Wanken geriet, immer mehr in Widerspruch zur Wissenschaft geriet und die Vertreter des alten Weltbildes jene verfolgten, die ein neues predigten, an der Form der Erde änderte das nichts.
Ihre Wünsche nach dem Erhalt der alten Ordnung gingen unter im allmählich steigenden Meeresspiegel der neuen Erkenntnisse über die Wirklichkeit. Denn sie ist das Maß aller Dinge. An ihr müssen sich alle unsere Theorien messen lassen, alle unsere Meinungen und Ansichten. Jede Theorie, die nicht in Einklang steht mit der Wirklichkeit, ist falsch.
Vorliegendes Buch ist nicht wissenschaftlich, beansprucht auch nicht, die Wahrheit gefunden zu haben. Vielmehr geht es um Orientierung im Wust der Wahrheiten und Halbwahrheiten, der Manipulationen und Fehlinformationen. Es geht um Erkenntnis.
Es soll Orientierung vermittelt werden, andere Sichtweisen, die es ermöglichen, die Dinge anders zu sehen, die Fakten neu einzuordnen und zu werten, um die Vorgänge in der Wirklichkeit besser zu verstehen. Es geht nicht darum, die Tatsachen zu verändern, sondern den Blickwinkel, der alles in einem neuen Licht erstehen lässt – aber unter Wahrung der Tatsachen.
Rüdiger Rauls
Trier den 4.3.2021
Vorteil China
29.03.2020 von Rüdiger Rauls, auf politische Analyse
Corona hält die Welt in Atem, auch wenn sie den Atem anhält. So widersprüchlich wie dieser Satz, scheint besonders in den Medien, die sich als alternativ verstehen, die Auseinandersetzung mit dem Thema Corona.
China als Maßstab
Zurecht wird auf die Tatsache verwiesen, dass Heftigkeit und Auswirkungen der Grippewelle von 2017/8 wesentlich tiefgreifender waren als die der heutigen Epidemie. Trotzdem war sie nicht von solch drastischen staatlichen Maßnahmen und medialen Aufmerksamkeit begleitet. Das verwirrt viele oder macht sie misstrauisch. Aber wie ist dieser Widerspruch zu erklären?
Vielen scheint es unzweifelhaft, dass hier von nicht weiter definierten Eliten ein Weg zu einem neuen Faschismus geebnet werden soll. Andere vermuten ein abgekartetes Spiel der Pharmaindustrie oder der neoliberalen Oligarchie zur Maximierung ihrer Profite. Ein ganz wesentlicher Gesichtspunkt wird dabei übersehen: die Systemkonkurrenz.
Wie zu Zeiten der Sowjetunion sich alle Entwicklungen im Westen an denen der UdSSR messen lassen mussten, besonders was die sozialen Belange anging, so sieht sich heute der Westen zunehmend in einer erdrückenden Konkurrenz zu China. Die Volksrepublik feiert überall auf der Welt wirtschaftliche und politische Erfolge, denen der Westen immer weniger entgegen zu setzen hat.
Das allein wäre noch nicht so schlimm, handelte es sich hierbei nicht um eine Gesellschaft, die von einer kommunistischen Partei geführt wird. Und das Schlimmste für den Westen daran ist: China hat Erfolg, ohne seine Bürger ähnlich einzuschränken, wie man es dem sowjetischen Sozialismus seinerzeit zum Vorwurf machte.
Dieser Entwicklung versucht der Westen, mit Propaganda zu begegnen, die in erster Linie zwei Ziele verfolgt. Zum einen soll der eigenen Bevölkerung immer wieder die Überlegenheit der westlichen Demokratie vor Augen geführt werden. Zum anderen lässt man keine Gelegenheit aus, sich in die inneren Angelegenheiten Chinas einzumischen, um dort Unruhe zu wecken oder zu verstärken.
Dazu nutzte man 2019 die Unruhen in Hongkong ebenso wie die Politik Chinas gegenüber den Uiguren in der Provinz Xinjiang. Die Kommunikationskonzerne Huawei, ZTE und Qualcomm sollen unter dem nicht belegten Vorwurf der Spionage für die chinesische Regierung wirtschaftlich behindert werden. Ihr technologischer Vorsprung gegenüber allen westlichen Unternehmen ist besonders den USA ein Dorn im Auge.
Vorbild China
Corona war ein weiterer willkommener Anlass, um China unter Druck zu setzen. Den Völkern im Westen sollte die Handlungsunfähigkeit der kommunistischen Regierung und deren Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Volk vorgeführt werden. Sehr früh schon informierte die Berichterstatterin der Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frederike Böge, ausführlich, mitunter ganzseitig, über die Vorgänge in China. Tenor der Berichterstattung waren mangelnde Transparenz und Gleichgültigkeit gegenüber der Bevölkerung, die Unterdrückung kritischer Berichterstattung und die Verfolgung von Kritikern der staatlichen Maßnahmen.
Alles, was die chinesischen Behörden unternahmen, schien nach Böge und FAZ nur einem einzigen Ziel zu dienen: Die eigene und die Unfähigkeit der kommunistischen Partei zu vertuschen, die chinesische Bevölkerung zu unterdrücken und das Machtinteresse der kommunistischen Führer über das Wohl der Menschen zu stellen. Es wurden also die altbekannten antikommunistischen Klischées bedient.
Der Kampf gegen das Corona-Virus wurde besonders von der FAZ, dem Leitorgan der herrschenden Klasse in Deutschland, aufgebaut zu einem Kampf der Gesellschaftssysteme. Hier sollte sich die Überlegenheit des freiheitlich westlichen Modells gegenüber dem autoritär-kommunistischen in China beweisen.
Aber es kam anders. Die Bilder von etwa fünfzig Baggern, die innerhalb einer Woche in Wuhan ein Krankenhaus mit Tausend Betten aus dem Boden stampften, widerlegten die westliche Propaganda. Das rang allen Beobachtern Respekt ab und machte Eindruck bei den westlichen Medienkonsumenten.
Die chinesischen Behörden und die kommunistische Partei im Hintergrund vollbrachten, was die meisten Zuschauer keiner westlichen Regierung zutrauen würden. China baute in Windeseile Krankenhäuser. Zudem unterbrach es mit seinen weiteren Maßnahmen die Infektionsketten innerhalb kürzester Zeit.
Dass ihnen das Wohl der Bürger mehr am Herzen lag, als die westliche Propaganda glauben machen wollte, zeigten das Kündigungsverbot von Arbeitern in den Staatsbetrieben und die Aktivierung von Nachbarschaftskomitées zur Versorgung und Betreuung der Bevölkerung. Niemand wurde sich selbst überlassen. Davon können die 70.000 Obdachlosen in New York und die Besucher der deutschen Tafeln nur träumen, denen die lauwarmen Worte westlicher Politiker vielleicht das Herz erwärmen, nicht aber den Magen füllen und die Zukunftsangst nehmen.
Die Propaganda schlägt zurück
China hat fürs Erste das Corona-Virus besiegt. Dagegen versinkt der Westen immer tiefer in der Krise. Nun fällt er in die Grube, die man den Chinesen hatte graben wollen. Denn die westlichen Maßnahmen werden an den chinesischen gemessen, und diese Bilanz fällt ernüchternd aus.
Hinter all das, was China ergriffen hatte zum Schutz seiner Bevölkerung, darf der Westen nicht zurückfallen, will er nicht Gefahr laufen, unglaubwürdig zu werden. Will man nicht gegenüber China ins Hintertreffen geraten, muss man zumindest auch das auf sich nehmen, was die Chinesen auf sich genommen haben, sonst hat man den Kampf der Systeme in der öffentlichen Wahrnehmung verloren.
Wie hätte man der eigenen Bevölkerung erklären können, dass man nicht bereit ist, dieselben Maßnahmen zum Schutze der Menschen zu ergreifen, die die Chinesen ergriffen hatten? Wieso nimmt die freiheitliche westliche Gesellschaft nicht die Opfer auf sich, die eine angeblich menschenverachtende Diktatur wie das sozialistische China im Interesse der Bevölkerung ergreift? Hier liegt der Kern dessen, was zur Zeit in den westlichen Staaten unternommen wird im Kampf gegen Corona.
Es geht nicht um die Einschränkung der Bürgerrechte durch machtbesessene Eliten, auch nicht um die Profitgier der Konzerne, denn viele werden erheblichen Schaden nehmen durch die Einschränkung der Wirtschaftstätigkeit. Es geht ganz allein um den Systemkonflikt mit China. Den will man unter keinen Umständen verlieren. Den Wirtschaftswettlauf hat man schon so gut wie verloren, nun will man nicht auch noch im gesellschaftspolitischen Wettkampf unter die Räder kommen.
Dieser politische Konflikt, den Medien und Politiker im Westen selbst und ohne Not vom Zaun gebrochen hatten, hatte bei der Grippewelle von 2017/8 keine Rolle gespielt. Damals war der Kampf gegen die Grippe nicht als Kampf um die gesellschaftliche Überlegenheit geführt worden. Deshalb wurde der Zahl der Toten und Infizierten nicht diese Bedeutung beigemessen, wie heute.
Die Punkte im Kräftemessen der Systeme, das der Westen ausgerufen hat, werden verteilt durch die Zahl der Infizierten und der Toten in den beiden Gesellschaftssystemen. Und nach Punkten liegt China klar vorne.
Trügerische