Wolf- Dieter Erlbeck

Unser Fräulein Doktor Teil 2


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bereitete nachmittags schon mal den entsprechenden Text vor und telefonierte mit Mike, meinem Elektromonteur. Der lachte sich kringelig und versprach mir das Ding durchzuziehen.

      „Ich habe sogar noch von Tag der offenen Tür einen Overall von den E- Werken. Den haben sie damals aus Werbezwecken verschenkt.“

      „Na großartig“, sagte ich nur und hoffte jetzt nur noch auf Steffi.

      Gegen Abend kam dann der erlösende Anruf von ihr:

      „Ich habe ein paar Bögen von Papas Schreibtisch ergattert. Er hat nichts gemerkt. Willst du sie heute noch haben?“

      „Das wäre Spitze, dann kann ich den Brief sofort schreiben und umgehend in den Kasten stecken. Ach verdammt, die haben sicher eine Frankiermaschine?“

      „Daran habe ich natürlich auch gedacht. Ich habe zwei frankierte Briefumschläge mitgenommen. Einen als Ersatz falls du dich verschreibst.“

      „Du bist mit Geld nicht zu bezahlen, ich bin in fünfzehn Minuten bei dir.“

      „Tschüs, bis dann.“

      Den Brief schreiben war eine reine Formsache. Es klappte sogar auf Anhieb, ohne Fehler und ohne verschreiben.

      Anschließend ging ich ein zweites Mal aus dem Haus und steckte den Brief direkt in der Schule in den Briefschlitz, um sicher zu sein, dass wir den Termin am Mittwoch auch einhalten konnten.

      Am darauf folgenden Tag überzeugten Babsi, Hartmut und ich unsere Truppe, und verabredeten uns am Mittwoch bei Alexandra, die der Schule am nächsten wohnte, um dort die Korrekturen vornehmen zu können. Die ganze Angelegenheit verlief nicht so einfach, wie ich dachte, da einige doch etwas Gewissensbisse an den Tag legten und Angst hatten entdeckt zu werden. Schließlich erkannten sie aber alle, dass ohne diese Maßnahme fast alle eine glatte fünf oder sechs erhalten hätten, und somit die Zensur auf den Halbjahres- Zeugnissen arg in Gefahr bringen konnte. Eine Marotte von mir unterstützte unser Vorhaben positiv. Ich schrieb nämlich immer alle Aufgaben auf einen Schmierzettel mit, den wir im Unterricht benutzen durften, und dadurch konnten wir im Vorfeld schon alles ordentlich und richtig durchrechnen! Wir mussten allerdings ungeheuer aufpassen, damit die Mitschüler, die wir nicht berücksichtigen konnten und wollten, keinen Wind von unserem Vorhaben bekamen. Schließlich brachten wir alles unter Dach und Fach und sahen unserem Vorhaben mit Interesse entgegen.

      Der Mittwoch begann mal wieder mit Schneetreiben von der feinsten Sorte, so dass ich mich außerstande fühlte, zu Fuß zu gehen, und den Bus benutzte. Ich wollte mich gemütlich in eine Ecke verziehen und ein wenig Augenpflege treiben, als mich ein aufregend heißes Lippenpaar weckte. Ich erkannte diese Lippen mit geschlossenen Augen und hätte gern „Hallo Monika“ gesagt, aber wie gesagt, das Lippenpaar verschloss meinen Mund und als ich ihn dann doch öffnen wollte, stieß sie ihre Zunge hinein, was einer normalen Artikulierung auch etwas störend gegenüber steht. Da ich wenig Anstalten machte ihren Kuss zu erwidern, stellte sie schließlich enttäuscht ihr Vorhaben mich zurückzugewinnen ein:

      „Du alter Eisblock. Bin ich dir gar nichts mehr wert?“

      „Doch Monika, sehr viel sogar. Aber da ich Angst habe rückfällig zu werden, muß ich mich so teilnahmslos anstellen.“

      Die Antwort schien ihr zu gefallen!

      „Aber ein kleines bisschen hättest du mir schon entgegenkommen können, aber selbst er“, und dabei griff ihre Hand beherzt in eine bestimmte Richtung, „...ach nein, welche Überraschung! Er ist wacher als sein Herr!“

      Ihr Lachen brachte den ganzen Bus zum Aufwecken und alle starrten auf uns zwei, was mir überhaupt nicht recht sein konnte, denn es befanden sich sehr viele Menschen im Bus, die mich kannten und um meine Verbindung mit Babsi gut unterrichtet waren.

      Also lachte ich der Einfachheit halber mit und nickte zustimmend in die Runde.

      „Bevor es jemand sieht“, konterte ich, „könntest du deine Hand wieder wegnehmen bevor er noch wacher wird?“

      „Oh ich denke, so breit und fest wie er sich anfühlt, gibt es kaum noch eine Steigerung, es sei denn ich bringe ihn in der verbleibenden Zeit zum Überlaufen“, sprach sie und fasste noch etwas derber zu. Gleichzeitig schmiegte sie sich an mich und presste ihre zartrosa geschminkten, festen Lippen erneut auf meinen Mund. Diesmal erwiderte ich ihren Kuss, in der Hoffnung, sie würde ihre Hand dort unten wegnehmen. Sie dachte aber gar nicht daran!

      Als ich mir selber helfen wollte, fasste sie noch fester zu und da ich meinen männlichen Stolz nicht verletzen oder gar verlieren wollte, gab ich ihre Hand wieder frei, was sie sofort schamlos ausnutzte und ihn nun sogar rhythmisch zu bearbeiten begann. Ich versuchte mich im Sitz tiefer gleiten zu lassen, um dieser Hand zu entkommen, aber ihr schien dies überhaupt nichts auszumachen, denn sie ging jede meiner Bewegungen mit und wäre nicht die Endhaltestelle vor unserer Schule erreicht worden, ich glaube, diesmal wäre es ihr hundertprozentig gelungen, mich mit feuchter Hose aus den Bus steigen zu sehen. Dabei schien sie aber zum Glück nicht zu wissen, wie weit ich schon war, denn die drei Sekunden hätte sie mich mit Sicherheit weitergereizt!

      „Das machst du nicht noch einmal mit mir“, zischte ich sie an.

      „Das kann schon sein, denn das nächste Mal mache ich so etwas mit dir im Bett“, fauchte sie grinsend zurück.

      In diesem Augenblick ärgerte ich mich fürchterlich, dass sie heute Nachmittag mit dabei war und wenn es gelang, davon profitierte. Nach ihren gestrigen Aussagen hatte sie nämlich alle gerechneten Aufgaben verkehrt.

      Der Unterricht verlief zäh und schwerfällig, denn, und daran gab es keinen Zweifel, unsere Truppe, die sonst den Unterricht bestimmte, blieb mit den Gedanken heute ganz woanders.

      In der dritten Stunde erklärte uns Lerche, dass der für heute nachmittag angesetzte Förderunterricht in Englisch und Mathe ausfällt, da die E- Werke dringende Servicearbeiten im Haus durchführen müssten und alle Räume, wo sich elektrische Verteiler befinden würden, frei zugängig bleiben müssen.

      „Wir wissen nicht genau wo überall diese Dinger sind, aber vorsichtshalber fällt dieser Unterricht aus.“

      Hartmut stieß mich unauffällig an:

      „Damit wäre dieser Punkt abgehakt“, flüsterte er.

      Wolfgang und Uli strahlten um die Wette, da für sie dieser Förderunterricht in Frage kam.

      Ich sah mich nach Babsi um und sah ihr fröhliches Augenzwinkern. Auch einige andere unserer Truppe schienen sichtlich erleichtert.

      Nach Schulschluss begaben wir uns umgehend zu Alexandra, nachdem ich zuvor bereits meinem Elektromonteur grünes Licht gegeben hatte, der sich dann nach einer knappen Stunde vom verabredeten Treffpunkt meldete, um uns die Hefte übergeben zu können.

      Da ich dummerweise inzwischen etwas zu bekannt war, holte Heinz die Mappe mit unseren Arbeiten ab.

      Als er damit erschien brachen wir in lauten Jubel aus, so dass Alexandras Mutter neugierig den Kopf herein steckte:

      „Gibt es etwas was ich wissen müsste“, fragte sie erwartungsfroh?

      „Nein, nein“, beeilten wir uns vielstimmig zu antworten, denn unser heutiges Vorhaben ging nur uns an.

      Wir suchten aus dem Stapel unsere Arbeiten heraus, korrigierten, bzw. ersetzten die Blätter, je nach Erfordernis, brachten je Person einen kleinen, unbedeutenden Fehler hinein, außer bei Babsi, Uwe und mir, die sonst auch immer die besten Arbeiten schrieben, und legten sie dann wieder in den Stapel zurück.

      Mein Elektromonteur holte die Mappe wieder ab, diesmal von der mittlerweile wieder gesunden Gabriele und brachte sie auftragsgemäß wieder zurück.

      Die Zeit, bis er uns seine telefonische Erledigung meldete, dauerte für uns eine Ewigkeit, führte aber zu einer unbeschreiblichen Erleichterung. Wir klatschten uns minutenlang ab und lagen uns in den Armen, als hätten wir eben das Abitur bestanden. Da wir schon zusammen waren, blieben wir auch noch bis zum Abend beisammen, nachdem uns Alexandras Mama ausgiebig mit leckeren