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Susan Boos
Auge um Auge
Die Grenzen des präventiven Strafens
Die Autorin und der Verlag bedanken sich bei folgenden Institutionen für die Unterstützung dieses Buchs:
Der Rotpunktverlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2021 bis 2024 unterstützt.
© 2022 Rotpunktverlag, Zürich
Umschlagfoto: wronge57 / photocase.de
Korrektorat: Jürg Fischer
eISBN 978-3-85869-952-7
1. Auflage 2022
… so sollst du geben
Leben für Leben,
Auge für Auge,
Zahn für Zahn,
Hand für Hand,
Fuß für Fuß,
Brandmal für Brandmal,
Wunde für Wunde,
Strieme für Strieme.
Tora, 2. Buch Moses, Exodus 21,23-25
Inhalt
4 Die Vermessung der Gefährlichkeit
6 Steiner unterwirft sich nicht
16 Ein Gefängnis, das keines sein soll
17 Der Mann, der das Böse kennt
18 Das Dorf der Supergefährlichen
19 Von kranken Bösen und bösen Kranken
20 Mona stellt alles auf den Kopf
Die beliebtesten Prognoseinstrumente
Die Verwahrung und die Menschenrechte
Die Vordenker der heutigen Verwahrung
Österreichisches Strafgesetzbuch
1Vogt will sterben
Das Telefon klingelt. Eine unbekannte Nummer. Eine fröhliche Stimme sagt: »Hallo, schön Sie zu hören! Ich bin es, Peter Vogt.«
Peter Vogt. Er sitzt jetzt vermutlich vor einem Kartenautomat. Ein eigenes Telefon besitzt er nicht. Aber er darf regelmäßig telefonieren.
Vogt ist ein prominenter Gefangener. Nur berühmte Verbrecher werden in den Medien mit richtigem Namen genannt. Peter Vogt gehört dazu. Alle andern werden anonymisiert. Um sie und ihre Angehörigen zu schützen. Für die ganz schlimmen Täter gilt das nicht mehr. Berühmt wird man, wenn man schreckliche Taten begangen hat und voraussichtlich nie mehr freikommt. Vogt hat Mädchen und Frauen gewürgt und vergewaltigt. Mehrere. Seit 25 Jahren ist er verwahrt.
Er sitzt in einer Strafanstalt, ist aber genau genommen kein Strafgefangener, weil er seine Strafe längst abgesessen hat, gilt allerdings als nicht therapierbar.
Wir haben uns noch nie gesehen, nur vor Monaten einmal telefoniert. Damals wollte er von mir nicht besucht werden. Er meinte, man müsse ein bisschen taktisch vorgehen. Es nütze ihm wenig, wenn alle Medien gleichzeitig berichteten. Das Fernsehen war an seiner Geschichte dran; das hatte Vorrang.
Jetzt ist er also am Telefon und sagt, er würde sich freuen, wenn ich ihn besuchen käme. Ich müsse halt eine Anfrage bei der Direktion stellen. Physisch gehe