Wolfgang Eibner

Corona-Krise


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Nordamerikas, Europas und Japans würde uns eine Rückbesinnung auf die eigentlichen Werte des Lebens ermöglichen, die – wenn der Corona-Pandemie überhaupt ein Wert zugemessen werden kann – uns durch ebendiese Krise bewusster werden sollten:

      Der große Ökonom Lord John Maynard KEYNES hatte bereits 1928 seine zwei Jahre später als „Economic Possibilities for our Grandchildren“{9} („Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkelkinder“) publizierten Gedanken zur Zukunft der Arbeitswelt formuliert und prognostiziert,

       dass der Mensch zur Befriedigung seiner Bedürfnisse aufgrund des seinerzeit sich immer stärker beschleunigenden technologischen Fortschritts im Jahre 2028 (also quasi jetzt) nurmehr 15 Stunden pro Woche arbeiten müsse, um seinen Bedarf an Grund- und Luxusgütern vollumfänglich decken zu können.

      Von den „drückenden wirtschaftlichen Sorgen“ sei die Menschheit bis dahin erlöst und unser größtes Problem werde dann die Frage sein, wie wir unsere ganze freie Zeit sinnvoll würden füllen können.

      KEYNES hatte Recht bzw. den folgenden technologischen Wandel sogar noch unterschätzt. Noch stärker unterschätzt hatte er aber, dass wir sehr wohl eine Lösung gefunden haben, wie wir unsere „freie Zeit“ nutzen können: über von natürlichen Bedürfnissen zunehmend losgelösten Massenkonsum in einer „Wegwerfgesellschaft“.

      Wenn wir also heute statt dieser 15 Stunden immer noch knapp 40 Stunden pro Woche arbeiten (und z. B. Geringqualifizierte aufgrund zu geringer Entlohnung wie auch Fachkräfte aufgrund zu geringer Verfügbarkeit teilweise noch viel länger), so liegt dies primär an zwei Gründen:

       zum einen an den oben genannten massiven Verteilungsproblemen dergestalt, dass aufgrund von Marktversagen bzw. einseitiger Marktmacht der Produktionsfaktor Arbeit (weltweit) nicht entsprechend seiner Grenzproduktivität der Wertschöpfung entlohnt wird (also ausgebeutet wird), und

       zum anderen – und das ist in diesem Zusammenhang von Überlegungen zu Nachhaltigkeit und verantwortungsvollem Konsum relevant – daran, dass wir heute im Vergleich zu den von Keynes als Maßstab „notwendigen Konsums“ zugrunde gelegten 20er Jahren in den USA des vorigen Jahrhunderts spätestens seit Mitte der 60er Jahre zunehmend einem immer hemmungsloseren „Wegwerf-Konsumverhalten“ verfallen sind.

      Wir alle – und der Autor schließt sich hierbei explizit mit ein – sollten vielleicht einmal nur einen Monat „Buch führen“, was wir alles für die „Mülltonne“ gekauft haben; Dinge, die uns keinen dauerhaft erfüllenden Nutzen stiften und uns über deren Produktion letztlich ein Stück auch unseres eigenen Lebens kosten. Und dabei ist die dauerhafte Schädigung des Planeten infolge maßloser Übernutzung aller Ressourcen bis hin zur Ausbeutung insbesondere auch der Menschen in den Ländern der sogenannten Dritten Welt noch gar nicht mitberücksichtigt. Die Corona-Pandemie verschärft Armut und soziale Probleme in der Dritten Welt nachhaltig.{10}

      An dieser Stelle kann auch die zentrale Kritik an den Auswüchsen der Globalisierung der Mitgründerin und ehemaligen Mitherausgeberin der Wochenzeitung DIE ZEIT, Marion GRÄFIN DÖNHOFF, zitiert werden:

      „Das Zurücktreten der moralischen, kulturellen und geistigen Werte hinter praktischen Leistungen und beruflichen Erfolgen, die primär in Geld gemessen werden, ist schon heute das traurige Kennzeichen unserer Zeit. Auch das neue Europa läuft Gefahr, ausschließlich auf Wachstumsraten, Nationalprodukt und Außenhandelsbilanzen konzentriert zu werden. Dass unser alter Kontinent in erster Linie durch geistige Werte charakterisiert war, dass Europa einen geistesgeschichtlichen Raum darstellte, das sollte nicht vergessen werden. Aber vieles wird vergessen: beispielsweise auch, dass der erste Satz des Ahlener Programms der damals neu gegründeten CDU lautete: ,Kapitalistisches Macht- und Gewinnstreben kann nicht Inhalt und Ziel der staatlichen Neuordnung in Deutschland sein‘. Die hier kritisierte Rat- und Konzeptlosigkeit ist keineswegs auf unser Land beschränkt; sie ist nicht nur typisch für ganz Europa, sondern auch für Amerika. Aber damit sollten wir uns nicht beruhigen, sondern versuchen, wenigstens bei uns etwas zu verändern.

      Allenthalben hat die Qualität der politischen Klasse nachgelassen; aber es hat keinen Sinn und es wäre ungerecht, alle Last und alle Schuld den Politikern zuzuschieben. Vieles hängt von uns, den Bürgern ab. Wir müssen uns ändern. Ein Wandel der Maßstäbe ist notwendig.

      Das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft ist als Wirtschaftsprinzip unentbehrlich, aber es darf nicht als Entschuldigung für’s Nicht-Handeln missbraucht werden. Das Gemeinwohl muss wieder an die erste Stelle rücken. Es ist ein Skandal, dass Gewalt, Korruption und ein egozentrischer Bereicherungstrieb als normal angesehen werden, während ein unter Umständen sich regendes Unrechtsbewusstsein kurzerhand mit dem Hinweis auf die ,Selbstregulierung des Marktes‘ beschwichtigt wird.“{11}

      Nur mit einem solchen Denken ist auch die Corona-Pandemie beherrschbar.

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