Bernadette Maria Kaufmann

Märchenfieber!


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stand plötzlich wieder Lucky vor ihr, und: sie hatte den Nachbarshund mit, Bello. Und außerdem die Nachbarskinder Luzie und Theodor.

      Lola schluckte nochmals. Also irgendwie…

      Luzie grinste sie an. „Ja. Ich denke, die drei sind verrückt. Teddy glaubt den Vierbeinern natürlich…“ Sie musterte kurz Hund und Katze. „Ich mein, das ist ja wieder mal typisch für meinen Bruder.“

      Lola schaute von Luzie zu Teddy, und wieder zu Luzie. „Na ja“ sagte sie nur. „Es ist ja nicht so, dass ich Lucky nicht glaube. Aber es ist halt schon sehr…“

      „Verrückt“ ergänzte Luzie ein wenig spöttisch.

      „Nein, es stimmt!“ stellte Teddy klar. „Die zwei haben recht! Ich weiß es!“

      Hund und Katze musterten die beiden Mädchen interessiert.

      „Na ja“ meinte Bello etwas erheitert. „Es ist ja egal, ob ihr das verrückt findet. Aber wollt ihr verdursten? Und vorher eure Schafe und Pferde verwursten? Ach so… und die Katze und mich, natürlich auch noch.“

      „Meine Güte“ zischte Luzie. „Ihr macht mich alle fertig! Wenn ich jetzt wenigstens ein Eis haben könnte…“

      Da lachte Teddy. „Ach, darum geht’s! Wir essen später eins. Aber zuerst…“

      Ja, zuerst machten sich die Kinder auf den Weg, um die Regentrude zu finden. Sie wussten, wo sie lang gehen mussten. Denn das Märchen hatten sie oft gehört und mitgefiebert, wenn es darum ging, sie zu finden und aufzuwecken.

      „Mensch, ist das heiß!“ maulte Luzie auf dem Weg durch die Hitze angewidert. „Immer redet ihr beide mir so einen Mist ein! Selbstverständlich mit tierischer Unterstützung…“ Sie warf Hund und Katze einen bösen Blick zu.

      Teddy tat, als höre er nichts. Lola kicherte.

      Eineinhalb Stunden später waren sie endlich bei dem großen Baum angekommen. Es war eine große Weide, an deren Vorderfront sich eine Öffnung zeigte.

      „Endlich!“ sagte die Katze nur. „Mir brennen die Pfoten…“

      „Ja, ich schlage vor, dass du dich im Inneren des Baums an einem kühlen Plätzchen ausruhst… und vielleicht bleibt auch Bello bei dir, und passt auf dich auf. Nicht, dass euch beiden was passiert…“

      „Und ich pass auf euch auf“ beschloss Luzie. „Weil: mir reicht es jetzt! Wenn ihr beide euch zum Deppen machen wollt – dann noch viel Spaß im Inneren des Baums.“ Sie setzte sich demonstrativ und nahm die Katze auf den Schoß.

      Teddy grinste Lola an. „Lassen wir sie hier sitzen. Da kann sie wenigstens nix anstellen.“

      Über diesen Hinweis regte seine Schwester sich nicht mal auf.

      Also gingen die beiden Kinder alleine weiter.

      Jetzt wurde es dann aber wirklich ganz schön anstrengend.

      Sie stiegen den Baum hinab und kamen in eine komische, lang gezogene Höhle.

      Sie gingen vorüber an glänzenden Steinen, von denen Teddy behauptete, es könnte Gold sein, und an so mancher im Dunklen blühenden Pflanze.

      Aber… kurz bevor Lola so wirklich ans Aufgeben dachte, hatte die Höhle ein Ende.

      Sie standen vor einem unterirdischen Haus.

      Oder war es nicht sogar ein Schloss?!

      Teddy öffnete die Eingangstür.

      In dem Schloss herrschte eine Stille, die beide Kinder noch nie kennen gelernt hatten… es war irgendwie unheimlich.

      Eine große Halle lag vor ihnen. Darin waren zwei weiße Hündchen, die in großen, fein ausstaffierten Hundebetten schliefen, und viele Orchideen standen darin und blühten wunderschön. Sie verströmten einen überaus ansprechenden Duft.

      Eine große Marmortreppe führte ins obere Stockwerk.

      Lola schaute Teddy unschlüssig an. „Nach oben?“

      Teddy überlegte kurz und nickte schließlich.

      Also stiegen die Kinder ins obere Stockwerk.

      Darin erwartete sie ein einziger, riesiger Raum. Dieser war herrlich eingerichtet, es gab große Fenster, die schöne Landschaften aus der ganzen Welt zeigten, und wenige Möbel, zum Beispiel einen großen Schreibtisch mit zwei Stühlen davor und einem außerirdisch anmutenden Computer.

      Außerdem Regale voller Bücher, und ein Regal, in das ausschließlich Fotografien gestapelt waren.

      Und es gab ein großes Bett, das unter einem goldfarbenem Moskitonetz versteckt war.

      Lola schlich vorsichtig zum Bett.

      Teddy tapste hinterher.

      Beim Bett angekommen, hoben die Kinder das Moskitonetz.

      Im Bett lag eine wunderschöne schlafende Frau.

      „Die ist ja hübsch!“ sagte Teddy.

      „Ja“ sagte Lola. „Aber darum geht’s jetzt nicht.“

      Sie griff nach der Hand der Frau und stupste sie.

      Teddy lachte. „Na, ob die Regentrude davon wach wird! Ich weiß nicht…“

      „Machs besser!“ schnappte Lola.

      Teddy zog sie an einer ihrer langen roten Locken.

      „Au!“ Die Regentrude fuhr hoch und blickte die Kinder entsetzt an.

      „Siehst du“ erklärte Teddy ganz ruhig. „Bei meiner Schwester funktioniert das auch immer!“

      Jetzt lachte Lola.

      Die Regentrude musterte die Kinder interessiert. „Wer seid ihr?“

      Zwei Stunden später fanden die Kinder die schlafende Luzie am Eingang der Höhle vor. Die Tiere hatten sich an das Mädchen gekuschelt, und auch sie schliefen.

      „Menschenskind“ sagte Lola. „Hier gibt’s wohl irgendeinen Schlafvirus!“

      „Ach wo“ meinte Teddy. „Luzie hat gestern Abend nur wieder endlos Videospiele gemacht.“ Er zog sie an den Haaren, und Luzie fuhr hoch. „Sag mal, spinnst du, Teddy!“

      „Ja“ erwiderte Teddy gelassen. „Übrigens können wir jetzt nach Hause.“

      „Nichts anderes hab ich erwartet.“ Luzie nahm die Katze auf den Arm.

      „Gehen wir.“

      „Du könntest wenigstens-“ begann Lola.

      „Vergiss es“ sagte Teddy schnell. „Da kann man bei Luzie lange warten.“

      Er nahm Lola bei der Hand, und die zwei liefen los.

      „Hey!“ brüllte Luzie empört. „Wartet doch wenigstens!“

      Sie rannte ihnen nach, und der Hund lief fröhlich bellend neben ihr.

      Da begann es zu regnen: die ersten Regentropfen fielen zu Boden, immer schneller, und endlich kamen die Frische und der Wohlstand wieder.

      Übrigens hatte Lola jetzt auch die perfekten Namen für die kleinen Schäfchen: Regen und Trude.

      Und diese Namen gefielen auch dem Rest der Familie so gut, dass die Schafbabies die heimlichen Stars des Hofs wurden. Beim großen Herbstfest des Dorfs hatten sie dann auch eine spezielle Rolle und bekamen sogar einen Preis – aber das ist wieder eine andere Geschichte…

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