de Orat. lib. 2. The second Edition 1719. 8. Dieses gelehrte Werk (von dem ich leider! nur ein defectes Exemplar besitze) hat zum Verfasser – Swift, den Ruhm der Geistlichkeit (Hagedorn),
(The glory of the Priesthood and the shame!)
Essay on Criticism.
Kirchenvater, quid tam insipidum & fatuum inuenies? intellige ibi CHRISTUM, non solum sapit, quod legis, sed etiam inebriat. – »Aber den freveln und hochfahrenden Geistern hier ein Mal zu stecken, – – muß Adam zuvor wohl todt seyn, ehe er dies Ding leide und den starken Wein trinke. Darum siehe dich für, daß du nicht Wein trinkst, wenn du noch ein Säugling bist; eine jegliche Lehre hat ihre Maße, Zeit und Alter55.«
Nachdem GOTT durch Natur und Schrift, durch Geschöpfe und Seher, durch Gründe und Figuren, durch Poeten und Propheten sich erschöpft, und aus dem Othem geredt hatte: so hat er am Abend der Tage zu uns geredt durch Seinen Sohn, – gestern und heute! – bis die Verheißung seiner Zukunft nicht mehr in Knechtsgestalt – auch erfüllt seyn wird –
Du Ehrenkönig, HERR JESU CHRIST!
GOTTES VATERS ewiger SOHN Du bist;
Der Jungfraun Leib nicht hast verschmäht – –56
Man würde ein Urtheil der Lästerung fällen, wenn man unsere witzige Sophisten, die den Gesetzgeber der Juden einem Eselskopf, und die Sprüche ihrer Meistersänger dem Taubenmist gleich schätzen, für dumme Teufel schelten wollte; aber doch wird sie der Tag des HERRN – – – ein Sonntag, schwärzer als die Mitternacht, in der unüberwindliche Flotten Stoppeln sind – – Der verbuhlteste West, ein Herold des jüngsten Ungewitters, – so poetisch – als es der HERR der Heerschaaren nur denken und ausdrücken kann, wird da den rüstigsten Feldtrompeter überschmettern: – – Abrahams Freude den höchsten Gipfel erreichen; – sein Kelch überlaufen – Die allerletzte Thräne! unschätzbar köstlicher als alle Perlen, womit die letzte Königin in Egypten Übermuth treiben wird; – diese allerletzte Thräne über Sodoms letzten Brand und des letzten Märtyrers57 Entführung, wird GOTT eigenhändig von den Augen Abrahams, des Vaters der Gläubigen! abwischen – –
Jener Tag des HERRN, der Christen Muth macht des HERRN Tod zu predigen, wird die dummsten Dorfteufel unter allen Engeln, denen ein höllisches Feuer bereitet ist, offenbar machen. Die Teufel glauben und zittern! – aber eure durch die Schalkheit der Vernunft verrückte Sinne zittern nicht – Ihr lacht, wenn Adam, der Sünder, am Apfel, und Anakreon, der Weise, am Traubenkern erstickt! – Lacht ihr nicht, wenn Gänse das Capitol entsetzen – und Raben den Patrioten ernähren, in dessen Geist Israels Artillerie und Reuterey bestand? – Ihr wünscht euch heimlich zu eurer Blindheit Glück, wenn GOTT am Kreuz unter die Missethäter gerechnet wird – und wenn ein Gräuel zu Genf oder Rom, in der Oper oder Moschee, apotheosirt und koloqvintisirt wird. – –
Pinge duos angues! pueri, sacer est locus; extra
Meiite; discedo – – –
PERS.
Der Geburtstag eines Genies wird, wie gewöhnlich, von einem Märtyrerfest unschuld'ger Kinder begleitet – Man erlaube mir, daß ich den Reim und das Metrum mit unschuldigen Kindern vergleichen darf, die über unsere neueste Dichtkunst einer drohenden Lebensgefahr ausgesetzt zu seyn scheinen.
Wenn der Reim zum Geschlechte der Paronomasie58 gehört: so muß das Herkommen desselben mit der Natur der Sprachen und unserer sinnlichen Vorstellungen beynahe gleich alt seyn. – – Wem das Joch des Reims zu schwer fällt, ist dadurch noch nicht berechtigt, das Talent59 desselben zu verfolgen. Der Hagestolze hätte dieser leichtsinnigen Feder sonst so viel Anlaß zu einer Stachelschrift gegeben, als Platon haben mochte den Schlucken des Aristophanes im Gastmal, oder Scarron seinen eigenen durch ein Sonnet zu verewigen.
Das freye Gebäude, welches sich Klopstock, dieser große Wiederhersteller des lyrischen Gesanges, erlaubet, ist vermuthlich ein Archaismus, welcher die rätzelhafte Mechanick der heiligen Poesie bey den Hebräern glücklich nachahmt, in welcher man nach der scharfsinnigen Beobachtung der gründlichsten Kunstrichter unserer Zeit60 nichts mehr wahrnimmt als »eine künstliche Prose in alle kleine Theile ihrer Perioden aufgelöst, deren jeden man als einen einzelnen Vers eines besondern Sylbenmaaßes ansehen kann; und die Betrachtungen oder Empfindungen der ältesten und heiligsten Dichter scheinen sich von selbst« (vielleicht eben so zufälliger weise wie Epikurs Sonnenstäubchen) »in symmetrische Zeilen geordnet zu haben, die voller Wohlklang sind, ob sie schon kein (vorgemaltes noch Gesetzkräftiges) Sylbenmaas haben.«
Homers monotonisches Metrum sollte uns wenigstens eben so paradox vorkommen, als die Ungebundenheit des deutschen Pindars61. Meine Bewunderung oder Unwissenheit von der Ursache eines durchgängigen Sylbenmaaßes in dem griechischen Dichter ist bey einer Reise durch Curland und Liefland gemäßigt worden. Es giebt in angeführten Gegenden gewisse Striche, wo man das lettische oder undeutsche Volk bey aller ihrer Arbeit singen hört, aber nichts als eine Cadenz von wenig Tönen, die mit einem Metro viel Ähnlichkeit hat. Sollte ein Dichter unter ihnen aufstehen: so wäre es ganz natürlich, daß alle seine Verse nach diesem eingeführten Maasstab ihrer Stimmen zugeschnitten seyn würden. Es würde zu viel Zeit erfordern, diesen kleinen Umstand (ineptis gratum fortasse – qui volunt illa calamistris inurere) in sein gehörig Licht zu setzen, mit mehreren Phaenomenen zu vergleichen, den Gründen davon nachzuspüren, und die fruchtbaren Folgen zu entwickeln –
Iam satis terris niuis atque dirae
Grandinis misit Pater, & rubente
Dextera sacras iaculatus arces
Terruit vrbem,
Terruit gentes; graue ne rediret
Seculum Pyrrhae, noua monstra questae,
Omne quum Proteus pecus egit altos
Visere montes. – –
HORATIVS.
Apostille.
Als der älteste Leser dieser Rhapsodie in kabbalistischer Prose seh ich mich vermöge des Rechts der Erstgeburt verpflichtet, meinen jüngern Brüdern, die nach mir kommen werden, noch ein Beyspiel eines barmherzigen Urtheils zu hinterlassen, wie folget:
Es schmeckt alles in dieser ästhetischen Nuß nach Eitelkeit! – nach Eitelkeit! – Der Rhapsodist62 hat gelesen, beobachtet, gedacht, angenehme Worte gesucht und gefunden, treulich angeführt, gleich einem Kaufmannsschiffe seine Nahrung weit her geholt, und von ferne gebracht. Er hat Satz und Satz zusammengerechnet, wie man die Pfeile63 auf einem Schlachtfelde zählt; und seine Figuren abgezirkelt, wie man die Nägel zu einem Gezelt abmißt. Anstatt Nägel und Pfeile hat er mit den Kleinmeistern und Schulfüchsen seiner Zeit * * * * * * * * und – – – – – – – – Obelisken und Asterisken64 geschrieben.
Laßt uns jetzt die Hauptsumme seiner neusten Ästhetick, welche die älteste ist, hören:
Fürchtet GOtt und gebt Ihm die Ehre, denn die Zeit Seines Gerichts ist kommen, und betet an Den, der gemacht hat Himmel und Erden und Meer und die Wasserbrunnen!
53Offenb. XIX, 10.
54S. die Beantwortung der Frage von dem Einflusse der Meynungen in die Sprache und der Sprache in die Meynungen, welche den von der königlichen Akademie der Wissenschaften für das Jahr 1759. gesetzten Preiß erhalten hat. S. 66. 67. Hiebey kann füglich zu Rath gezogen werden: Ars Pun-ica, siue Flos Linguarum: The Art of Punning, or the Flower of Languages in seventy-nine Rules for the farther Improvement of Conversation and Help of Memory. By the Labour and Industry of TUM PUN-SIBI.
55Worte unsers Luthers (der sich durch Lesung des Augustins seinen Geschmack ein wenig verdorben haben soll) aus dessen bekannter Vorrede über den Brief an die Römer, an der ich mich eben so wenig müde lesen kann, als an seiner Vorrede zum Psalter. Ich habe diese Stelle durch eine sogenannte Accommodation hier angeführt, weil Luther am angeführten Orte von dem Abgrunde Göttlicher Vorsehung spricht, und nach seiner löblichen