Nadine Kapp

Hopeless Trust


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Pause, auch wenn es nicht mehr weit bis zu dem Apartment war, das ich angemietet hatte. Schluchzend parkte ich meinen Wagen am Straßenrand und schlug die Hände vors Gesicht. Es gab nur eine Möglichkeit, mich zu beruhigen.

      Obwohl ich es hasste, verfluchte und unglaublich verabscheute, griff ich in meine Handtasche und zog die Tablettenpackung heraus.

      Seit Jahren war es notwendig, dass ich Medikamente nahm, anders würde ich meine Gefühlswelt nicht unter Kontrolle halten können. Ich könnte nicht schlafen, nichts mehr essen und wäre an genau demselben Punkt wie vor fünf Jahren.

      Ich litt unter Panikattacken und Angststörungen, ausgelöst durch meine Vergangenheit. Doch ich wusste, dass irgendwo in dieser Stadt die Lösung für all meine Probleme versteckt lag. Ich würde eher sterben, als die Stadt ohne das zu verlassen, was ich liebte und an das ich jeden verfluchten Tag dachte.

      Ein unbekanntes Auto sorgte für Gerede, was ich daran erkennen konnte, dass sich auf der anderen Straßenseite bereits ein paar Frauen zusammengetan hatten, die zu meinem Wagen starrten. Also startete ich ihn wieder und flüchtete vor ihren Blicken und den Gerüchten, die sich nun erneut erzählt werden würden.

      Ich war zurück und doch fühlte es sich nicht so an. Obwohl alles so vertraut war, war es mir zugleich so fremd.

      Beinahe erleichtert fuhr ich wenige Minuten später vor dem Haus vor, das einige Apartments im Inneren versteckte. Es war die günstigste Lösung, bis ich zumindest einen Job gefunden hatte. Der Schlüssel war mir schon vor einigen Wochen per Post zugestellt worden und es war mir auch lieber so, als nun einem Menschen begegnen zu müssen, der mir im schlimmsten Fall Fragen zu meiner Rückkehr stellte.

      Ich hielt immer noch die Tablettenschachtel in meiner Hand, während ich die Tür aufschloss und ins Innere ging. Aus dem Kofferraum hatte ich eine einzige Reisetasche geholt, in der alles zu finden war, was ich besaß.

      Das Apartment war unspektakulär, umfasste ein winziges Badezimmer und einen Wohnbereich, in dem in der rechten Ecke eine kleine Kochnische zu finden war. Ich hatte das Glück, dass der Vormieter mir gegen einen geringen Geldbetrag die wichtigsten Möbel zurückgelassen hatte. So besaß ich zusätzlich zu meinem Hab und Gut in der Reisetasche ein Bett, eine kleine Couch mit Beistelltisch und eine Kommode in dem Flur, in dem ich mich gerade so bewegen konnte.

      Ich stellte meine Tasche ab und ging in das Badezimmer, das wohl das kleinste war, das ich je gesehen hatte, und brach eine der Tabletten aus dem Blister, während ich den Wasserhahn aufdrehte. Mit etwas Wasser schluckte ich die Pille und hoffte, dass es mir bald etwas besser ging.

      Nachdem ich mich für einige Minuten auf die schwarze Couch gesetzt hatte, stand ich wieder auf, um den Reißverschluss der Tasche zu öffnen. Ich nahm einen großen Umschlag heraus und ein paar Fotos fielen zu Boden. Mühsam sammelte ich sie auf und presste die Zähne zusammen. Ich ging zur Kochnische und schüttete den Umschlag aus, um all die Fotos auf der Theke auszubreiten. Mein Herz raste, als ich auf den Mann blickte, der von einem Privatdetektiv, den ich beauftragt hatte, fotografiert worden war. So lange hatte ich auf diesen Moment gewartet, so viele schlaflose Nächte verbracht, um an meinem Plan zu feilen, und hier war ich.

      Es war nur noch eine Frage von Tagen, bis ich endlich die Rache nehmen konnte, nach der ich mich so verzehrte.

      Ich starrte die Bilder noch einige Zeit lang an und der Hass, den ich empfand, lähmte mich beinahe. Das Klingeln meines Handys ließ mich zusammenzucken und mein Herz klopfte rasend schnell, da es wahrscheinlich der Anruf war, auf den ich so lange gewartet hatte.

      »Ja?«

      »Jones Street, in einer halben Stunde.«

      Damit wurde das Telefonat beendet und ich war erleichtert, dass es geklappt hatte. Es war bewundernswert, dass es auch in dieser Kleinstadt so einfach war, sich etwas Illegales zu beschaffen. Einiges hatte sich hier verändert oder ich hatte damals einfach meine Augen vor all dem Schlechten verschlossen. Ich wusste es nicht.

      Ich wollte keine Zeit verlieren und so verließ ich augenblicklich die Wohnung und lief zu meinem Wagen. Auf direktem Weg fuhr ich zu der angegebenen Adresse, wo bereits ein Mann in schwarzer Kleidung auf mich wartete, der sich suchend nach allen Seiten umsah.

      Als ich auf ihn zuging, kniff er die Augen zusammen, vermutlich weil er sich nicht sicher war, ob ich die unbekannte Bestellerin war.

      »Was kann ich für dich tun?«, murmelte er.

      »Hailey … ich bin Hailey. Du hast etwas, was mir gehört.« Dies war der Code, den wir vereinbart hatten.

      Er nickte und hielt zugleich die Hand auf, in die ich ihm ein Bündel Dollarschein legte. »Gut, wir haben uns nie gesehen, Hailey. Hast du das kapiert?«

      »Ja, alles klar.«

      Er griff in das Innere seiner Jacke und nahm eine große Tüte heraus, die ich entgegennahm. Sofort verschwand er in dem Dunkel der Seitenstraße und ich lief zu meinem Wagen. Völlig außer Atem legte ich die Tüte auf den Beifahrersitz und fuhr wieder zurück zum Apartment.

      Erst in der Wohnung wagte ich es, die Plastiktüte zu öffnen, und stieß einen zufriedenen Laut aus, als ich auf das Wunderschönste sah, was ich in langer Zeit gesehen hatte.

      Eine Waffe. Ein Mittel zum Zweck, um endlich an mein Ziel zu gelangen.

      Hailey

      Damals

       - James Arthur / Impossible

      Es war das eine, Tyler mein Herz zu schenken. Doch nun die Nacht bei ihm zu verbringen, war etwas vollkommen Neues für mich. Den ganzen Tag lief ich wie eine Wahnsinnige völlig aufgekratzt durchs Haus und ignorierte die irritierten Blicke meiner Mom. Ich wollte keine Fragen gestellt bekommen, auf die ich selbst keine Antwort wusste. Denn was zum Teufel war nur mit mir los?

      Gut, ich hatte noch nie mit einem Jungen geschlafen, doch ich wollte es. Ich war keines von den Mädchen, die ihre Jungfräulichkeit so lange aufheben wollten, bis der Richtige kam. Nein, so war es wirklich nicht. Tyler und ich waren jetzt schon einige Wochen zusammen und doch hatte er nie Anstalten gemacht, weiterzugehen. Es war verrückt, immerhin war er der Kapitän des Football-Teams und hatte doch sicherlich schon einige Mädchen in seinem Bett gehabt.

      Bei dem Gedanken daran wurde ich wütend und knallte das Glas Wasser, das ich gerade geleert hatte, wütend auf den Küchentresen. Meine Mom räusperte sich hinter mir und ich verdrehte die Augen, bevor ich mich ihr zuwandte.

      »Ja?«

      »Ich weiß, dass du manchmal einen schlechten Tag hast, aber heute bist du wirklich …«

      »Seltsam? Geistesgestört? Aufgedreht?«

      Sie lachte bei meinen Worten und schüttelte den Kopf.

      »Anders. Heute bist du anders.«

      Ich wollte dieses Gespräch nicht führen, immerhin war sie meine Mutter, und so versuchte ich, vom Thema abzulenken.

      »Essen wir heute noch etwas, bevor ich zu Josy fahre?«

      Ich hatte ihr erzählt, dass ich die Nacht bei einer Freundin verbringen würde, was sie mir wirklich geglaubt hatte. Wenn sie gewusst hätte, dass ich mit keinem einzigen Mädchen befreundet war, hätte sie sich bloß Sorgen gemacht.

      »Ich muss gleich zur Mall. Soll ich dir ein paar Dollar mitgeben, damit du dir vorher etwas kaufen kannst?«, fragte sie und immer noch durchbohrte mich ihr Blick, als wollte sie dadurch erfahren, was mit mir los war.

      Ich versuchte, sie so neutral wie nur möglich anzusehen.

      »Ja, das wäre super! Ich gehe duschen und dann muss ich auch schon los«, erklärte ich ihr und lief fluchtartig aus der Küche, denn wenn meine Mom sich in den Kopf gesetzt hatte, etwas aus mir herauszuquetschen, hatte sie meist Erfolg, da ich am Ende doch immer einknickte.

      Ich konnte