Fragen über Fragen – und schon gibt es heftige Diskussionen. 6. Wie kann man Balladen "effektvoll" vortragen? Schon die alten Griechen wussten: Zu guter Unterhaltung im weitesten Sinne des Wortes gehört auch, dass man den Zuhörern und Zuschauern was bietet. Deshalb erfanden sie die Rhetorik, die Kunst der Rede und des Vortrags. Hier bieten Balladen eine echte „Wundertüte“, aus der man viel Schönes herausgreifen kann, das auch häufig zu Herzen geht. Wir zeigen, welche Werkzeuge es gibt, um seine Zuhörer zu begeistern. Und ganz nebenbei: Das kann man auch bei vielen anderen Gelegenheiten nutzen. Denn „Klappern gehört zum Handwerk“ – erfolgreich ist, wer auf sich und seine Sache aufmerksam macht. 7. Tipps zu Klassenarbeiten zu Balladen: Schule, das heißt nun einmal auch Leistungsüberprüfung. Wir zeigen, wie man dabei erfolgreich sein kann. Wichtig ist echter Durchblick (man muss die Dinge verstanden haben!) – daneben auch ein bisschen Weitblick (es ist immer gut, wenn man noch in ein paar weitere Balladen hineingeschaut hat) – und am Ende geschicktes Verhalten. Dazu gehört auch eine gute Zeitplanung mit Konzentration auf das Wesentliche. 8.-10: "Übung macht den Meister": Da ist wirklich was dran - und darum bringen wir ein paar Beispiele von Klassenarbeiten, bei denen das gesamte Knowhow angewendet worden ist.
2. Was sind Balladen überhaupt?
Als erstes wenden wir uns natürlich der Frage zu, was Balladen eigentlich sind.
Lüften wir also etwas den Vorhang und schauen ein erstes Mal in die Glaskugel der Wahrheit.
2.1 Die Ballade - eine Kombination aus drei "Ausgangsstoffen"
Balladen sind zunächst einmal Gedichte, das heißt sie zeigen sich in Versform, also verkürzten Textzeilen. Meistens gibt es auch Reime und einen bestimmten Rhythmus, wie es für viele Gedichte typisch ist. Das Besondere an ihnen ist aber dann, dass auch eine Geschichte erzählt wird - und die ist außerdem auch noch dramatisch, das heißt, es geht mehr oder weniger heiß her – und Schicksale nehmen ihren Lauf.
Der berühmte Dichter Goethe war übrigens so begeistert von Balladen, dass er die Gattung als „Ur-Ei“ bezeichnete. Damit wollte er wohl sagen, dass in ihr alles drin ist, was zu der Art gehört. In diesem Falle meinte er die Literatur damit. Wenn er heute leben würde, hätte er vielleicht eher von einer „Stammzelle“ gesprochen. Das sind schließlich die Körperzellen, aus denen sich alles Mögliche entwickeln kann, je nachdem, wie man damit umgeht. Noch passender aus heutiger Sicht wäre aber wohl der schöne Begriff: „Eierlegende-Woll-Milch-Sau“. Denn der besagt ja gerade in einer schönen Neuwort-Erfindung (Neologismus), dass etwas alles ist und alles kann.
Ganz gleich, ob die Ballade nur eher ein „Ei“, eine „Stammzelle“ oder gar eine solche EWMS ;-) ist, sie ist zusammengefasst: „ein dramatisches Erzählgedicht“. Auch in dieser Formulierung ist alles drin, was zur Literatur gehört. Nehmen wir als Beispiel die Volksballade „Die beiden Königskinder“. Sie beginnt in Versform so:
Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so lieb;
sie konnten zusammen nicht kommen,
das Wasser war viel zu tief.
In diesen ersten Zeilen wird schon deutlich, dass es ein Problem gibt und nach Lösungen gesucht werden muss. Leider gibt es dann aber auch noch eine „falsche Nonne“, die etwas dagegen hat, dass die Liebenden doch einen Weg zueinander finden.
Insgesamt hat man auch noch eine tragische Geschichte, in der ein kluges Mädchen sich einen Weg ausdenkt, den ihr Geliebter auch beschreitet. Als er dabei zum Opfer eines bösen Anschlags wird, bleibt seiner Freundin nur noch die Trauer – und die wird auf bewegende Art und Weise erzählt.
2.2. Und zwar - aus Lyrik, Epik und Dramatik
Leute, die sich mit Literatur auskennen, freuen sich deshalb besonders über Balladen, weil in ihnen alle drei Arten vorhanden sind, die Schriftsteller sich ausdenken können, um schöne Texte (Fremdwort: Belletristik) zu schreiben. Dichter können Geschichten erzählen – das Fachwort dafür ist „Epik“, sie können einen Konflikt sich ausleben lassen, das wäre dann die „Dramatik“. Meistens völlig anders ist die Lyrik, also wenn einfach Gedanken und Gefühle geäußert werden. Bei den Balladen nimmt man meistens nur die Form von Gedichten, der Rest ist dann Erzählung und Dramatik.
Zur Verdeutlichung noch schnell ein kleines Schaubild:
Der Autor greift gewissermaßen in drei Töpfe: Er beginnt mit einer Geschichte, die entweder schon Dramatik enthält oder sie bekommen kann. Dann wird das Ganze am Ende in Gedichtform gebracht – und schon ist die Ballade fertig.
2.3. Ein Beispiel: Schillers Ballade "Der Handschuh" mit Strophen-Zusammenfassungen
Schauen wir uns ein Beispiel an:
Zu finden ist es auf der Seite:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/3352/75
Von dort kommen auch alle anderen diese Ballade betreffenden Zitate.
Als kleine Vorübung für die spätere Inhaltsangabe fassen wir jede Strophe kurz zusammen (ZF1, ZF2 usw.)
Schon mal ein kurzer Hinweis, was die Möglichkeit des Ausdruckens angeht:E-Books sind eine gute Möglichkeit, Informationen weiterzugeben – aber sie sind natürlich nicht optimal, was zum Beispiel den Ausdruck von Seiten angeht. Deshalb gibt es am Ende dieses Buches einen Hinweis, wie man sich als Leser dieses E-Books interessante Seiten auch gut ausdrucken kann.
Kommen wir nun zu einer der interessantesten Balladen, die es gibt. Wo es Schwierigkeiten gibt, die manchmal alt wirkende Sprache zu verstehen, geben wir entsprechende Hilfen.
Friedrich Schiller
Der Handschuh
Vor seinem Löwengarten, (heute würde man von „Privatzoo“ sprechen)
Das Kampfspiel zu erwarten,
Saß König Franz,
Und um ihn die Großen der Krone, (die hohen Würdenträger des Reiches)
Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz. (Gemeint ist, dass sie sich schön präsentieren.)
ZF1: Es geht um die festliche Veranstaltung eines Königs Franz, in der Kämpfe zwischen wildern Tieren präsentiert werden und zu der sowohl wichtige Herren wie auch Damen erschienen sind.
Und wie er winkt mit dem Finger,
Auf tut sich der weite Zwinger, (ein abgeschlossener Bereich für Tiere.)
Und hinein mit bedächtigem Schritt (mit ruhigen, langsamen Schritten)
Ein Löwe tritt,
Und sieht sich stumm
Rings um,
Mit langem Gähnen,
Und schüttelt die Mähnen,
Und streckt die Glieder,
Und legt sich nieder.
ZF2: In der zweiten Strophe beginnt das Kampfspiel, indem zunächst ein Löwe aus seinem Zwinger in die Arena freigelassen