zu ihr rüber schaute, war für ihn klar, dass da jemand wen aus der Ferne anhimmelte.
›Ach Peter, wann traust du dich endlich aus deinem Schneckenhaus raus? Hm?‹ Aber immerhin, er unterhielt sich ganz offen mit ihr, der Junge wurde wohl doch langsam erwachsen. ›Sehr schön mein Freund, weiter so.‹
In diesem Moment hörte er ein vorsichtiges Räuspern hinter sich.
»Sam? Ich wär dann so weit, du wolltest doch mit mir sprechen?!«
Einmal atmete er tief durch, drehte sich langsam um und versuchte bloß keinen dämlichen Gesichtsausdruck aufzulegen. ›Reiß dich zusammen, Mann. Ja es ist Joyce, sie ist die Frau, die dich seit Wochen um den Verstand bringt, aber hey, sie ist hier und ihr werdet jetzt ganz in Ruhe reden. Darauf wartest du doch schon eine gefühlte Ewigkeit.‹
Er reichte ihr seine Hand, welche sie zwar zaghaft, aber ohne zu zögern, ergriff, schnappte sich im Vorbeigehen eine Flasche Wasser vom Tisch, und führte sie hinaus auf die schattige Veranda, wo er ihr die Liege überließ und sich selbst in einem Sessel niederließ.
»Tja, wie fängt man ein Gespräch an, meine kleine Joyce? Hm? Mit der Frau, die einen seit Wochen um den Schlaf bringt und bei der man nur darauf gewartet hat, sie endlich zu einem Date entführen zu können? Nur, um ihr dann per Zufall nackt am Strand zu begegnen?« Sein schelmischer Unterton war ganz deutlich wahrzunehmen und nun sah er auch, dass seine Worte ihre Ohren wieder rot anlaufen ließen.
Als Antwort bekam er nur ein schüchternes Achselzucken und ein verlegenes Grinsen.
»Okay, dann lass mich anders anfangen. Hast du eine Ahnung, was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe? 48 Stunden ohne etwas von dir zu hören!«
Ihre Antwort bestand nur aus einem schuldbewussten Kopfschütteln.
Leicht hob er die Augenbraue an.
»Hat es dir die Sprache verschlagen, meine kleine Joyce? Du darfst mir gerne antworten. Ich beiße nicht … na ja gut, nicht oft. Also würdest du nun bitte mit mir reden, hm?«
Ein provokatives Lächeln stahl sich auf seine Lippen und so sprach er weiter, ohne nachzudenken. »Oder muss ich dich erst übers Knie legen, und dir die Bestrafung zukommen lassen, die du verdient hast?«
Joyce
Verdammt, seit wann verhielt sie sich wie ein kleines verschrecktes Mäuschen? Auch wenn sie mit manchen Situationen überfordert war, war sie bisher immer zurechtgekommen.
Aber Sam schüchterte sie ein. Absolut, und sie merkte, dass es ihm gefiel. Das machte die ganze Situation nicht besser. Und der letzte Satz schon mal überhaupt nicht. Auch wenn er ihn nicht sonderlich ernst gesagt hatte, so schrumpfte sie auf der Liege in sich zusammen, und knetete nervös ihre Finger.
Zwei starke Hände legten sich um ihre und sie schaute erschrocken auf. »Ganz ruhig, kleine Joyce. Ich habe einen Schmerz gemacht. Ich hatte einfach wahnsinnig Angst, dass dir etwas passiert sein könnte.«
Endlich fand sie ihre Stimme wieder, auch wenn sie in ihren eigenen Ohren noch dünn klang. »Ich wusste nicht, wie ich mich melden sollte. Die Firmencomputer werden überwacht, ich hatte keine Nummer von dir und auf die Idee mit Sarahs Handy sind wir erst heute gekommen. Es tut mir wirklich leid, Sam.«
Er kniete sich vor sie und das Lächeln, was er ihr schenkte, ließen ihre Knie weich werden. Wie gut, dass sie saß, denn jetzt wäre sie sicher wieder zusammengeklappt. Was musste dieser Mann auch so verdammt gut aussehen? Er sprach sie nicht nur auf der geistigen Ebene an, nein, er war auch noch eine Augenweide, sodass die Schmetterlinge gerade einen Looping nach dem anderen drehten.
Scheiße, sein Gesicht kam immer näher und sie hielt die Luft an. Er würde sie doch nicht jetzt gleich …?
»Ich störe euch wirklich nur sehr ungern, aber wir haben ein Problem, Joyce.« Vor Schreck wäre sie fast aufgesprungen, doch Sams Hände hielten sie an Ort und Stelle. Wahrscheinlich hatte er mitbekommen, wie sich Sarah ihnen genähert hatte. Joyce dagegen hätte noch nicht mal einen Bombeneinschlag realisiert.
»Was … was ist los?« Sie riss sich von Sams wundervollen Augen los und schaute zu Sarah hoch.
Diese stand bleich neben der Liege und hielt ihr Handy in der Hand. »Die Daten, sie sind alle weg«, flüsterte sie dann.
Joyce verstand nicht. »Was für Daten?«
»Alle Daten für den Abschluss. Alle Zahlen, einfach alles für Montag. Quinn hat mich gerade angerufen.«
So langsam dämmerte es ihr, was Sarah meinte. Wenn das stimmte, dann … »Scheiße«, keuchte sie auf. »Was ist mit dem Backup?«
»Keins da. Alles weg.«
»Was für Daten, und was für ein Backup?«, mischte sich nun Peter ein.
»Der Quartalsabschluss für die Firmen, die wir betreuen. Einmal im Quartal werden diese gesammelt an das Finanzamt weitergeleitet und unsere Auftraggeber verlassen sich auf uns. Es gibt eine Deadline und die darf nicht überschritten werden. Die ist Montag früh.« Joyce hatte ihre Selbstsicherheit wiedergefunden. Wenn es um den Job ging, dann war sie voll da. »Werden die Zahlen nicht rechtzeitig abgeliefert, werden Regress-Summen fällig, die teilweise sehr hoch sein können. Da die Firmen uns die Aufträge erteilt haben, kommen die Summen auf uns zu. Und wenn alle Daten weg sind …« Sie konnte gar nicht weitersprechen, denn hier ging es um Summen im Millionenbereich.
Sam zog sie auf die Füße und schaute zu Peter. »Ich denke, wir beide werden die Ladys hier begleiten, Peter.«
Dieser nickte und ging mit Sarah ins Haus vor. Bevor Joyce folgen konnte, hatte Sam sie von hinten an seine Brust gezogen und schlang die Arme um sie. »Wir beide sind aber noch nicht fertig, meine Kleine. Wenn dieses Problem gelöst ist, werde ich dich zu einem Date entführen«, murmelte er direkt an ihrem Ohr.
Schauer jagten ihr über den Rücken und sie spürte, wie es sein könnte … Doch der Moment war viel zu kurz, da schob Sam sie wieder von sich. Ein kleines Seufzen von ihr ließ ihn schmunzeln und er nahm ihre Hand in seine und folgte den anderen ins Haus.
Peter und Sarah warteten schon an der Haustür auf sie, und als Peter etwas warf, konnte Joyce nur über die Reaktion von Sam staunen.
»Du fährst«, rief ihm Peter zu und grinste.
Fragend schaute sie zwischen den beiden Männern hin und her und auch Sam schien sich jetzt wie ein kleiner Junge zu freuen.
»Und du, meine Kleine, wirst neben mir sitzen«, raunte er ihr zu und zog sie noch einmal dichter an sich.
Wenn die Situation eine andere wäre und überhaupt, dann wäre jetzt der Zeitpunkt gewesen, an dem sie alles über Bord geworfen und sich in seine Arme begeben hätte. Doch alles, hätte, wäre wenn, half jetzt nicht.
»Kommt ihr endlich?«, rief Sarah von draußen und trieb die beiden zur Eile an.
»Verdammte Sklaventreiberin«, brummte Joyce und das tiefe Lachen von Sam schoss ihr direkt zwischen die Beine. Na wunderbar, die Fahrt würde ganz sicher fantastisch werden.
Sam
Als sie das Haus umrundeten und Richtung Garage bewegten, spürte man ihm seine gute Laune gerade zu an. Denn wann hatte man schon mal die Gelegenheit ein '69er Camaro Cabrio zu fahren? Genau, gar nicht, wenn man nicht gerade einen besten Freund namens Peter O' Roke hatte, der so ein Baby - warum auch immer - sein eigen nannte.
Ganz gentlemanlike hielt er Joyce die Beifahrertür auf und half ihr beim Einsteigen, wobei seine Hand die ihre eine halbe Minute länger fest hielt als nötig, was sie mit einem schüchternen aber bezaubernden Lächeln quittierte.
Nachdem es sich auch Sarah und Peter hinten gemütlich gemacht hatten, schwang sich Sam übermütig hinter das Steuer und startete den Motor, welcher mit einem