Alexa Kim

Wolf Breed - Oliver (Band 4)


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glitten seine Blick in eindeutiger Weise über meinen Körper. „Neben deiner Gesellschaft will ich noch etwas anderes … aber in Anbetracht dessen, dass wir einige Monate zusammen verbringen, würde ich es vorziehen, wenn ich es freiwillig von dir bekomme und dass es dir gefällt.“

      Jetzt war ich diejenige, die irritiert war. „Du hältst mich hier gefangen und erwartest, dass ich freiwillig mit dir ins Bett gehe … und dass ich etwas dabei empfinde, das über Widerwillen hinausgeht?“

      „Du bist klug, Rory.“

      „Das ist verrückt … und unmöglich ...“, antwortete ich und verschränkte die Arme vor der Brust, als könne ich ihn damit von seinem Vorhaben abbringen. Der Typ hatte sie doch nicht alle! Das hatte selbst Tommy nicht von mir erwartet … oder vielleicht war es ihm auch einfach nicht wichtig gewesen, dass es mir gefiel, wenn er nachts mit Bierfahne zu mir ins Bett kroch und Sex verlangte.

      „Glaub mir … es ist möglich. Weder Liebe noch Zuneigung sind dafür erforderlich. Eine Interessengemeinschaft reicht aus, um diese Dinge zu akzeptieren.“

      „Ich sehe deine Interessen bei dieser Gemeinschaft … aber was könnten meine sein?“, entfuhr es mir.

      „Das ist eine berechtigte Frage ...“, antwortete Oliver, stieß sich vom Küchenschrank ab und kam auf mich zu. Es fiel mir plötzlich schwer, meinen Fluchtinstinkt zu unterdrücken. Irgendwie fühlte ich mich wie ein Beutetier, das von einem Raubtier in die Enge getrieben wurde. Vielleicht hatte mein Verstand mir im Drogenrausch deshalb vorgegaukelt, ich wäre von einem Wolf gerettet worden. Oliver hatte tatsächlich etwas Wölfisches an sich.

      „Ich beschütze dich vor diesen Idioten … keiner von denen wird dich anfassen … auch nicht dieser Tommy. Solange unsere Vereinbarung besteht, werde ich der Einzige sein, der das tut … und ich bin im Übrigen nicht so ein unfähiger Versager, wie diese Idioten, an die du geraten bist. Mit mir wird es dir gefallen, wenn du es zulässt.“

      Ich spürte, wie mir die Spucke wegblieb. So ein überzogen großes Ego hatte selbst Tommy nicht an den Tag gelegt. Oliver präsentierte sich mir, als wäre er die blattgoldüberzogene Edelpraline in einer Deluxeauswahl, nach der jede Frau sich die Finger leckte.

      „Ich weiß nicht, ob du verrückt bist oder einfach nur narzisstisch veranlagt ...“, rutschte mir heraus. Im nächsten Moment biss ich mir auf die Lippe. Ich sollte ihn nicht reizen … aber seine Selbstverliebtheit war einfach zu viel ...

      Immerhin reagiere Oliver gelassen und zuckte nur die Schultern. „Überleg es dir … wir werden heute Abend zusammen essen … ich hoffe im Übrigen, du kannst kochen. Kühlschrank und Gefrierfach sind voll, aber ich weiß nichts damit anzufangen. Es wird Zeit, dass eine Frau das Kochen übernimmt.“

      „Du bist … unfassbar ...“, war das Einzige, was ich herausbrachte. Dieser Typ war ein Macho durch und durch.

      „Ich weiß ...“, antwortete Oliver und spannte die Schultern an, als wolle er mich mit seinem Körper beeindrucken, dann ging er an mir vorbei und ließ sich auf die Couch fallen. „Lass dir ruhig Zeit … du kannst auch vorher noch duschen. Du brauchst neue Sachen. Ich habe Internet, du kannst dir bestellen, was du willst. Geld ist kein Problem. Bis dahin kannst du dir ein T-Shirt von mir nehmen … das wird fürs Erste ausreichen.“

      Geld ist kein Problem …, hallten die Worte in meinem Kopf nach, während ich mich mit unterdrückter Wut im Bauch daran machte, den Inhalt des Kühlschranks und des Gefrierfachs zu sichten. Ganz sicher würde ich nicht duschen und mich für ihn parfümieren! Und ich würde auch nicht freiwillig mit ihm ins Bett gehen und ihm sagen, was für ein fantastischer Liebhaber er war. No Way!

      Ok … ich zog miese Typen einfach an … das war schon immer so gewesen. Es war eine logische Konsequenz, dass mein Leben diesen Verlauf genommen hatte. Aber noch einmal würde ich mich nicht versklaven lassen! Ich war älter, klüger und tougher! Meine nächste Flucht würde ich umsichtiger planen. Wenn ich dieses Spiel mitspielen musste, dann würde ich es eben tun. Ich war keine heilige Jungfrau … ich hatte gelernt, dass alles, was ich besaß, mein Körper war. Oliver konnte ihn haben. Es machte mir nichts aus, ihn einzusetzen, wenn es nicht gerade bei einem Widerling wie Luke war. Was Oliver von mir nicht bekommen würde, war eine Bestätigung seines Egos, indem ich ihm seinen Namen ins Ohr stöhnte ...

       Oliver

      Ich beobachtete Rory, wie sie sich routiniert daran machte, die Zutaten für das Abendessen zusammenzustellen. Scheinbar war das schon früher ihre Aufgabe gewesen, was mir entgegen kam. Ich hatte, seit ich allein lebte, fast nur von Fertiggerichten gelebt. Kochen und Hausarbeit waren immer Monas und Fionas Aufgaben gewesen. Ich konnte gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf ein richtiges Essen freute … und auf das, was danach kam. Rory traf meinen Geschmack … nicht allein ihr Aussehen, vor allem ihr unvermutetes Selbstbewusstsein hinter dem hübschen Gesicht … was ich allerdings am wenigsten erwartet hatte, war ihre beherrschte Art. Kein Kreischen, Heulen, Betteln oder Jammern; ich wurde nicht schlau aus ihr, und das weckte meine Neugierde, mehr über sie zu erfahren …

      Meine Blicke glitten über Rorys Körper, während sie Töpfe und Zutaten zusammensuchte. Sie war zierlich, wie die meisten Menschenfrauen, aber jede ihrer Bewegungen wirkte eingespielt. Rory schien weder so verletzlich wie Fiona noch so granithart wie Mona zu sein. Eigentlich perfekt … wäre sie kein Mensch! „Wie bist du in die Hände dieser Typen geraten?“

      Sie drehte sich nicht einmal zu mir um, während sie antwortete. „Wie die meisten Frauen in die Hände von solchen Typen geraten ...“

      Ich wartete darauf, dass sie ihre Antwort konkretisierte, aber stattdessen beschwerte sich Rory über eine Tüte mit Tiefkühlgemüse. „Ein Gourmet scheinst du nicht gerade zu sein.“

      „Ich kann nicht kochen, was also soll ich mit frischem Gemüse anfangen?“

      Anstatt zu antworten, schüttete sie die gefroren Gemüseklumpen in einen Topf.

      „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“

      „Doch … das habe ich.“

      Na schön … So kam ich nicht weiter bei ihr. „Konntest du denn nichts Besseres finden als diese Versager?“

      Rory warf die leere Tüte in die Spüle und wandte sich zu mir um. Ihr Gesicht zeigte eine Mischung aus Wut und Verachtung. „Du meinst, jemanden wie dich?“

      Sie ging also auf Konfrontationskurs. Ich sah ihr herausfordernd in die Augen. „Zum Beispiel ...“

      In Rorys Blick mischte sich noch ein wenig mehr Verachtung. „Ihr seid doch alle gleich … Machos, die sich den Hintern nachtragen lassen, mit einem aufgeblasenen Ego, hinter dem nichts steckt als heiße Luft!“

      Ich konnte ein Knurren nicht unterdrücken. Rorys Temperament gefiel mir, aber mich mit diesen Versagern zu vergleichen, ging eindeutig zu weit. „Du hast keine Ahnung, wer ich bin!“

      Ihre Antwort klang spöttisch, aber ich konnte auch einen Hauch von Resignation heraushören. „Natürlich weiß ich das … du bist Superman, der Ritter auf dem weißen Pferd und Christian Grey in einer Person.“

      Ich hatte keine Ahnung, wer diese Typen waren, aber der Wolf in mir heulte vor gekränktem Stolz. Ja, verdammt! Ich war besser als diese miesen Typen, vor denen ich sie gerettet hatte! Im Gegensatz zu denen hatte ich immer ein tiefes Pflichtbewusstsein meiner Familie und meinem Rudel gegenüber verspürt … als ob es mir Freude bereitet hätte, Fionas Ablehnung zu ertragen oder Monas Ehrgeiz … als ob es ein gutes Gefühl gewesen wäre, dass mein Bruder eine Partnerin gefunden hatte und mit ihr Nachwuchs zeugte, während ich als Rudelführer auf ganzer Linie versagte!

      Ich hatte zusehen müssen, wie Valerie sich für Vince anstatt für mich entschieden hatte ... Hätte sie das gleiche Pflichtgefühl besessen wie ich, wäre sie meine Gefährtin geworden, und wir hätten zusammen für den Erhalt des Rudels gesorgt! Es wäre mein Recht als Rudelführer gewesen, Nachwuchs zu zeugen … Vince und Valerie hatten mich übergangen.

      Was wusste Rory