Till Symon

Clone Designer - 2984


Скачать книгу

»Kannst du vielleicht etwas mehr erzählen?« fragte Clark. Bert verzog das Gesicht. »Davon kann man leicht einen dicken Kopf krie­gen.«

       »Bert, das halbe Universum kriegt gerade einen dicken Kopf. Es ist jetzt der beste Zeitpunkt zu reden«, sagte Jas­per. Clark nickte zustim­mend. »Was ist damals gesche­hen?« Bert schaute in die Runde zu den anderen Gästen. Sie zeigten sich alle betont desinteressiert, obwohl jeder Anwe­sende wuss­te, worüber da gerade gesprochen wurde. Man erkannte es in ihren Gesichtern. Bert griff nach dem leeren Glas von Jasper. »Möchtest du noch einen?« Jasper nickte. Bert kippte nach, griff nach dem Glas und trank es selbst in einem Zug aus. Dann setzte er sich auf einen Hocker und beugte sich dicht zu den beiden rüber. Er sprach leise.

       »Sie kamen damals mit einer Elite Delegation hier an. Wollten sich die Kolonie ansehen und hielten ein Seminar ab, über ihr Design Gepansche. Neue Getreidesorten und so was. Ich hatte deswegen immer Streit mit meinem Vater. Warum kann man dieses Zeugs einfach nicht mal lassen, wie es ist? Er war auch dabei. Am letzten Tag war er mit ein paar Kollegen noch hier zum Mittagessen. Abends wollten sie hier einen trin­ken gehen. Sie mussten aber alle noch mal zu einem außer­ordentlichen Backup. Dann kam diese Explosion. Sie waren alle tot. Wir wurden evakuiert. Als ich wieder auf die Iseris durfte, hatten sie bereits angefangen, den Wellnesspark zu bauen. Die Station wurde ver­siegelt und der See war bereits aufgefüllt. Ich habe mich immer nur ge­wun­dert, warum man die nicht alle wieder reanimiert hat. Muss doch irgendwo noch ein älteres Backup gegeben haben, wenn das so wichtige Leute waren.«

       Clark schüttelte den Kopf. »Nein, Bert. Diese Backups können nur auf Code-5-Karten ge­macht werden und die kann man nicht mehrfach anfertigen oder kopie­ren. Ein Hirnbackup darf immer nur einmal existieren. Mit den Desig­nern waren als auch die Backups vernichtet?«

       »Naja, wir haben uns auch alle gewundert, warum das Elite Komi­tee ausgerechnet hier eine Abteilung eingerichtet hatte, wo es am Anfang doch kaum Siedler gab und erst rechte keine Elite.« Jasper griff nach dem Glas von Clark und trank einen Schluck da­raus. »Sie waren alle auf einmal komplett vernichtet. Seltsam, nicht?« Bert kippte noch einmal nach. »Ja, so seltsam wie die drei Journalisten, die später in der Sache recherchierten und dann plötzlich spurlos verschwanden.« Jasper griff nach dem vollen Glas, schwenkte es ein wenig und starr­te hinein.

       »Weißt du Bert, Clark möchte mal ganz tief ins Glas ein­tauchen.«

       »Hm, da braucht Clark bei hundert Metern einen langen Atem.«

       »Ja, ja, Bert. Aber wir benutzen für unsere Bewässerungs­systeme zur Wartung immer diese kleinen Diver. Zwei davon liegen mit Anzügen drüben im alten Service-Block.«

       »Wie kann ich euch dabei helfen?«

       »Erstens, du kennst als einziger von uns die Station. Wir brauchen einen Tipp, an welcher Stelle wir am besten reinge­langen. Zweitens, wir brauchen etwas, womit wir das Ding auf­kriegen. Drittens, wir müssen mit dem ganzen Zeugs unbe­merkt in den Wellness Bereich kommen.«

       »Ursprünglich hatte die Station ein Drucksystem, aber angeblich hat man sie geflutet. Das ist ein Labyrinth. Ihr könnt euch da drin verirren. Es ist stockfinster.«

       »Daisy, kannst du aus deiner Ultraschallmessung erken­nen, ob die Station im See geflutet ist.«

       »Die Messung zeigt eine größere Luftblase. Sie scheint nicht kom­plett geflutet zu sein«, antwortete Daisy über Inter­com.

       »Dann könntet ihr über das Notsystem noch Licht bekom­men«, meinte Bert.

       »Was ist mit den alten Bewässerungsschächten zum Bade­see?«, fragte Jasper.

       »Einer verläuft direkt hinter dem Gebäude hier. Man könnte einen alten Einstieg aufbrechen. Sie sind versiegelt wor­den.«

       »Womit aufbrechen?«, fragte Clark. Jasper grinste. »Mit einer kleinen Vakuumbombe. Die liegen auch noch im alten Service-Block. Wir haben sie zur Reinigung verstopfter Kanäle benutzt. Die Einstiegs­schächte haben immer ein kleines Lüf­tungsrohr, wegen möglicher Gasbildung. Da werfen wir das Ding rein. Das Vakuum ver­hin­dert auch eine größere Druck­wel­le, sonst könnten die Sensoren der Sicherheits­systeme an­sprin­gen.« Clark nickte zufrieden.

       »Bleibt nur noch die Frage, wie und wo wir in die Station reinkom­men.«

       »Ich habe einen Laserbrenner, den könnt ihr haben. Viel schwie­riger aber wird es sein, den richtigen Einstiegspunkt zu finden. Die gesamte Station wurde mit einer V2P-Masse über­zogen. Sie ist ein einziger brauner Klumpen. Die Schicht ist nicht dick, aber ihr könnt nichts Markantes erkennen, mit dem bisschen Licht, das ihr dabei habt.«

       »Welcher Teil ist unbeschädigt?« fragte Clark.

       »Der gesamte West-Block auf jeden Fall. Wenn der Block ungeflu­tet ist, kommt ihr nur über eine Schleuse rein. Nur wie wollt ihr die fin­den? Es existieren keinerlei Pläne mehr über die Station. Das ist ja das Seltsame.«

       »Du wirst es nicht glauben, Bert, aber solche seltsamen Erschei­nun­gen gibt es nicht nur unter Wasser, sondern auch mit­ten im Welt­raum. Da komme ich gerade her.« Jasper und Bert schauten Clark eine Weile an, als würden sie nun den Ge­heim­tipp von ihm erwarten. »Was ist, Clark?«, brauste Jasper auf, »Du bist doch sonst nicht so schweig­sam.«

       »Verdammt ich bin Clone Designer und nicht Welt­raum­inge­nieur.« Plötzlich sprang Bert von seinem Hocker auf, kramte unter dem Tresen und holte ein kleines Gerät her­vor. »Das hier, hat mal ein Welt­raumingenieur vergessen.«

       »Was ist das?« fragte Jasper.

       »Ein Gas Spektrum Analysator, wunderbar. Die Schleu­senhydrau­lik wird in der Regel mit flüssigem AC22 gefüllt. Damit können wir es aufspüren und eine Schleuse finden«, sag­te Clark. Bert schmierte mit seinem Finger eine Skizze auf den Tresen. »Wenn ihr an den Westblock kommt, achtet auf ein Gebäudeteil, das wie ein U aussieht. Dort befindet sich eine Schleuse. Es ist der Teil, in dem auch das Elite Komi­tee seine Abteilung hatte.« Jasper sprang auf. »Dann hätten wir ja alles beisammen.«

       »Wir?« fragte Clark, »Willst du etwa mitkommen?« Wäh­rend Berts Gesicht eher ängstlich und sorgevoll war, schien Jasper die Abenteuer­lust gepackt zu haben. »Du wolltest doch einen Tauchkurs machen. Ich kenne mich da aus. Wasser ist mein Geschäft. Allein wirst du das nicht schaffen.«

       Sie hätten ihren Plan verworfen, hätten sie gewusst, dass Castello gerade noch zwei Stunden von der Iseris entfernt war und bereits mit Cora in Verbindung stand. Die beiden waren offensichtlich so gut mit­ein­ander bekannt, wie Jasper und Bert. Cora hatte bereits Scott, ihren Sicherheitsmanager, zur Beob­achtung angesetzt. Lediglich der Um­stand, dass Scott eher eine trottelige Natur war und im Casino verge­bens nach Clark und Jasper Ausschau hielt, verschaffte den beiden einen Vor­sprung.

      Positive Concept

       Die Dämmerung dauerte auf der Iseris nur 15 Minuten. Hinter dem Insider war es bereits schummrig. Obwohl die dicken Hand­schuhe der Tauchausrüstung die Beweglichkeit der Finger stark einschränkten, zeigte sich Jasper routiniert und geschickt, als er einen Faden an der länglichen Vaku­um­bombe befestigte. »50 Zentimeter, das reicht.« Dann ließ er sie durch die kleine Öffnung am Kanalschacht herab­gleiten und befestigte das andere Ende. Bert blickte nervös in die Umge­bung. Es war niemand zu sehen. Jasper nahm Clark und Bert an die Hand und zog sie rund zehn Meter von dem Kanal­schacht zurück. Dann drückte er auf den Zünder. Mit einem dumpfen Knall brach ein Teil der Beton­decke ein und eine Was­serfontäne schoss nach oben. Für einen Moment standen sie regungslos da. Niemand schien etwas bemerkt zu haben. Die Öffnung war circa einen Meter groß. Eine schmale Stiege führte fünf Meter hinab in den Kanal, der etwa zwei mal zwei Meter Maß und bis zum Schacht mit Wasser gefüllt war. Die Strömung war gering.

       »Bis zum See sind es etwa 850 Meter«, sagte Bert, »dann habt ihr noch mal 4.000 Meter bis zur Station. Wenn ihr das Ende des Kanals seht, solltet ihr jedes Licht vermeiden. Das Wasser ist dort im See noch sehr flach und man könnte euch sehen. Ich kann mit euch nicht in Kontakt bleiben. Die Inter­com wird