Alain Sutter

Herzensangelegenheit


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mit meinen Coaching-Klienten, die ich im Stressmanagement ihres Lebens seit drei Jahren coache und begleite.

      Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen. DIETRICH BONHOEFFER

      Das Herz

      Teile deinem Herzen mit, dass die Angst zu leiden, schlimmer ist als das Leiden selbst. Und kein Herz hat jemals gelitten, wenn es auf der Suche nach seinem Traum war. PAULO COELHO

      Unser Leben scheint mir – je länger, je mehr – eine Herzensangelegenheit zu sein. Das Herz nimmt auf verschiedenen Ebenen eine zentrale Rolle ein. Das Herz ist das Symbol der Liebe, die ich in meinem ersten Buch Stressfrei glücklich sein als unsere Essenz beschrieben habe. Auch ist es, wie ich in meinen Ausbildungen zum HeartMath Coach und Lebensfeuer Professional by Autonom Health gelernt habe, im physischen Bereich ein verlässlicher Indikator für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Unser Herz steuert, verbindet, heilt und ist ein genialer Impulsgeber für Körper und Seele. Vielfach wird es nur als Organ, das mit einer Funktion ähnlich einer Pumpe, die unser Blut mit all seinen Nährstoffen und Sauerstoff durch unseren Körper pumpt, angesehen. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille, die andere wird aus Gründen der nicht Sichtbarkeit oftmals übersehen. Diese Seite des Herzens, die auf alle inneren und äußeren Impulse reagiert und diese dann im ganzen Organismus ihre Wirkung entfalten lässt, die ganz viel mit unserem Empfinden, Befinden und unserer Lebensqualität zu tun hat, wird zumeist übersehen.

      »Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche bleibt dem Auge verborgen«, das flüsterte bereits der Fuchs dem kleinen Prinzen in der Fabel von Antoine de Saint- Exupéry ins Ohr, als er ihm bei ihrem Abschied ein ganz großes Geheimnis des Lebens verriet. Und das stimmt wohl. Die ganze Geschichte von aus dem Kopf ins Herz scheint mehr als nur eine Metapher und schönes Geschwätz zu sein. Forschungen rund um das menschliche Herz führen Entdeckungen zutage, die zeigen, dass unser Herz über erstaunliche Fähigkeiten verfügt, die den meisten von uns nicht bewusst sind.

      Sie zeigen zum Beispiel, dass im Herzen eine neuronale Struktur angelegt ist, die der unseres Gehirnes ähnelt, und dass das Herz ganz deutlich unsere Gehirnfunktionen beeinflusst.

      Viele Menschen haben von diesen Entdeckungen noch nie etwas gehört, was überraschend und eigentlich merkwürdig ist. Denn schließlich gilt das Herz in vielen Weisheitstraditionen seit Jahrhunderten als das Zentrum von Gefühlen, Intuition, Weisheit, Leidenschaft und Liebe und als Tor zum eigenen Selbst. Alle Menschen nehmen Gefühle in der Gegend des Herzens wahr, aber wir leben in einer Gesellschaft, in denen die Gefühle des Herzens in die Schublade der Kategorie Illusionen und Fantasien gesteckt werden, und uns weisgemacht wird, dass da nichts ist!

      Die Wissenschaft hat aufgeholt und bestätigt immer mehr, was die Weisen schon immer sagten. Neue Studien zeigen, dass unser Herz selbst eine Art Gehirn ist, und erklären sogar, wie es mit dem Kopfhirn kommuniziert und wie es unsere Wahrnehmung und Emotionen beeinflusst. Die Studien geben einen verblüffenden Einblick in die wahre Macht unseres Herzens.

      Es gibt eine immer größere Anzahl von Forschern, die sagen, dass das Herz ein sensibles Sinnesorgan, ein hoch entwickeltes Sinneszentrum ist, das eine Fülle an Informationen empfängt, verarbeitet und weitergibt.

      Das Herz ist tatsächlich ein zweites Gehirn, wie dies Neurowissenschaftler in den letzten Jahren entdeckt haben. Das hochkomplexe Nervensystem des Herzens enthält, wie sie sagen, etwa 40 000 Neuronen, die ein eigenständiges und vom Kopfhirn unabhängig agierendes Netzwerk bildet, das jedoch über vielfältige Wege in der Kommunikation mit unserem Kopfhirn steht. Über unterschiedliche Nervenbahnen sendet das Herz fortwährend Informationen an das Kopfhirn und beeinflusst dadurch unsere Wahrnehmungen und somit auch unser Wohlbefinden.

      Logisches Denken und Lernen findet in der Großhirnrinde statt, sie hilft uns, Probleme rational zu lösen.

      Verblüffenderweise stellte man fest, dass das Herz-Gehirn offenbar auch völlig eigenständig »denkt«, also unabhängig von Gehirn.

      Das Nervensystem im Herzen ermöglicht es dem Herzen, unabhängig von der Großhirnrinde zu lernen, zu erinnern und Entscheidungen zu treffen. Die Signale, die das Herz ununterbrochen zum Hirn sendet, beeinflusst die höheren Hirnfunktionen, die mit Wahrnehmung, Kognition und der Verarbeitung von Emotionen befasst sind, maßgeblich.

      Unter anderem entdeckten die Forscher vom Heart-Math Institut auch ein sehr starkes Magnetfeld, das vom Herzen ausgeht: Das elektrische Feld ist etwa 40 bis 60 Mal stärker als das des Hirns, das magnetische Feld sogar bis zu 5000 Mal und kann mit heutigen Messinstrumenten noch mehrere Meter vom Körper entfernt gemessen werden. Man kann davon ausgehen, dass je feiner die Messinstrumente werden, desto weiter wird man sehen, dass sich dieses Feld in den Raum ausdehnt.

      Das Herz-Feld pulsiert und sendet komplexe rhythmische Muster durch den ganzen Körper, die eine Vielzahl von Prozessen beeinflussen. Selbst das Hirn synchronisiert sich immer wieder auf diesen elektromagnetischen Puls. Wenn wir uns regenerieren, synchronisieren sich auch Atem und Blutdruck. Das Herz-Feld stellt damit das synchronisierende Signal für den ganzen Körper bereit, auf das wir uns bewusst einstimmen können, um sozusagen in Harmonie mit dem Herzen zu leben.

      Daher überrascht es also wenig, dass negative Gefühle ein inkohärentes, also unharmonisches, den Organismus störendes rhythmisches Muster hervorruft. Während Liebe, Freude, Dankbarkeit und alle Herzgefühle, also alle positiven Gefühle, die wir mit dem Herzen assoziieren, ein kohärentes, sehr harmonisches und gleichmäßiges Muster und Feld erzeugen. Dieses kann anhand der Herzratenvariabilität (HRV), über die im weiteren Verlauf des Buches noch berichtet wird, nachgewiesen und sichtbar gemacht werden.

      Die Tatsache, dass unser Herz-Feld sich weit in den Raum hinein ausdehnt, zeigt natürlich auch ganz deutlich, welch große Bedeutung diese Erkenntnis nicht nur für unser Wohlbefinden, sondern auch für unsere Beziehungen hat, und dass es daher sehr wichtig für unser Leben ist. Unser Herz, das ja ein Magnetfeld hat, das 5000 Mal stärker ist als das unseres Gehirns, beeinflusst nicht nur unseren Organismus, sondern auch den Organismus anderer Menschen, da es, wie vorher erwähnt, noch mehrere Meter vom Körper entfernt messbar und somit auch wirksam ist.

      Die Magnetfelder haben großen Einfluss auf unseren Organismus, im Besonderen auf unser Gehirn. Das zeigt der Bio-Physiker Dieter Broers in seinen Arbeiten. In seinem Film Solar Evolution zeigt er unter anderem die Wirkung, die die Magnetfelder – insbesondere die von der Sonne – auf uns Menschen hat.

      Ein weiteres Indiz, das darauf hindeutet, dass wir uns gegenseitig beeinflussen, ist, dass sich auch die Gehirne von Menschen während eines Gesprächs so weit synchronisieren, bis die Gehirnwellen völlig identische und deckungsgleiche Muster aufweisen, wie Metronome, wenn sie gemeinsam in einem Raum sind. Sie gleichen sich schon nach kurzer Zeit aneinander an, obwohl sie, wenn sie allein sind, über einen langen Zeitraum ihren Takt halten.

      Auch Menschen schwingen sich aufeinander ein, wobei, und das ist gut und wichtig zu wissen, sich immer das stärkste System durchsetzt und alle sich auf dieser Frequenz einpendeln. Wenn der Chef einen guten oder schlechten Tag hat, sind alle davon betroffen. Der Chef kann eine Einzelperson oder eine Gruppe von Menschen sein, die eine ähnliche Grundhaltung haben, die eine einheitliche Grundstimmung oder Atmosphäre erzeugt, welche gemeinhin als Kultur bezeichnet wird. Diese sogenannte Kultur findet sich in Firmen oder Vereinen, aber auch in Bekanntschaften, Freundeskreisen, Partnerschaften, Familien, Gemeinden, Dörfern, Städten, Ländern, Kontinenten und schlussendlich im Globalen wieder.

      Wenn wir nun davon ausgehen, dass alles miteinander verbunden ist, dann würde so eine Art globales Bewusstsein entstehen, das jeden und alles auf dieser Erde beeinflusst. Dank dieser Sichtweise würden wir erkennen, wie wichtig dieses Bewusstsein ist, auf dem unser Weltbild gründet und wodurch eine Kultur entsteht, die viel Einfluss auf alles hat.

      Dass dem so ist und alles mit allem verbunden ist und sich gegenseitig beeinflusst, könnte die Quantenphysik mit ihrem Phänomen der Verschränkung zeigen. In Experimenten fand man heraus, dass geteilte Elektronen beide – egal wie weit sie voneinander entfernt sind – immer die zeitgleiche synchrone Reaktion zeigten, auch wenn nur ein Teilchen