Patric Pedrazzoli

Das Wunder der Heilung


Скачать книгу

verging das wieder und heute sehe ich ihn auch wieder weiß. Es sieht eben nicht immer alles so aus, wie es scheint. Und nicht jeder muss alles so sehen wie du. Es leben acht Milliarden Menschen auf dieser Erde und jeder hat das Gefühl, wir leben in derselben Welt. Doch ich glaube, wir wohnen in acht Milliarden verschiedenen Welten – manche sind sich sehr ähnlich und manche andere meilenweit voneinander entfernt.

      Irgendwann musste ich wieder arbeiten und versuchte es bei meinem alten Lehrmeister nochmals als Maler. Als er nicht mehr genügend Arbeit hatte, lieh er mich an einen anderen Malerbetrieb aus. Eines Nachts träumte ich von einem Israeli, den ich in Goa flüchtig kennengelernt hatte. Der kam zu uns in die Wohnung und schlief vor meinen Augen mit meiner Freundin, besser gesagt, ich stand vor der gläsernen Schlafzimmertür und sah und hörte alles. Ich ging mit meinen Gefühlen durch die Hölle. Selbst am Morgen danach waren die Gefühle noch da und ich guckte meine Freundin etwas schräg an. Eigentlich eine ganz natürliche Reaktion, wenn deine Freundin gerade vor deinen Augen fremdging. Tagsüber konnte ich mich ein wenig fangen, es war ja nur ein Traum.

      Nach einigen Tagen läutete eines Abends das Telefon. Ich ging ran, und ratet mal, wer auf der anderen Seite war? Ja es war Izik, der Israeli, den wir aus Goa kannten, der aus meinem (Alb-)Traum. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand, den ich flüchtig kennengelernt hatte, weit weg von mir zu Hause in Indien, der weder meine Adresse noch meine Telefonnummer hatte, plötzlich anruft, nachdem ich ein paar Tage vorher diesen Traum hatte, war schon sehr, sehr gering. Doch es geschah, er sagte, er sei in der Schweiz und komme uns besuchen. Ich wollte das nicht, doch meine Freundin freute sich auf ihn. Nun, so kam er und wohnte zwei bis drei Wochen bei uns. Für mich war das vom Gefühl und den Emotionen her eine meiner schlimmsten Zeiten. Eines Tages kam ich von der Arbeit nach Hause und merkte sofort, dass meine Traumvision eingetroffen war. Meine Freundin schlief mit dem Israeli!

      Das war der letzte Tropfen, der meine Psyche zum Überlaufen brachte. Obwohl ich es erst viele Monate später bemerkte, rutschte ich in eine stark depressive Phase. Ich konnte nicht mehr schlafen, wollte aber auch nicht wach sein. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, ich hatte keine Freunde mehr, meine Eltern wollten zu dem Zeitpunkt auch nichts mit mir zu tun haben, mit diesem Verrückten, der rote Sterne sah, und meine letzte Kontaktperson, meine Freundin, schlief mit dem Gast, den wir zu Hause beherbergten. Insofern war mein Zimmer der letzte Zufluchtsort, jedoch in dergleichen Wohnung wie meine Freundin und Izik.

      Als ich das realisierte, konnte ich nicht mehr zur Arbeit gehen. Mein Arbeitgeber drohte mir irgendwann mit dem Arbeitsgericht, aber ich konnte mich zum Glück mit ihm darauf einigen, dass ich eine Woche noch fertig arbeitete, bevor unser Arbeitsverhältnis aufgelöst wurde. Meine positive und sonnige Aura, die ich aus Indien mitgebracht hatte, wich einer nebligen dunklen Aura. Über Wochen hatte ich Albträume mit Dämonen und Geistern, wurde dabei immer verfolgt, ohne zu wissen, vor wem ich weglief. Ich lief einfach immer weiter und weiter und war nach jeder Nacht völlig durchnässt. Fast wollte ich mich schon selbst in die geschlossene psychiatrische Klinik einweisen lassen, damit ich mit Medikamenten vollgepumpt werde, um alles zu vergessen und um endlich wieder Ruhe in meine düsteren Gedanken zu bekommen. Heute bin ich froh, dass ich das nie gemacht habe.

      Tagsüber ging ich oft zu meiner Großmutter, Schäschi, die wegen ihrer Krankheiten ans Sofa beziehungsweise ans Bett gefesselt war. Sie war überglücklich, dass ich ihr Gesellschaft leistete, und ich wiederum war froh, dass jemand bei mir war. Sie war auch die Einzige, die mich immer bei meinen spirituellen Ansichten unterstützte, auch sie war hellsichtig, sah oft Verstorbene und hatte Vorahnungen. Mir ging in dieser Zeit immer wieder durch den Kopf, ob alles das, was ich in Indien erlebt und gesehen hatte, auch wirklich stimmte, oder ob meine Freunde und Verwandten mit der Annahme recht hätten, dass ich vollkommen verrückt aus Indien wiedergekommen sei.

      Die depressive Phase dauerte bereits ein paar Monate an, da rief mich eines Tages mein alter Freund Rene an, mit dem ich damals ursprünglich nach Indien reisen wollte und erzählte mir, das er nun vorhabe, in einem Monat nach Indien zu reisen. Während des Telefonats fragte er, ob ich nicht mitkommen möchte. In meiner derzeitigen labilen psychischen Verfassung war ich jedoch nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen, ich konnte weder zu- noch absagen. Glücklicherweise ließ er nicht nach. Eines Tages holte er mich einfach ab, wir fuhren gemeinsam ins Reisebüro und buchten eine erneute Reise nach Indien für mich. Mein Bruder, der immer zu mir gehalten und an mich geglaubt hat, gab mir das Geld für die Reise. Ich hatte ja keines mehr, da ich nicht mehr arbeiten konnte. Meinem Bruder Marco und auch Rene danke ich sehr, dank ihrer Hilfe konnte ich die Hölle verlassen und kam zurück ins Leben.

      Fast genau ein Jahr nach meiner ersten Reise saß ich wieder im Flieger nach Indien, nun aber – wie beim ersten Mal eigentlich geplant – mit Rene. Er wollte etwas von Indien sehen und einige Zeit in Goa Party machen. Ich bat Rene, mich zu dem Meister zu begleiten, von dem mir damals im Flugzeug mein Sitznachbar erzählt hatte, und der so wunderbare Wunder vollbringen konnte. Rene zögerte etwas, sagte dann aber zu und wir flogen direkt nach Bangalore in die Nähe des Ashrams dieses Meisters. Als ich aus dem Flugzeug stieg und einen tiefen Atemzug nahm, erwachte sofort die Energie Indiens in mir, ich spürte mich wieder in meiner Kraft, wenn auch noch nicht so ganz wie bei meinem Abflug, jedoch schon ziemlich gut. Ich spürte auch, dass alles von meiner ersten Indienreise wahr war, jetzt zweifelte ich nicht mehr.

      Am Flughafen begegneten wir einer größeren Gruppe aus Slowenien, deren Mitglieder ebenfalls den Meister aufsuchen wollten. Nachdem sie erfahren hatten, dass wir dasselbe Ziel haben, luden sie uns ein, mit ihnen zu fahren. Das nahmen wir sehr gern an, denn sie wussten, wie man da hinkommt. Es waren sehr liebevolle und hilfsbereite Leute. Nach einer mehrstündigen Autofahrt kamen wir an unser Ziel. Wir verabschiedeten uns von ihnen, da Rene nicht im Ashram schlafen wollte, und suchten uns ein nettes Zimmer nahe des Eingangs vom Ashram. Es begann eine sehr spannende Zeit, wir erfuhren von den Menschen im Hotel aus erster Hand von vielen wunderbaren Erlebnissen und Erfahrungen, die diese mit dem Meister des Ahrams gemacht hatten.

      Rene, der selbst nach einigen Besuchen des Meisters immer noch große Zweifel hatte, witzelte mit mir über die Asche, die der Meister oft durch seine Hände oder die er auf seinen Bildern und Fotos materialisierte. Es handelte sich um heilige Asche, die eingenommen oder aufgetragen werden konnte und der man eine heilende Wirkung nachsagte. Eines Abends lagen wir auf dem Bett, da sah Rene plötzlich auf einem Regal über uns einen Umschlag liegen, der vorher noch nicht da lag. Rene öffnete ihn ganz langsam, und ratet mal, was er vorfand? Es war die heilige Asche des Meisters, in einem mit dem Namen des Meisters beschriebenen Umschlag. Rene wurde blass und fragte mehrmals nach, ob ich das Kuvert dort hingelegt hätte. Ich versicherte ihm, dass ich das nicht getan hatte, er aber vielleicht nicht mehr über den Meister witzeln sollte.

      Am nächsten Tag gingen wir in den Ashram und saßen in einer Halle mit mehreren Tausend Leuten. Rene zweifelte immer noch ein wenig und wollte den Meister herausfordern. Als der Meister die Halle betrat und durch die Menge der Leute lief, dachte Rene: Wenn du ein richtiger Meister bist, dann siehst du mich an. In dem Moment drehte sich Meister um und blickte aus einiger Entfernung direkt in Renes Augen. Rene erstarrte, war aber noch nicht überzeugt und sagte sich, als der Meister weiter lief: Also wenn du wirklich ein Meister bist, dann schau mich noch einmal an. Auch dieses Mal drehte sich der Meister in der großen Menge der Leute um und blickte Rene direkt in die Augen. Und weil aller guten Dinge drei sind, versuchte es Rene noch ein drittes Mal, wieder hatte er diesen Gedanken, und prompt drehte sich der Meister zu ihm um und sah ihm direkt in die Augen. Nun war auch für ihn klar, dass das ein wahrer Meister ist.

      Am nächsten Morgen spürte ich eine sehr enge Bindung zu diesem Meister, bedingt durch eine Begegnung am Vortag. Als ich in der Halle Platz genommen hatte, war der Meister direkt zu mir gekommen und hatte meinen Brief an ihn in Empfang genommen. Er hatte aus seinen Händen heilige Asche materialisiert und ging dann seinen Weg weiter. Das war für mich ein sehr schönes Erlebnis. Von nun an hatte ich eine innere Verbindung zu ihm, er ist mir immer sehr nahe geblieben und auch wenn ich nicht in Indien war, begleitete er mich ständig in meinem Herzen.

      Ich hörte noch von vielen