Leute die Skibranche kontaktiert und von sich aus ihre Perspektive beigesteuert hätten. Sondern die Skibranche hatte »den roten Teppich ausgerollt«, um frische Perspektiven und neue Ideen zu erhalten. Und sie bekam sie. Sie hörte zu, reagierte und nahm Veränderungen vor. Die neue Perspektive rettete die Skibranche.
Wie das Problem der fehlenden Diversity angegangen wurde
Rob Katz ist CEO des US-amerikanischen Unternehmens Vail Resorts. Nach dem Tod George Floyds dachte er über die fehlende Diversity in der Skibranche nach und schrieb ein Memo ans Unternehmen, in dem er seine Gedanken mitteilte. »Ebenso sehr, wie es mich traurig macht, diese Akte des Rassismus überall in unserem Land zu sehen, stößt mir auch die Tatsache auf, dass unser Unternehmen und unser Sport ganz überwältigend weiß sind, mit nur unglaublich wenigen People of Color. Ich betrachte das als persönliches Versagen«, schrieb er.
Katz war in seinem Firmen-Memo brutal ehrlich und direkt – und demütig. Während er anerkannte, dass der Mangel an Diversity angegangen und behoben werden musste, gab er auch zu: »Ich bin mir nicht sicher, dass ich genau weiß, was die Lösung ist«, versprach aber, bei einer bevorstehenden Veranstaltung mit seinen Mitarbeitenden »einen Anfang zu machen, indem wir darüber reden«. Seine ehrliche Einschätzung des Problems war beeindruckend. Eines der Themen, die er in seinem Memo ansprach, war die Neigung, sofort in die Defensive zu gehen, wenn der weiße Charakter des Sports zur Sprache kam, den seine Kernkundschaft so liebte:
Auch wenn ich mir sicher bin, dass sich in unserer Branche fast alle für tolerant und gastfreundlich halten, müssen wir doch anerkennen, dass die Kultur unseres Sports Bestandteile hat, die ganz klar nicht einladend sind. Vielleicht muss das Image, das wir vom Leben in den Bergen geschaffen haben, vielfältiger werden. Vielleicht birgt unsere Gemeinschaft, als eine recht eng verbundene und begeisterte Gruppe Skiläufer*innen und Skifahrer*innen, eine tiefe implizite Voreingenommenheit. Es wäre wohl nicht übertrieben, uns als Clique zu bezeichnen. Vielleicht liegt es an unserer Furcht vor Veränderungen. Ich würde zwar gern denken, dass ich in unserer Branche ein Motor der Veränderung gewesen bin, leite aber nach einem Jahrzehnt immer noch ein Unternehmen, das in puncto Ethnie nur sehr begrenzte Diversity aufweist.
Die Diversity in der Skibranche zu steigern, wird einige Zeit dauern. So etwas passiert nicht über Nacht. Es wird aber überhaupt nicht passieren, wenn der Sport nicht einladend und gastfreundlich für diverse Skifahrer*innen aller Gruppen und Ethnien wird. Ich fühle mich ermutigt durch Rob Katz' offene und ehrliche Einschätzung der fehlenden Diversity in seinem Unternehmen und seiner Branche und von seinem Versprechen, an Verbesserungen zu arbeiten. Vail Resorts ist ein riesiges Unternehmen. Es ist an 34 Bergen in Nordamerika vertreten, und es ist erfolgreich, finanzstark und der Branchenführer. Allein schon seine Größe verleiht ihm eine starke Stimme und enormen Einfluss. Es kann keinen Zweifel geben: Die Schritte, die es unternimmt, um für neue und diverse Kundschaft den roten Teppich auszurollen, werden sich auch über die restliche Branche verbreiten und Standards für die Konkurrenz setzen.
Wenn in Ihrem Unternehmen oder in Ihrem Team alle weitgehend gleich sind, passiert es leicht, dass Chancen versäumt werden, weil Ihre Gleichheit zu Ihrem blinden Fleck wird. Dies gilt ganz besonders, wenn Ihr Unternehmen erfolgreich ist. Geschäftlicher Erfolg kann zu einem extremen Fokus auf die Frage führen »Was läuft gut?« statt auf die Frage »Was versäumen wir?«
Die Antwort auf die Frage »Was versäumen wir?« wird durch unterschiedliche Perspektiven gegeben. Es braucht Personen, die Dinge in einem anderen Licht sehen, um auf potenzielle Probleme – oder Chancen – aufmerksam zu werden. Das ist der Grund, weshalb es kostspielig für Sie werden kann, wenn Sie ein rein weißes oder überwiegend weißes Unternehmen haben: Sie bekommen womöglich keine andere Perspektive oder Sicht auf geschäftliche Themen, die Ihren Umsatz und Gewinn steigern könnten. Sie sehen womöglich die Anzeichen nicht. Sehen Sie sich Ihr Unternehmen an, so objektiv Sie können, und schauen Sie, ob Sie etwas von solchen Anzeichen erkennen. Wenn das der Fall ist, versäumen Sie womöglich Chancen, die Ihr Geschäft wachsen lassen könnten.
Anzeichen dafür, dass Ihr Unternehmen womöglich Chancen versäumt
Die folgende Liste beleuchtet Anzeichen, dass Ihr Unternehmen aufgrund von Voreingenommenheit womöglich Chancen versäumt:
Sie könnten verschiedene Bevölkerungsgruppen bedienen, tun dies aber nicht: Schwarze Menschen, Latinx, Asiaten, andere People of Color, LGBTQ+, verschiedene Altersgruppen/Generationen, Männer, Frauen, Nichtbinäre, Militär.
Sie bedienen zwar verschiedene Bevölkerungsgruppen, aber Ihre Belegschaft ist nicht divers. Es gibt in Ihrer Belegschaft keine Person, die die Perspektive einiger Ihrer besten Kunden/Kundinnen teilt, und daher weiß auch niemand, wie Ihre diversen Kunden/Kundinnen besser bedient werden könnten.
Sie haben Probleme, People of Color als Mitarbeitende zu finden oder zu halten. Liegt das nur an diesen oder zum Teil vielleicht auch an Ihnen? Vielleicht ist ja Ihr Arbeitsumfeld nicht so einladend oder so angenehm, wie Sie denken.
Sie achten nicht auf demografische Veränderungen. Zum Zeitpunkt des Schreibens macht die Latinx/Hispanic-Bevölkerung in den USA 19 Prozent der Gesamtbevölkerung aus und die Bevölkerung der Afroamerikaner 14 Prozent. Das ist ein glattes Drittel der US-Bevölkerung! Es wäre doch dumm, ein Drittel des Marktes zu ignorieren, aber viele Unternehmen tun es trotzdem.
Wenn Sie erkennen, dass einige dieser Anzeichen auf Ihr Unternehmen oder Team zutreffen, ist das eine deutliche Warnflagge. Und eine Chance! Sie müssen hier besser werden, um ein gutes Unternehmen oder eine gute Führungskraft zu werden.
Sie wissen bereits, dass Diversity vom moralischen und sozialen Standpunkt aus betrachtet ihren Wert hat. Sonst würden Sie dieses Buch nicht lesen. Aber Geschäfte beruhen auf Zahlen. Sie beruhen auf Leistung. Das nächste Kapitel wird Ihnen zeigen, wie stark auch der Business Case für Diversity ist. Ich nenne das »Diversity als Gegenmittel (›Remedy‹)«.
4 Der Business Case für Diversity
Hier eine Tatsache, die eine Überraschung für Sie darstellen könnte: Unternehmen, die divers sind, sind in allen Bereichen besser, die im Geschäftsleben eine Rolle spielen. Ohne Ausnahme. Eine Studie nach der anderen belegt immer wieder neu, dass diverse Unternehmen bessere Leistungen hinsichtlich jeder Messgröße bringen, die Unternehmen zur Erfolgsbewertung verwenden:1
höhere Umsätze,
höhere Gewinne,
besseres Ansehen des Unternehmens,
verbessertes Unternehmens-Image,
höherer Markenwert,
Wachstum des Kundengeschäfts – bei Neukundenakquise und Kundenausgaben,
höhere Kundenzufriedenheit,
größere Kundentreue,
besseres Kundenverständnis und bessere Fähigkeit, Kundenbedürfnisse zu antizipieren,
größere Fähigkeit, Talente anzuziehen und zu rekrutieren,
bessere Qualität der Bewerber*innen,
breitere Basis von Talenten mit neuen und unerschlossenen Perspektiven,
bessere Problemlösungen,
bessere Leistung und Produktivität der Mitarbeitenden,
stärkeres Engagement der Mitarbeitenden,
höhere Zufriedenheit der Mitarbeitenden,
geringere Abwesenheitszeiten,
größere Unternehmenstreue der