.« Da, wo es nicht geklappt hat, machen wir uns viel mehr Gedanken und überlegen, was wir besser oder anders hätten machen können.

      Natürlich gibt es auch einige andere Schulen und Therapieformen der Hypnose, die sehr gute Arbeit leisten – die sind aber eher dünn gesät. Leider ist es für jemanden, der eine Ausbildung oder eine Hypnosetherapie sucht, schwierig, aus dem Wirrwarr der Angebote einfach herauszufiltern, welche nun wirklich gut ist.

      Daher ist die persönliche Weiterempfehlung eines Hypnotiseurs die beste, glaubwürdigste, vertrauenswürdigste und wirksamste Werbung.

      Erfreulicherweise verbreitet sich das Wissen und immer mehr Ausbildungen übernehmen die direkten, ziel- und resultatorientierten Methoden.

      Missbrauch von Klienten oder Schutzbefohlenen ist überall möglich. Das hat mit der Hypnose selbst nichts zu tun, sondern mit dem Machtgefüge zwischen Aggressor und Opfer. Missbrauch geschieht leider an vielen Orten (Familie, Schule, Nachbarschaft, Kirche, Sport, Klinik, etc.) und es kann auch mal sein, dass unter den vielen Menschen mit krankhaften Absichten ein Hypnotiseur ist. Mit der Hypnose selbst kann er einen Menschen aber nicht gefügig, willig oder was auch immer machen. Das liest sich zwar gut in der Boulevardpresse, aber wer die Hypnose wirklich kennt und deren Wirkweise versteht, der weiß, dass das nicht möglich ist, sondern anderen Faktoren geschuldet wird. Das wurde inzwischen sogar schon in dem einen oder anderen Gerichtsfall, in dem es um vermeintlichen Missbrauch unter Hypnose ging, bestätigt.

      Oft frage ich meine Schüler oder auch mal einen Klienten, nachdem sie in den tiefsten Ebenen der Hypnose waren, wo sie von außen vielleicht hilflos oder verletzlich erscheinen können, ob sie während der Hypnose je das Gefühl gehabt hätten, dass man sie in diesem Zustand zu irgendetwas hätte bringen oder zwingen können, was sie wirklich nicht wollten. Ich habe in all den Jahren noch nie ein Ja erhalten. Alle bestätigten, dass sie sofort aus der Hypnose herausgekommen wären, wenn irgendetwas Unsittliches oder Amoralisches geschehen oder verlangt worden wäre.

      Es gibt immer wieder mal spektakuläre Berichte im Fernsehen oder in Zeitungen, in denen über Kriminalfälle mit Hypnose berichtet wird. Auch hier gilt: Niemand kann zu etwas gezwungen werden, was er selbst nicht machen möchte. Falls Hypnose angewandt wurde, dann bestand definitiv auch ein Abhängigkeitsverhältnis oder ungünstiges Machtgefüge, um die Person zu etwas zu zwingen. Das hat aber nichts mit Willenlosigkeit im hypnotischen Zustand zu tun, sondern mit Macht. Hypnose selbst ist keine Macht. Es gibt Menschen, die sind labil und leicht beeinflussbar, und lassen sich daher mitreißen oder instrumentalisieren.

      Also, wenn Sie von solchen Dingen hören, dann sind sie oft sehr dubioser und ungeprüfter Herkunft oder auch mal einfach eine Schutzbehauptung. Schreiben kann man viel – man muss aber auch nicht alles glauben.

      Falls Sie immer noch Zweifel haben, fragen Sie bitte jemanden, der schon mal in Hypnose war, ob er sich schutzlos ausgeliefert und willenlos gefühlt hätte, bereit, sich auf ein Fingerschnippen die Kleider vom Leibe zu reißen oder eine Bank zu überfallen. Die Person, die so etwas sagt, muss noch gefunden werden.

      Eine berechtigte Frage. Man sieht immer wieder Darbietungen höchst zweifelhafter Natur, aber auch ganz faszinierende Vorstellungen und Phänomene. Jedem sollte klar sein, wenn er auf die Bühne nach vorn geht, dass er dies zur allgemeinen Unterhaltung macht, und dass Spaß erwartet wird. Die Erwartungshaltung ist dadurch hoch und der erfahrene Bühnenhypnotiseur sucht sich die kooperationswilligen Teilnehmer bereits ganz gezielt aus. Es ist übrigens erstaunlich, was Menschen nicht alles gewillt sind zu machen, nur um im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.

      Ich