Johann Gottfried Herder

Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang


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unbegränzte Leere

      Dem Schatten des Geliebten nach.

      Vierter Gesang

       Inhaltsverzeichnis

      Und doch – leichtgläubiges Gefühl! –

      Ist alles dieß mehr als ein Gaukelspiel?

      Kann dieß die Stätte seyn, wo wir

      Ins Thal des Schweigens flohn? Kaum glaub ich dir!

      Wie reizend, wie bezaubernd lacht

      Die heitre Gegend! wie voll sanfter Pracht!

      In schönrer Majestät, in reiferm Strahle

      Glänzt diese Sonne! Milder fließt vom Thale

      Mir fremder Blüthen Frühlings-Duft;

      Und Balsamgeister ströhmen durch die Luft,

      Unübersehlich malt die Blumen-Flur

      Sich meinem Aug, und die Natur

      Ist rings umher ein Garten! – Welcher Gott

      Schmiegt eine Wildniß unter das Gebot

      Der Schönheit, Ordnung, Fruchtbarkeit?

      Wer ists, der Wüsteneyn gebeut,

      Sich in entfernter Sonnen Glut zu tauchen,

      Und unbekannte Spezereyn zu hauchen? –

      Ha! nicht also, im festlichen Gewand,

      Grüßt ich dich einst, mein mütterliches Land!

      Unfreundlich, ungeschmückt, und rauh und wüste,

      Im trüben Dunkel schauerte die Küste;

      Kein Himmel leuchtete mild durch den Hayn;

      Kein Tag der Aehren lud zu Freuden ein;

      In Hölen lauschte Graun und Meuterey,

      Und was am Ufer scholl, war Kriegsgeschrey.

      Das Weib der Ehe trat mit Helm und Speer,

      Und neben ihr, von blutger Rüstung schwer,

      Die blühnde Tochter fürchterlich einher –

      O wie weit anmuthsvoller schreitet,

      Von acht geliebten Kindern hold begleitet,

      Dort jene Mutter durch den Schattengang,

      In dessen Hecken friedlicher Gesang

      Ertönt, wo goldnes Obst um sie entsprang!

      Auf Rasen hingelehnt, im Auge Himmel,

      Erwartet das weithallende Gewimmel

      Der frohe Vater, der mit reger Hand

      In die veredelte Natur entbrannt,

      Die mächtge Feuerharfe schlägt,

      Daß ihren Schall der Hügel und das Meer

      Und näher wallender Wolken Heer

      Empor zum Tanz der Sphären trägt!

      Daß sie den Staub der Urn erregt,

      Und Geister-Welten um sich her bewegt!

      Auch mich! auch mich! – "Es horchten auf die Lieder

      Die Kinder Korah, Assaph stand,

      Und staunt', und warf den Psalter nieder,

      Den hohen Psalter, und empfand!" –

      Wer ist der Gott, den deine Saite singt?

      Wer, dessen Schaur mich Bebenden durchdringt!

      "Er misst die Himmel, stillt die Meere!

      Gericht und Recht ist um ihn her!

      Er ist der Herr! der Gott der Heere!

      Er ist! – Wo ist ein Gott, wie er?"

      Fünfter Gesang

       Inhaltsverzeichnis

      Sie sind gefallen, die Götter, gefallen!

      Laßts Erd und Himmel wiederhallen!

      Sie sind gefallen! gefallen! gefallen!

      Hrymur fuhr, auf sieben Donner-Wagen

      Vom Aufgang herunter getragen!

      Da wälzte sich der Ocean!

      Da wälzte Jormungandur in Blut

      Mit schreckenvoller Wuth

      Sich auf der Wogen schäumender Bahn!

      Der Adler tönt', und zerriß die Leiche!

      Und Naglfahr scheitert, das Gebäu der Eiche!

      Woher der Untergang der Asen?

      Wer hat die Alfen wie Spreu hinweggeblasen?

      Vom Krachen heult die Riesenwelt!

      Des Himmels Trümmer sind ein Waffenfeld!

      Die Zwerge seufzen vor den Thoren,

      In zähneklappernde Schrecken verlohren!

      Das Sonnenschwert des Rächers blitzt

      Auf Riesenweiber, die im Fliehn

      Sich hinter einer Wolke Ruin

      Vergebens, vergebens geschützt!

      Da wankte, da erzitterte Hlin,

      Und rang die Hände noch einmal!

      Vergebens verletzt der Sohn des Odin

      Das Ungeheuer mit triefendem Stahl!

      Vergebens würgt auf seinem Riesengange

      Der Helden-Same des Hlodin

      Den Zwillingswolf, und die Midgardische Schlange!

      Sie alle, die Götter, die Helden, sie alle

      Sind hingegossen dem Falle

      Furchtbar billt aus dampfender Grotte

      Mit weit geöffnetem Schlund

      Hinter dem fallenden Gotte

      Garm der Höllenhund!

      Mit schwarzem Antlitz entsteigt die Sonne dem Dunkeln,

      Und Sterne hören auf zu funkeln!

      Da wüten Meere, flammende Berge wüten,

      Wo ihre Fackeln glühten! –

      In neue Gegenden entrückt

      Schaut mein begeistertes Aug umher – erblickt

      Den Abglanz höhrer Gottheit, ihre Welt,

      Und diese Himmel, ihr Gezelt!

      Mein schwacher Geist, in Staub gebeugt,

      Faßt ihre Wunder nicht, und schweigt.

      Christian Friedrich Daniel Schubart

       Inhaltsverzeichnis

      Die Fürstengruft

       Inhaltsverzeichnis

      Da liegen sie, die stolzen Fürstentrümmer,