Thorsten Nesch

Apphillybilly Lifestyle


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spät abends, duschte, schlief, wachte morgens auf, duschte, frühstückte und fuhr zur Arbeit, seine Sachen hatte er beim Bahnhof in einem Tresor, der kostete ihn zwei statt 14 Dollar die Nacht, das hörte sich doch besser an, und den Shuttle-Bus vom Hostel zum Bahnhof konnte er auch noch umsonst mitbenutzen, nicht besonders sozial, sagte er, zugegeben, aber es schädigte eigentlich niemanden, er würde jedem Vortritt lassen und keinem Bett oder Busplatz wegnehmen.

      Wo er nun pennen wolle, frage ich ihn. Und er meint, am Strand.

      Wir verabschieden uns, und er steigt in den Shuttle-Bus, dessen Fahrer nicht weiß, was in der Nacht passiert war. Donovan darf vorne sitzen, die beiden kennen sich von den anderen Morgen, und er witzelt gleich los, als wäre nichts geschehen, und winkt mir zu, während sie losfahren.

      Einziges Zeitmaß: der Lauf der Sonne

      Oft schlendere ich einfach nur so herum am Inlet, in Sechelt, am Strand, zum Supermarkt für frisches Obst, eine Orange, einen Apfel und eine Banane für den Rückweg, angenehm kühl aus der Auslage, ein bisschen flirten, unverbindlich, nur ein Lächeln austauschend, das bekomme ich hier eindeutig häufiger geschenkt als in Deutschland, und dann zurück in die Einsamkeit.

      Ich weiß nicht, ob ich mir Sorgen machen muss wegen meiner Antriebslosigkeit. Ich bemerke eine beinahe bedrohliche Entspanntheit. Mit der Einstellung muss ich mir einen Beruf suchen, der größtmögliche Ähnlichkeit mit einem Rentnerdasein hat. Mein zukünftiger Arbeitgeber Dießler wird das nicht sein. Ach, woran denke ich denn? Jetzt bin ich hier.

      Mit dem Rücken an einem angeschwemmten Baumstamm lehnend, der seichte Wind, der mit den Seiten der Zeitung spielt, der Vancouver Sun, die ich mir gegönnt habe. Ich lese Englisch, freiwillig. Weil es mit dem Reden besser klappt als erwartet. In der Zeitung kenne ich nicht alle Wörter, aber viele lassen sich aus dem Zusammenhang heraus erraten. Und wenn ich falsch liege, was solls?

      Die Gitarre neben mir, den Himmel bewundernd, ein strahlend helles blau. Es ist heiß, mein T-Shirt liegt über dem Baumstamm. Auch in dem Schatten, in dem ich liege, ist es tatsächlich heiß. Nicht so heiß, wie es in Thailand sein würde, bei weitem nicht, hier herrscht ja nicht so eine hohe Luftfeuchtigkeit. Angenehm warm.

      Vor mir im kalten Wasser schwimmt ein Native mit langen Haaren vorbei. Dabei verursacht er keinerlei Geräusch, und er würdigt mich keines Blickes. Als er weg ist, wate ich ins Wasser, eiskalt, Respekt.

      Nur wenige Sonnenstrahlen finden ihren Weg durch das Geäst der mächtigen Eiche auf meinen Körper. Bei geschlossenen Augen fühlen sie sich an wie warme zarte Hände, wenn sie für einen vorübergehenden Moment auf einen Punkt ihre Energie bündeln, bis sie durch den Lauf der Sonne weiter wandern und sich an anderen, abgekühlten Stellen meines Körpers auftun, fünf, sechs Hände auf einmal.

      Ich bin dem Zufall und dieser Mary dankbar, dass ich hier beim Sonnenuntergang am Meer sitzen kann. Ein Außenborder tuckert weit draußen vorbei, ein leichter Wind, das Knacken der Krebsleiber, die Möwen, ihre Schreie, streitende Raben, Singvogelstimmen aus dem Unterholz, und eine große Ameise fliegt blubbernd an meinem Gesicht vorbei, setzt sich auf meinen Bauch, verliert die Flügel und stirbt.

      Die seichte Brandung, mehr ein schüchternes Plätschern, die eigelbe Sonne, der Geruch der Pflanzen, zwei alte Männer am Strand, eine Ameise auf dem Handrücken, von irgendwo das Bellen eines Hundes.

      Die Sonne reflektiert im Wasser, die Berge dazwischen als schwarze Silhouetten und der Schatten einer Wolke über der Landschaft. Auf der anderen Seite der Bucht ein altes Ehepaar, er mit Cowboyhut und sie mit schlohweißem Haar.

      Zwei Angler in einem Boot, ein Schwarm Wildgänse, und über Vancouver Island ist der Himmel wieder klar, vielleicht würde ich da auch noch hin.

      Eine Ameise labt sich an etwas Vergossenem im Sand.

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