Karl-Heinz "Kalle" Kowalski

Sein erster Fall


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war zwar alt, aber nicht gebrechlich. Doch mehr als die Tortur ihres Kerkers konnte sie nicht durchstehen. Wer wusste schon, ob sie nächste Woche noch am Leben sein würde? Nächste Woche? Lilli Weismüller lachte sich im Geiste selbst aus.

      „Warum denkst du denn soweit voraus? In einer solchen Situation solltest du dich von Tag zu Tag hangeln, wenn nicht gar von Stunde zu Stunde.“ Konnte sie sich überhaupt sicher sein, ob sie heute Abend noch am Leben war?

      Sie versuchte zu sprechen, aber sie konnte natürlich nur unverständliches Brummeln von sich geben.

      „Keine Angst, Schlampe“, fuhr Lilli Weismüllers Entführer fort. „Ich werde dir gleich den Knebel herausnehmen.“

      Wieder ging Lilli ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Diese Stimme kannte sie doch? Im ersten Moment konnte sie sie aber niemandem zuordnen. Wer war das bloß? Wo war sie ihm in der Vergangenheit schon einmal begegnet?

      „Ich werde fragen und du wirst mir antworten! So läuft das Spiel! Verstanden?“ Der Mann stand nun dicht hinter ihr und die Rentnerin konnte seinen warmen Atem auf ihrem Hals spüren.

      Lilli lauschte nur und rührte sich ansonsten überhaupt nicht. Das schien dem Entführer nicht genug zu sein. Er packte sie schroff an den Haaren und zog ihren Kopf nach hinten, so dass ihr Genick überstreckt wurde.

      Mehr aus Überraschung denn aus Schmerzen brummte sie auf. Dann öffnete sie wieder die Augen und starrte auf die Skimaske, die der Verbrecher sich über den Kopf gezogen hatte.

      „Hast du das verstanden, Schlampe?“, wollte der Mann in einem aggressiven Ton von ihr wissen.

      Sie nickte schnell, damit er sie wieder losließ.

      „Dann ist es ja gut!“

      Obwohl sie ihm gehorchte, verpasste er ihr noch einmal einen Schlag gegen den Hinterkopf, bevor er sie losließ.

      Der Rentnerin war keine Verschnaufpause vergönnt. Ihr Entführer packte hart zu am Kehlkopf zu, was sie sehr schmerzte. Dann riss er ihr, aus einer Laune heraus, das Packband vom Mund, und holte den Knebel heraus, damit er sich mit ihr unterhalten konnte. Lilli Weismüller stieß einen verzweifelten Schmerzensschrei aus.

      „Halt deinen Mund!“ Wieder haute er ihr eine runter. „Wo ist die verdammte Besitzurkunde von der verschissenen Waldallee? Häh? Wo?“ Er verpasste ihr mehrere Schläge in Folge auf den Hinterkopf.

      Die Rentnerin versuchte mit ihrem Kopf, seinen Schlägen auszuweichen, doch es war hoffnungslos. „Hören Sie doch auf! So hören Sie doch auf!“, flehte sie. Sie brach in Tränen aus, die ihr seitlich die Backen herunter liefen. Sie schluchzte wieder laut.

      „Sei still!“, zischte der Mann. „Sag’ mir, wo die verdammte Urkunde ist und dann ist dieser ganze Alptraum für dich vorbei!“

      Er ließ sie zur Ruhe kommen und stand abwartend vor ihr. „Also? Was bekomme ich zu hören?“

      Lilli Weismüller blickte auf. Als er die Urkunde der Waldallee erwähnt hatte, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Sie sind es!“, brachte sie schließlich heiser hervor. „Der Anwalt!“

      „Schlaues Köpfchen“, grinste ihr Entführer und verpasste ihr noch einen leichten Hieb gegen den Kopf. „Dann brauch’ ich ja auch meine Skimaske nicht mehr, was?“ Er behielt sie trotzdem weiterhin auf und sprach mit eisiger Härte zu ihr: „Wo ist die verdammte Urkunde? Sprich! Ich hab’ nicht die ganze Nacht Zeit!“

      Lilli Weismüller stockte der Atem. Im Dunkeln hatte sie kein Zeitgefühl mehr gehabt. Jetzt offenbarte er ihr, dass es auch noch mitten in der Nacht war. Daher konnte er sie sich nun vornehmen, ohne Gefahr zu laufen, dass ihn jemand hörte. Indem er für sie die Nacht zum Tag machte, setzte er psychischen Terror ein. Und sie musste auf diesem furchtbaren Stuhl in ein und derselben Position unentwegt sitzen bleiben.

      Die Rentnerin begann sich zutiefst zu fürchten. Sobald er hatte, was er von ihr wollte, würde sie hier wohl ihr Grab finden. So etwas Ähnliches hatte sie schon einmal in einem Fernsehkrimi gesehen. Sie musste ihm irgendwas geben, damit er beschäftigt war, um mehr Zeit zu gewinnen. Es war bestimmt jemandem aufgefallen, dass sie verschwunden war. Womöglich hatte einer ihrer Nachbarn auch schon die Polizei angerufen. Wenn die sie nur rechtzeitig finden würden!

      „Was ist jetzt?“, grollte der Anwalt und drohte ihr mit der Faust.

      „Ja, ich mach’ ja, was Sie sagen!“, entfuhr es ihr mit weinerlicher Stimme. „Ich mach’ ja alles, was Sie mir sagen! Bloß töten Sie mich nicht!“

      „So ist es gut!“, freute sich ihr Entführer und tätschelte ihre Backe wie bei einem Kleinkind.

      „Hören Sie …“, begann Lilli Weismüller und überlegte fieberhaft, womit sie ihn wohl beschäftigen konnte. Dann fiel ihr etwas ein. „Mein Amulett …“

      „Ihr Amulett?“ Er beugte sich über sie. „Was ist damit?“

      „Man kann es öffnen. Dort drinnen …“

      „Wo ist es?“, herrschte er sie an.

      „In meiner Wohnung“, antwortete sie wahrheitsgemäß. Sie wusste, dass er erst einmal zurück nach Bremthal fahren musste, damit er es in seine schmutzigen Finger bekam. Dort musste er irgendwie in ihre Wohnung einzubrechen; das kostete auch noch einmal Zeit. Vielleicht würde er ja dabei von jemandem beobachtet werden. Ja, das war ein guter Einfall.

      „Verdammte Schlampe!“ Er haute ihr wieder eine herunter, sodass sie vor Schreck und Schmerz zugleich aufschrie. „Warum hast du mir das nicht früher sagen können?“

      Rüde schnappte er sich ihren Kopf, stopfte den Knebel wieder rein und klebte ihr erneut den Mund zu. „Wehe, wenn das Scheiß-Amulett nicht da drinnen ist …“ Er drohte ihr mit erhobenem Finger. „Dann wirst du hier verrecken! Kapiert? In hundert Jahren werden sie hier vielleicht deine Überreste finden!“

      Er stapfte mit schweren Schritten nach draußen und verschloss den Raum, in dem sich Lilli Weismüller befand.

      Sie begann zu heulen. Hier im Dunkeln gab es für sie nichts anderes zu tun. Nun musste sie sich an eine ungewisse Hoffnung klammern, dass es doch noch jemanden da draußen geben würde, der sie aus ihrer verzweifelten Lage befreien konnte. Sie schluchzte. Das würde wahrscheinlich niemals geschehen. Jedenfalls nicht rechtzeitig. Sie hatte das Gefühl, dass sie gestern zum letzten Mal das Tageslicht gesehen hatte. Dieses Gefühl tief in ihrem Inneren bestätigt zu wissen, brachte sie fast um den Verstand.

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