Melanie Weber-Tilse

Lustvolle Qualen


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nächsten Mittag quälte er sich aus dem Bett und wankte schlaftrunken Richtung Bad.

      »Aspirin sind in der linken Schublade«, kam es hinter ihm aus dem Arbeitszimmer.

      Wie konnte man am frühen Morgen schon so gut gelaunt sein? Der Kerl hatte doch mindestens genauso viel getrunken wie er selbst, scheiße, er wurde echt alt.

      So stellte sich Sam erst mal eine halbe Stunde unter die heiße Dusche, um den Schlaf und den Kater zu vertreiben. Gut, zwei Aspirin halfen dabei auch deutlich, und nachdem er einen großen Becher Kaffee und eine Portion Rührei im Magen hatte, sah die Welt gleich wieder etwas farbenfroher aus als vorher.

      Als er dann endlich bei Peter im Allerheiligsten saß, begann auf einem der Monitore in großen roten Lettern Alarm aufzuleuchten, was Peter zu ignorieren schien.

      »Ähm, Pete?«, setzte Sam gerade an, als Peter gelangweilt abwinkte. »Sind nur zwei Girls, die es vorziehen, an meinem privaten Strand zu liegen und nicht auf dem überfüllten Öffentlichen, Sardine in der Büchse zu spielen. Die eine hab ich schon öfter hier gesehen. Und ich war fast versucht, sie mal durch die Datenbanken zu jagen, um zu erfahren, wer sie ist.«

      Verständnislos schaute Sam seinen besten Freund an, der sich gar nicht die Mühe machte von seinem Monitor aufzustehen, sondern nur den Arm ausstreckte und auf einen der vielen Monitore deutete.

      Als Sam seinen Blick in die angegebene Richtung wand, erblickte er in der hintersten Ecke eine komplett eingerichtete Überwachungsanlage. »Scheiße Pete, deshalb weißt du immer, dass ich das bin.«

      Als Antwort erntete er nur schallendes Gelächter. ›Definitiv NSA oder sowas‹, ging es ihm durch den Kopf, und nachdem er seinem Freund einmal kräftig gegen den Oberarm geboxt hatte, ging er hinüber und schaute neugierig auf die Monitore.

      Fast hätte er seine Tasse fallen lassen, doch schaffte er es noch, sie rechtzeitig auf dem Tisch abzustellen, ehe er sich fast die Nase am Monitor platt drückte, um das Gesicht genauer zu erkennen. »Das kann nicht sein ...«

      »Was kann nicht sein?«, ertönte Peters Stimme nun neugierig hinter ihm.

      Ohne seinem Freund zu antworten, wanderte sein Blick hektisch suchend über die Konsole der Überwachungsanlage. »Kann man hier irgendwie zoomen? Verdammt Peter, nu hilf mir doch mal, ich muss ihr Gesicht sehen!«

      Irgendetwas in Sams Stimme ließ Peter aufhorchen und schon war er neben ihm, schob ihn sanft zur Seite, und betätigte ein paar Tasten. Das Bild wurde größer, die Gesichter wurden detailreicher.

      Ohne Zweifel, es war Joyce ... seine Joyce ... die Frau, wegen der er sich seit nun mehr als 36 Stunden Sorgen machte. Sicher, er kannte nur ein paar Fotos von ihrem Profil, trotzdem bestand kein Zweifel, sie war es, ganz sicher.

      Schon wollte er sich abwenden, um zu ihr zu eilen, als der Alarm wieder losging. Irritiert schaute er von dem Alarm zu Peter, welcher schon dabei war eine zweite Kamera einzustellen und diese auf einen Kerl zu richten, der sich darin versuchte unbemerkt über den Strand zu schleichen und möglichst unauffällig zu wirken.

      Als er dann hinter einem großen Felsen hielt, und immer wieder verstohlen drumherum lugte, hatte Sam genug.

      Kurz entschlossen schlüpfte er in seine Boots und war auf dem Weg nach draußen, nur um ein amüsiertes Lachen hinter sich zu vernehmen. »Immer noch der Ritter in edler Rüstung, der die Jungfrau in Nöten rettet?"

      »Das ist Joyce!« Mehr brachte er als Antwort nicht heraus, ehe er auch schon aus der Tür hinaus war und den Strand hinunter lief.

      Als er endlich den Felsen erreichte, hinter dem dieses Arschloch von Spanner sich versteckt hatte, hörte er eine männliche Stimme: »Ach, da sind ja meine Lieblingskolleginnen« und das erstickte Kreischen zweier erschreckter Ladys.

      Kurz hielt Sam inne, um sich nicht gleich wie ein Berserker auf diesen Kerl zu stürzen und ihn krankenhausreif zu prügeln. Er atmete mehrmals tief durch, ehe er so gelassen wie möglich hinter dem Felsen hervortrat und mit fester, beherrschter Stimme sagte: »Sie wissen schon, dass Sie sich auf Privatbesitz befinden, oder?«

      Dabei ließ er Joyce keine Sekunde aus den Augen, ehe er sich dem Kerl demonstrativ in den Weg stellte und ihn finster aus nun grauen Augen entgegen blickte.

      Joyce

      Nicht nur sie, sondern auch Sarah stieß einen erstickten Schrei aus. Das konnte doch nicht wahr sein, dass Patrick, dieser ekelhafte Typ, auch an diesem Strandabschnitt war.

      Joyce raffte sich die Bluse vor der Brust zusammen und Sarah tat es ihr gleich. Sich diesem Kerl nackt zu zeigen widerstrebte beiden.

      Doch bevor Patrick etwas sagen, geschweige denn näherkommen konnte, sprach ihn ein Mann an, der hinter den Felsen hervortrat. »Sie wissen schon, dass Sie sich auf Privatbesitz befinden, oder?«, dabei sah er aber nicht Patrick an, sondern ließ sie nicht aus den Augen. Der Mann kam ihr so bekannt und vertraut vor und sie überlegte, woher sie ihn kannte.

      Als er den Blickkontakt unterbrach, um sich vor ihren Kollegen zu stellen, durchfuhr es sie wie ein Stromschlag. Dieser Mann war Sam. Der Sam, den sie von der Internetseite her kannte, mit dem sie heiße Nachrichten schrieb und dem sie so dringend hatte antworten wollen.

      »Sam«, keuchte sie auf. Gleichzeitig mit ihr sprang Sarah auf und diese packte geistesgegenwärtig das Laken, um sie beide darin einzuhüllen.

      Sam warf ihnen nur einen kurzen Blick über die Schulter zu, um sich dann wieder Patrick zu widmen. »Hören Sie schlecht? Sie befinden sich auf Privatgelände!«

      Sogar Joyce konnte die Anspannung fast mit den Händen greifen. Sam stand unter Strom, und sie hoffte das erste Mal für den ätzenden Kollegen, dass er das auch merkte. Sie schaute an der Seite von Sam vorbei und konnte Patrick grinsen sehen.

      Dieser schien sich der Gefahr nicht bewusst. »Ist das Ihr Besitz?«

      Man sah bei Sam die Muskeln zucken, sah, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten. Es fehlte nicht viel und Patrick würde eine Abreibung erhalten.

      »Nein«, vernahm sie das tiefe Knurren von Sam und Patrick lachte.

      »Ach, du wolltest auch eine? Kein Thema sind ja zwei ...«

      Die Faust traf Patrick direkt ins Gesicht und ließ ihn einige Schritte zurücktaumeln. Blut schoss aus seiner Nase und er fing an zu schreien. »Du verfickter Bastard …«

      Ein zweites Mal ließ Sam seine Faust in dessen Gesicht krachen, was Patrick auf die Knie zwang.

      »Halt deine Klappe, und verschwinde«, brachte Sam mit unterdrückter Wut hervor.

      Patrick, der endlich erkannte, dass es besser war zu verschwinden, rappelte sich hoch, spuckte das Blut aus und wankte, als er davon schlich.

      Joyce konnte den Blick nicht von Sams Rücken abwenden. Langsam drehte er sich zu ihnen herum und sie ließ ihren Blick in sein Gesicht gleiten. Stumm musterte er sie und genauso stumm schaute sie zurück. Ihm so unverhofft gegenüberzustehen, überforderte sie. Und doch löste sein intensiver Blick ein Kribbeln im Bauch aus. Das Bild, welches sie von ihm im Kopf hatte, fügte sich zu einem großen Ganzen zusammen.

      Wie lange sie sich angestarrt hatten, wusste Joyce nicht, doch es konnten nur ein paar Sekunden gewesen sein.

      »Das ist also Sam«, erklang Sarahs Stimme dicht neben ihr. Erst jetzt konnte sie sich mühsam von seinem Anblick losreißen, um festzustellen, dass Sarah Haut an Haut mit ihr stand und das Laken für sie beide festhielt.

      Höchstwahrscheinlich hätte sie vor Sam nackt stehen können und es wäre ihr in dem Moment nicht aufgefallen. Wie gut, dass bei ihrer Freundin wenigstens noch die Gehirnzellen funktionierten.

      »Ja, der bin ich«, erklang nun Sams Stimme um einiges näher, als eben noch.

      Wie in Zeitlupe schaute sie nun in seine Richtung, nur um festzustellen, dass er direkt vor ihnen stand. Sein Blick ruhte auf ihr und sie