Lucas Fischer

Tigerherz


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von selber auch wieder und hatte die Phase überwunden.

      Ich hatte eben auch eine Weile Mühe mit dem Trainer. Mit Nikolay Maslennikov. Ich gab so viel, und er wollte immer noch mehr von mir. Ich hatte das Gefühl, er war nie zufrieden. Ich verstand damals nicht, dass ich so hart angepackt wurde, weil ich so gut war. Er trainierte mich halt so, wie das in Russland üblich war, verlangte mir extra viel ab.

      In dieser Phase ist das Wunderkind für seine Eltern vor allem ein Sorgenkind, ein Kind, das Unterschriften fälscht, beim Ferientraining schummelt und das manchmal sogar das Turnen aufgeben will. Ein Kind, das beinahe seinen Traum opfert. Ein Kind, das Turnen eine Weile lang gleichermassen zu lieben wie zu verdammen scheint. Vater Peter Fischer weiss, er muss handeln.

      Als Lucii zum zweiten Mal so eine Phase hatte, nahm ich es ernster. Ich wusste, jetzt müssen wir etwas machen. Wir redeten ausführlich mit dem Trainer. Es war mir und auch allen anderen wichtig, dass Lucas weitermacht. Nicht für mich als Vater, sondern für unser Zentrum und für den Turnsport überhaupt. Aber ich hätte es wohl auch akzeptiert, wenn Lucas gesagt hätte: «Ich mache unter keinen Umständen mehr weiter!» Man kann niemanden sechs Tage pro Woche in die Halle zwingen, wenn er nicht mehr will.

      Wir sassen dann eben zu dritt zusammen, der Trainer, Lucii und ich. Lucas konnte sagen, wie es ihm geht, und ich sagte dem Trainer, dass wir hier unseren wenigen Talenten Sorge tragen müssen. Hier ist es nicht wie in Russland. Nach dem Gespräch wurde es schnell besser, auch in der Schule fanden wir eine Speziallösung, er durfte mehr Zeit mit seiner Stammklasse verbringen, statt in die Spitzensportschule zu gehen. All das half ihm, wieder mit Freude weiterzuturnen.

      Und irgendwann in dieser Zeit wird aus dem Kind ein Teenager, einer, der in der Schweiz ganz vorne mitturnt und dem das Leben der anderen nicht mehr im Wege steht. Er träumt nun nicht mehr von Ferien, in denen er ausschlafen kann, oder von Mittwochnachmittagen an der Spielkonsole oder im Kino.

      Lucas träumt nun von Olympia.

      Turnen ist für ihn nicht eine Abfolge von technischen Elementen, die er möglichst perfekt ausführen will, sondern eine tiefe Leidenschaft. Eine Übung möglichst schön und mit Gefühl und Eleganz auszuführen, bedeutet ihm viel. Lucas drückt sich am liebsten über den Körper aus. Der Tanz mit der Perfektion stachelt ihn an. Täglich zu trainieren ist für ihn nun keine Last mehr, sondern gehört zum Leben eines ehrgeizigen, jugendlichen Spitzensportlers, der das Potenzial hat, sich in wenigen Jahren mit den Besten der Welt zu messen. Irgendwann in dieser Zeit legt Lucas auch den Wirbelwind ab. Das etwas schrullige, quirlige Kind mit dem Kraushaarkopf, das überschwänglich lachen oder auch weinen kann und über das sich die anderen Turner manchmal lustig machen, verschwindet. Lucas Fischer legt seine Persönlichkeit ab wie ein Kleidungsstück aus alten Tagen, für das man sich etwas schämt. Er lässt sich das krause Haar kurz schneiden. Der Wirbelwind-Lucii, so meint er zumindest, passt nicht in die Welt der Profiturner. Lucas Fischer wird ruhig, angepasst – vom Stuhl fällt er nicht mehr. Sein Weg und seine Etappenziele sind nun klar definiert. Lucas ist ein Turner, ein Soldat voller Leidenschaft für den Sport, er ist nicht mehr der Junge, den sein Bruder eine Diva nannte.

      Zu diesem Zeitpunkt ahnt er nicht, dass sich zehn Jahre später, als er längst an Epilepsie erkrankt ist, seine alte, sorgfältig weggepackte Persönlichkeit wieder in den Vordergrund drängen und ihm helfen wird, die schwersten Zeiten zu überstehen.

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