Eva Markert

Das Geheimnis der Lukaskinder


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dass man dich hört.“

      „Ich wollte bloß gucken, ob das Frühstück schon fertig ist“, erklärte Alena.

      „Aha! Du willst mich also kontrollieren! Aber wie du siehst, habe ich nicht vergessen, dass ich heute dran bin mit Frühstückmachen.“

      „Quatsch!“ Alena setzte sich an den großen Küchentisch. „Dass du immer gleich so ausflippen musst!“ Sie sah sich um. „Haben wir keinen Orangensaft?“

      „Doch! Aber der steht noch im Kühlschrank. Ich kann nicht alles auf einmal tun!“

      Mona guckte den Kühlschrank an und dachte die Tür auf. Die Flasche mit dem Orangensaft schoss heraus wie eine Rakete und geradewegs auf Alena zu. Aber irgendwie hatte Mona nicht richtig gezielt, denn die Flasche knallte auf die Fliesen.

      Scherben lagen auf dem Boden in einer großen Lache aus Orangensaft. „Sauerei!“, knurrte Mona.

      Alena sagte nichts, sondern sah sie nur vorwurfsvoll an.

      Während Mona schimpfend nach ihrem Kakao griff, flogen die Scherben im hohen Bogen in den Mülleimer.

      „Du meine Güte!“ Alenas Stimme klang genervt. „Hör doch auf mit dem Gezeter!“

      „Ich zetere nicht!“, zeterte Mona.

      Wasser rauschte in einen Eimer. Mona trank ihren Kakao und sah zu, wie der patschnasse Scheuerlappen wie wild über den Boden fuhr.

      „Du weißt, du solltest das mit den Händen machen“, mahnte Alena.

      Mona tat, als hätte sie nichts gehört. Der Eimer schaukelte durch die Luft zum Spülbecken und schüttete sich aus. Dann sauste er zusammen mit dem Aufnehmer in den Schrank zurück. Es rumste, und die Schranktüren flogen zu.

      Alena seufzte. Sie stand auf und trat ans Fenster. „Endlich scheint mal die Sonne! Das wurde aber auch Zeit. Ich habe das Gefühl, dass der Winter dieses Jahr besonders lang gedauert hat.“

      Mona stellte sich neben sie. „Ich habe Schneeglöckchen am Gartenzaun gesehen. Und die Krokusse in der Wiese kommen auch schon durch.“

      Gemeinsam beobachteten sie eine Amsel, die nickend durch das Gras im Vorgarten stolzierte.

      „Wie ich diesen Vogel beneide“, meinte Mona. „Er muss nicht in die Schule wie ich! Und fliegen könnte ich auch gern.“

      „Ich fände es langweilig, eine Amsel zu sein. Und dann müsste ich auch Würmer essen. Iiiih!“ Alena schüttelte sich.

      „Du ahnst ja gar nicht, was ich alles tun würde, wenn ich dafür nicht in die Schule müsste.“

      „Wo du gerade von Schule sprichst …“ Alena schaute auf die Uhr. „Oh je, schon so spät! Und Julian ist noch nicht aufgestanden.“

      „Das ist nicht fair“, beschwerte sich Mona. „Ihm lässt du alles durchgehen, nur mir nicht.“

      Alena zwinkerte ihr zu. „Ich kenne da noch jemanden, dem es ziemlich schwerfällt, morgens aus dem Bett zu kommen.“

      „Die ganze Zeit meckerst du nur an mir herum“, beschwerte sich Mona. „Das macht mir richtig schlechte Laune.“

      Alena lachte. „Ich glaube, die schlechte Laune hattest du schon vorher.“

      „Außerdem“, fuhr Mona fort, „wäre Julian heute dran mit Tischabräumen. So steht es jedenfalls auf dem tollen Plan, den du selbst an der Küchenschranktür aufgehängt hast.“

      „Sei doch nicht so streng mit unserem kleinen Bruder.“

      „Klein?“, fuhr Mona auf. „Er wird bald zehn!“

      „Er ist gerade erst neun geworden“, widersprach Alena. „Ich versuche jetzt, ihn aus dem Bett zu kriegen. Fang du schon mal an, den Tisch abzudecken.“

      Mona zischte etwas, kniff die Augen zusammen und ließ die Teller wie UFOs zur Spüle segeln. Es schepperte besorgniserregend, als sie sich im Becken aufeinanderstapelten.

      Alena grinste. „Wie man leicht sehen und auch hören kann, ist das Abräumen für dich sehr viel weniger Arbeit als für Julian.“

      „Was willst du damit sagen? Dass ich demnächst hier alles allein machen soll?“

      Alena schlug die Augen zum Himmel. „Ich sage am besten gar nichts mehr.“

       Julian gibt ein bisschen an

      „Ich bin doch noch sooo müde!“

      Alena zerrte einen verschlafenen Jungen mit wirren roten Locken hinter sich her.

      „Weißt du nicht, dass du heute dran gewesen wärst mit Abräumen?“, fuhr Mona ihn an.

      „Tatsächlich?“ Ihr Bruder gähnte, schnappte sich ein Hörnchen und ging damit ans Fenster.

      Die Amsel stolzierte noch immer durch das Gras.

      „O je! Die Katze kommt“, murmelte er geistesabwesend.

      „Was?“ Mona riss erschrocken das Fenster auf und lehnte sich hinaus. „Ich sehe keine Katze.“

      „Sie versteckt sich noch“, antwortete Julian. „Gleich kriecht sie unter den Sträuchern hervor.“

      „Fängt sie den Vogel?“, fragte Mona bange.

      „Da ist sie schon.“ Julian zeigte auf eine schwarze Katze, die unter einem Busch hervorlauerte.

      „Wir müssen den Vogel verscheuchen!“ Die beiden Mädchen klatschten in die Hände.

      „Keine Panik“, beruhigte Julian seine Schwestern. „Sie kriegt ihn sowieso nicht.“

      Munter hüpfte die Amsel auf den Busch zu. Die Katze presste sich flach gegen den Boden und setzte zum Sprung an. Genau in diesem Augenblick flog der Vogel davon.

      „Puh! Das war knapp!“ Mona schüttelte ihre Hand aus.

      Julian grinste und biss wieder in sein Hörnchen. „Was regt ihr euch so auf?“, nuschelte er mit vollem Mund. „Ich habe euch doch gesagt, dass nichts passiert. Und wie ihr wisst, habe ich immer Recht.“

      Mona schnaufte durch die Nase. „Gib bloß nicht so an, nur weil du zehn Minuten in die Zukunft sehen kannst. Und außerdem krümelst du.“

      „Na und?“ Wieder grinste Julian. „Du bist heute dran mit Fegen.“ Er zeigte auf den Plan an der Küchenschranktür.

      „Müssen wir eigentlich immer tun, was auf diesem dämlichen Blatt steht?“, maulte Mona. „Was macht das schon, wenn mal ein paar Krümel auf dem Boden herumliegen?“

      „Finde ich auch.“

      Alena runzelte die Stirn. „Ihr wisst doch, dass bei uns immer alles tipptopp sein muss. Wenn Frau Mullhaupt …“

      „Diese Mullhaupt kann mich mal“, knurrte Mona.

      „Mich auch!“ Trotzdem bückte sich Julian und las die größten Krümel auf.

      „Lieber Himmel!“, rief Alena. „Schon halb acht! Jetzt aber schnell!“

      „Nur keine Panik!“ Julian nahm sich in aller Seelenruhe noch ein Hörnchen und biss hinein. „Wir schaffen es dicke. Der Bus hat nämlich Verspätung.“

      „Macht euch trotzdem auf den Weg“, sagte Alena. „Sicher ist sicher. Und denkt immer dran: Benehmt euch. Und seid vorsichtig! Passt auf, dass niemand hinter euer Geheimnis kommt!“

      Mona warf ihrem Bruder einen Blick zu.

      Der nickte heftig und flüsterte ihr ins Ohr: „Das denke ich auch: Jeden Morgen dieselbe Leier.“

       Der Bus hat mal wieder Verspätung

      Die Bushaltestelle