Uta Adams

Ich liebe Bob!


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Kim auch ohne Worte, führte ihre Hand. Ihre Küsse wurden immer wilder. Sie streichelte ihn und fühlte, wie seine Erregung wuchs. Diesmal schob sie seine Hand nicht weg. Es war wie ein Stromstoß, als sie Bobs schlanke Finger zwischen ihren Schenkeln spürte. Wie ein Feuerball raste die Erregung durch ihren Körper. Kim vergaß alles um sich herum, versank in den Wellen dieser herrlichen Gefühle. Es war wie ein Orkan, der alles durcheinanderwirbelte. Sie krallte ihre Finger in Bobs Rücken, dass er aufstöhnte. Sie hielt es kaum noch aus. Plötzlich spürte sie ein pulsierendes Zucken in ihrem Innern. Kim wusste nicht, was das war. Doch sie fühlte, dass es bei Bob passierte. Zärtlich nahm er sie in die Arme.

      Eine wohlige Entspannung breitete sich in ihr aus. Bob drückte ihren Kopf an seine Schulter und flüsterte atemlos: »Ich liebe dich. Du bist einfach super! War es denn auch für dich schön?«

      »Ja«, seufzte Kim glücklich. Sie fühlte sich so herrlich müde. Am liebsten wäre sie jetzt einfach eingeschlafen. Auf einmal war ihr kalt. Es war zwar ein wunderschöner, sonniger Frühlingstag gewesen. Doch abends war es doch noch ziemlich kühl. Widerwillig löste sie sich aus Bobs Armen und angelte nach ihrem T-Shirt auf dem Rücksitz. Wie zufällig fiel ihr Blick auf die Uhr neben dem Lenkrad.

      »O Mann, schon nach acht? Meine Eltern kriegen die Krise, wenn ihre kostbare Tochter nicht, wie angesagt, erscheint!«

      »Vielleicht sollten sie doch erfahren, was Sache ist. Ich komme mit und stelle mich vor. Kurz und schmerzlos«, schlug Bob vor und schloss den Reißverschluss seiner Jeans.

      »So einen Megazoff hast du noch nicht erlebt. Die stecken mich glatt ins Kloster. Ihre Tochter und der Sohn eines Elektrikers!« Mit energischen Handgriffen ordnete Kim ihre Kleidung und beugte sich nach vorne, damit Bob ihre Rückenlehne wieder in die aufrechte Position bringen konnte.

      »Du hast es mir das ja schon erzählt«, stellte er fest, »aber ist es denn wirklich so schlimm? Was haben sie denn gegen Elektriker?«

      »Die Beckers sind eben was Besseres. Und du bist unter ihrem Niveau, weil dein Vater ›nur‹ Handwerker ist. Das ist für die Tochter eines Patentanwaltes nicht gut genug.«

      »Aber es ist doch dein Leben«, wandte Bob ein.

      »Das checken sie aber nicht. Labern immer nur herum, dass sie ja nur das Beste für mich wollen. Besonders meine Mutter. Die hat da ’nen Typen für mich im Auge. Von Beruf Sohn. Erbt mal die Fabrik seines Vaters.«

      »Da kann mein Dad allerdings nicht mithalten«, bestätigte Bob mit leichtem Groll in der Stimme und wischte mit einem Papiertaschentuch kräftig an der Frontscheibe herum.

      »Sei nicht sauer«, sagte Kim mitfühlend. »Ich kann doch auch nichts dafür.« Sie beugte sich zu ihm hinüber und strich gefühlvoll über seine Wange. »Ich liebe dich, das ist die Hauptsache. Und dieser andere Typ interessiert mich nicht die Bohne.«

      Dann wurde ihre Stimme laut und ärgerlich. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie mir die Höhere-Töchter-Nummer auf den Wecker geht. Dieses ewige Pauken. Immer nur Schule. Und dann dieser ätzende Quatsch, dass ich viel zu jung bin für die Liebe.« Mit sanfter Stimme, in der die Erregung deutlich zu hören war, fügte sie hinzu: »Davon habe ich vorhin nämlich nichts gemerkt.«

      »Ich auch nicht«, erwiderte Bob grinsend.

      »Komm, lass uns den Abflug machen«, drängte Kim, »und jetzt muss ich mir noch ’ne gute Story für meine Verspätung einfallen lassen.«

      ***

      Außer Atem und total nervös schloss Kim die Haustür auf. Durch die angelehnte Wohnzimmertür drang leise Musik von Chopin. Kim hatte beschlossen, ihre Verspätung einfach zu ignorieren. Schließlich war sie mit ihren sechzehn Jahren kein Kind mehr, sagte sie sich trotzig, steckte nur kurz den Kopf durch die Tür.

      »Hallo, ich bin da! Ich gehe gleich nach oben, habe noch zu arbeiten.«

      Unzählige Tisch- und Stehlampen erzeugten mit ihrem warmen Licht eine behagliche Atmosphäre, ließen die ausgesuchten Barockmöbel in besonderem Glanz erstrahlen.

      Herbert Becker, vertieft in seine Zeitung, nickte nur. Nach einem anstrengenden Tag wie heute, genoss er den Feierabend in seinem Lieblingssessel. Mit einem alten Studienfreund zusammen betrieb er eine gutgehende Anwaltskanzlei, die sich auf Patentrecht spezialisiert hatte. Beruflich höchst engagiert, überließ er seiner Frau Marianne die Organisation des Alltags und die Erziehung von Kim.

      Doch bevor Frau Becker etwas sagen konnte, lief Kim schon auf der imposanten Marmortreppe nach oben. Der zentimeterdicke Läufer schluckte jedes Geräusch. Barocke Wandleuchter verbreiteten behaglich gedämpftes Licht. Kims Mutter folgte ihrer Tochter und sah sie gerade noch hinter der Badezimmertür verschwinden.

      Kim stand über das Waschbecken gebeugt und versuchte, mit kaltem Wasser ihr erhitztes Gesicht abzukühlen. Deshalb hatte sie nicht bemerkt, dass ihre Mutter in der geöffneten Tür stand.

      »Wo kommst du jetzt her?«, fragte Frau Becker streng.

      Kim fuhr erschrocken herum. Mechanisch tupfte sie sich mit dem Handtuch die Wassertropfen vom Gesicht.

      »Und wie siehst du überhaupt aus? Dein Haar ist ja völlig durcheinander«. Ihre Stimme überschlug sich fast, wurde noch schneidender. »Wo warst du?«

      »Im Klavierunterricht bei Herrn Melchior. Das weißt du doch«, maulte Kim.

      »Der war um sechs zu Ende. Jetzt ist es aber schon neun Uhr durch«, stellte Kims Mutter mit steinerner Miene fest.

      Kim griff nach ihrer Haarbürste, als könnte sie sich daran festhalten.

      »Wir haben die Sonate, die ich nächsten Samstag auf der Dinnerparty spielen soll, nochmal durchgearbeitet.« Hilflos begann sie, ihre langen Haare zu bürsten.

      Unbeeindruckt bohrte ihre Mutter weiter. »Ich hatte in meiner Jugend auch Klavierunterricht. Aber ich habe dabei weder einen roten Kopf, noch eine derart zerwühlte Frisur bekommen. Ich bin noch nicht so alt, dass ich schon vergessen hätte, welcher Unterricht ein junges Mädchen wie dich in diesen Zustand versetzt.«

      Kim begann zu schwitzen. Verzweifelt versuchte sie, die Mutter zu überzeugen.

      »Wir haben bei der Arbeit am Klavier nicht auf die Uhr gesehen«, behauptete Kim trotzig. »Und dann war der Bus weg. Ich bin den ganzen Weg gelaufen. Deshalb komme ich ja auch so spät.« Beim letzten Satz sah sie in den Spiegel und beschäftigte sich mit einem hartnäckigen Knoten in den Haaren. Doch ihre Mutter ließ sich nicht so leicht abschütteln.

      »Ich werde gleich morgen mit Herrn Melchior reden. Dein Vater bezahlt diese teuren Klavierstunden schließlich nicht, damit dein Klavierlehrer mit dir seinen Spaß haben kann.«

      Kim glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen.

      »Mutti, du hast ja wohl ein Rad ab!«. Wütend starrte sie ihre Mutter an. »Willst du mich total unmöglich machen?«

      »Wie redest du denn mit mir? Was ist das für eine Ausdrucksweise?«, fragte Frau Becker schockiert.

      Doch Kim reagierte gar nicht darauf.

      »Wenn du das machst, kannst du meine Einlage bei deiner Bonzenparty vergessen. Das schwör’ ich dir!« Mit fliegenden Haaren stürmte sie an ihrer Mutter vorbei in ihr Zimmer auf der anderen Seite des Flures. Frau Becker zuckte erschrocken zusammen, als die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.

      »Was ist nur mit diesem Kind los?«, sagte sie zu sich selbst, »so war sie doch noch nie.« Kopfschüttelnd starrte sie die geschlossene Tür zu Kims Zimmer an. Sie musste mit ihrem Mann reden. Schließlich war Kim ja auch seine Tochter.

      ***

      Wütend knallte Kim die Notenbücher auf ihren Schreibtisch. Mehrere einzelne Seiten segelten zu Boden wie Herbstblätter. Kim kümmerte sich nicht darum. Mit energischen Handgriffen kramte sie in ihrem Rucksack. Endlich fand sie, was sie suchte. Ihre lila Geldbörse. Auch so ein Teil, an dem ihre Mutter ständig herumkritisierte. Doch Kim liebte diesen glatten, glänzenden Stoff und vor allem die unzähligen