Mira Bergen

Verflixt und ausgesperrt!


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Wunderlich am nächsten Morgen sein Vollkorntoast mit fettarmem Frischkäse. Die Brötchen und Marmeladengläser standen am anderen Ende des Tisches vor Emilys Teller.

      Der Küchentisch der Wunderlichs war nicht sonderlich groß, da ein größerer Tisch bei der bislang kalkulierten Zukunft zu zweit einfach keinen Sinn ergeben hätte.

      Er konnte ohne Schwierigkeiten über den Tisch langen und sich holen, was ihm seiner Meinung nach zustand.

      Soweit die Theorie.

      Die Praxis besagte, dass seine Hand dabei das Blickfeld seiner Frau passieren musste.

      Mit leisem Seufzen biss er in sein Brot. Er fühlte sich nicht in der Stimmung für revolutionäre Aktionen. Ganz besonders nicht mit leerem Magen.

      Seine Frau nahm keine Notiz von den Sorgen ihres Mannes. Fürsorglich betrachtete sie Emily, die ungewöhnlich erschöpft aussah.

      »Schatz, du siehst müde aus. Hast du nicht gut geschlafen?«

      Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich mit vorwurfsvollem Blick an ihren Mann. »Das liegt bestimmt an dieser unmöglichen Liege. Ich habe schon immer gesagt, dass man darauf schlecht schläft. Am Montag fahren wir ein neues Bett kaufen.«

      Sie wandte sich wieder Emily zu. »Hast du gehört, Schatz? Gleich am Montag bekommst du ein neues Bett. Versprochen. Bis dahin kannst du, wenn du möchtest, mit mir im Schlafzimmer schlafen.«

      Plötzliches Entsetzen ließ Emily munter werden. »N-nein, das ist nicht nötig! Wirklich nicht. Das Bett ist in Ordnung. Ich meine…, ich habe wohl nur schlecht geträumt.«

      Herr Wunderlich war empört, dass seine Frau ihn einfach so aus dem gemeinsamen Schlafzimmer ausquartierte, ohne ihn wenigstens zu fragen. »Siehst du? Das kann ja wohl jedem mal passieren. Da hilft auch ein anderes Bett nichts. Ich meine – in meinem Bett habe ich auch schon schlecht geträumt. Deshalb kaufe ich auch nicht gleich ein neues. Außerdem wollte ich am Montag mit Heiner angeln gehen.«

      »Wie bitte? Dein nichtsnutziger Kumpel ist dir wichtiger als der gesunde Schlaf deiner Tochter?« Entrüstet stemmte Frau Wunderlich die Hände in die Hüften. Mit dieser Geste konnte sie auch mutigere Männer zur sofortigen Flucht animieren. Und das ohne ein Wort zu sagen.

      Normalerweise setzte dieses Hände-in-die-Hüften-Stemmen bei ihr noch zusätzliches Aggressionspotential frei. Herr Wunderlich wusste aus Erfahrung, dass es danach erst richtig los ging.

      Dieses Mal jedoch wirkte es besänftigend, weil sie feststellte, dass seit dem letzten Mal die Hüften deutlich schmaler geworden waren. Ha!

      Herr Wunderlich ahnte nichts von dieser ungewöhnlichen Entwicklung und war auf Deeskalation bedacht. »Ich … ich kann das natürlich auch verschieben.«

      Emily verfolgte die Geschehnisse gespannt. Das hier war noch besser als Kino.

      Frau Wunderlich kam jetzt in Fahrt.

      »Wir könnten am Montag auch gleich noch ein paar neue Sachen für dich kaufen. Nachher sehen wir mal in deinem Schrank nach, was alles nicht mehr passt.«

      Emily erschrak. Im Kleiderschrank war Ken gerade damit beschäftigt, sich wohnlich einzurichten. »Äh, also…, besser nicht. Ich fühle mich nicht so gut und würde mich lieber ein bisschen hinlegen.«

      »Du wirst doch nicht krank werden?« Besorgt fühlte Frau Wunderlich an Emilys Stirn.

      Ihr Lehrerradar erkannte Simulanten normalerweise sofort, doch rosarote Glückshormone umnebelten alle entsprechend geschulten Sinne. Darüber hinaus sprach es für sich, wenn sich ein Kind an einem sonnigen Tag freiwillig hinlegte, obwohl kein Unterricht drohte.

      Herr Wunderlich kaute missmutig auf seinem Vollkorntoast herum, der nach Pappe schmeckte. Wenn er sich mal unwohl fühlte, schnauzte seine Frau ihn an, er soll sich nicht so gehen lassen. Die Ungerechtigkeit der Welt gegenüber verheirateten Männern machte ihn sprachlos. Doch das fiel nicht weiter auf, da es sowieso niemanden interessierte, ob er etwas zu sagen hatte.

      ***

      Auch andere Leute hatten Sorgen mit ihrem Frühstück. Verwirrt musterten die Zwerge ihre Teller.

      Das, was sich darauf befand, sah zweifellos interessant aus. Aber jemand hatte die Wurst vergessen. Und den gebrutzelten Schinken.

      Diese Dinge gehörten zur elementaren Grundausstattung eines ordentlichen Frühstücks. Ansonsten konnte man auch gleich wieder zu Bett gehen, da man den Anforderungen des Tages nicht gewachsen war.

      »Was genau ist das?« fragte Humbert schließlich in Richtung der Heinzelmännchen.

      »Verschiedene pflanzliche Brotaufstriche …«

      »Pflanzlich?«

      »Ja. Aus Gemüse und Kräutern und so.«

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