Inga Kozuruba

Rette uns, Elaine!


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      Inga Kozuruba

      Rette uns, Elaine!

      Finale der Elaine-Trilogie

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Rückkehr in die Hauptstadt

       Salziges Teegebäck

       Abschied und Ratlosigkeit

       Das dynamische Duo

       Jägerin und Gejagte

       Geiselnahme und Flucht

       Herz der Tiefe

       Ich bin kein Zauberer, ich übe noch

       Bühne ohne Skript

       Fatalität

       Der Scherge und die Träumerin

       Ruhe vor dem Sturm

       Der Kampf um das Herz

       Die Große Tat

       Die Saat

       Etwas endet, etwas beginnt

       Epilog

       Impressum neobooks

      Rückkehr in die Hauptstadt

      Die Tage zogen sich dahin und Elaine war in einem seltsamen Zustand gefangen. Wie schon einmal von ihren Freunden aus der Hauptstadt angedeutet, verblassten ihre Erinnerungen an die Erlebnisse dort immer mehr. Sie kehrten zwar schnell zurück, sobald Elaine nach einem der Geschenke griff, die ihr manchmal gute Dienste geleistet hatten, aber das Wissen hielt nicht lange an. Am besten klappte es immer noch mit dem Fotoalbum, das inzwischen beide Abenteuer dokumentierte, aber in letzter Zeit hatte sie immer weniger Lust, es aufzuschlagen. Irgend etwas stimmte nicht damit, aber sie wusste nicht was.

      Zu allem Überfluss schlief sie sehr schlecht seit sie zurückgekommen war. Die wenigen Nächte, in denen sie ohne Alpträume durchschlafen konnte, schienen ein Segen zu sein. Aber diese Nächte waren rar geworden. In der Regel wachte sie mehrmals in der Nacht auf, erstarrt vor Angst, aber ohne Erinnerung daran, was ihr ein solches Grauen bereitet hatte. In der Universität schlief sie bei den langweiligeren Vorlesungen ein, und bei ihrem Nebenjob ging es ihr an manchen Tagen nicht anders.

      Mindestens genauso schlimm war der jüngste Kommentar ihrer besten Freundin: „Was ist nur mit dir los? Ich erkenne dich ja kaum noch wieder.“

      Elaine wusste nicht, was mit ihr los war. Ihre Mutter hatte ihr empfohlen, zum Arzt zu gehen, damit er ihr gute Schlaftabletten oder etwas dergleichen verschreiben würde. Sie hatte sicherlich auch schon genug Ratschläge gehört, was man alles tun konnte, um besser schlafen zu können. Sie klangen zwar nicht immer vernünftig und einleuchtend, aber immerhin waren sie lieb gemeint. Und dennoch wagte Elaine es nicht, einen von ihnen zu befolgen - nicht bevor sie wusste, warum sie jede Nacht aufwachte und als erstes nach dem Lichtschalter schlug. Sie konnte die Dunkelheit um sich herum nicht mehr ertragen.

      Noch mehr Tage vergingen, nichts wurde besser. Elaine war froh, dass die Vorlesungszeit vorbei war. Ihre Kommilitonen freuten sich auf den Urlaub, oder gerieten wegen anstehender Prüfungen in Panik. Elaine existierte neben ihnen wie ein Gespenst. Nichts davon schien sie noch zu berühren. Alles schien unwichtig geworden zu sein. Manchmal merkte sie erst vor dem Schlafen gehen, dass sie den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Ab und zu dachte sie daran, dass alle in ihrer Umgebung mit Sicherheit daran dachten, sie zu einer Therapie zu schicken. Aber sie trauten sich nicht, ihr den Vorschlag zu machen. Sie musste jedes Mal lachen, wenn sie daran dachte. Vermutlich hatte sie eine Therapie dringend nötig. Sie wartete immer noch auf ein Zeichen aus der anderen Welt. War das nicht Wahnsinn?

      Sie hatte sich dabei ertappt, dass sie immer später zu Bett ging und immer müder dabei war. War das ein Versuch, die Alpträume zu überlisten? Vielleicht war es eine unbewusste Reaktion ihres Körpers darauf. Irgendetwas an diesem Gedanken gefiel ihr jedoch ganz und gar nicht, also zwang sie sich dazu, früher schlafen zu gehen und das Licht auszumachen. Vielleicht würde sie immer noch Alpträume haben, aber zumindest bestand die Möglichkeit, dass sie so insgesamt an mehr Schlafenszeit kommen würde. Diese Strategie zeigte Erfolge, allerdings anders als sie gedacht hatte. Sie begann, sich an ihre Alpträume zu erinnern.

      Es war dunkel, feucht und warm. Ein seltsamer Moschusgeruch hing in der Luft, gewürzt mit Aromen, die schwächer und nicht mehr so leicht zu identifizieren waren, aber ihren Teil dazu beitrugen, dass ihr leicht schwindlig wurde. Sie fühlte sich seltsam leicht, auch wenn ihr Kopf alles andere als klar war. Und es war sicherlich mehr als nur das Gefühl, das sie von einem Alkoholrausch kannte. Mag sein, dass eine andere Droge diesen Zustand herbeiführen konnte. In diesen Dingen war Elaine jedoch gänzlich unerfahren. Nach einer Weile des wirbelnden Schwebens begriff sie, was genau für diese Leichtigkeit verantwortlich war. Jede Spur von Reue, Trauer, Bedauern, Schuld und Verantwortung waren von ihr abgefallen. Jede Sorge um einen Menschen, der ihr lieb war, war dahin, und alles was blieb, war eine ihr bis dahin nicht bekannte Form von Freiheit. Oder doch nicht?

      Seit Elaine das erste Mal aufgewacht war und wusste, was sie geträumt hatte, war es gewöhnlich so, dass sie an genau diesem Augenblick ihres Alptraums mit weit aufgerissenen Augen und flacher Atmung erwachte. Sie erschrak erneut über die sie umgebende Dunkelheit und schlug nach dem Lichtschalter, damit das Licht ihre Angst vertrieb. Doch dieses Mal schlief sie weiter und sah hinter den Schleier, der sie vor der Erkenntnis trennte.

      Sie bewegte sich im Traum. Sie konnte sich nur wenig rühren, nur eine Hand bewegen. Es war nicht viel, weil sie trotz der empfundenen Freiheit eine beinahe vollständig gefesselte Gefangene war, das wurde ihr schnell klar. Die Freiheit war nur ein Trugbild, das ihr von jemand oder etwas vorgegaukelt wurde, damit sie nicht auf die Idee kam, sich zu bewegen und sich der Gefangenschaft klar zu werden. Sie begriff, woher sie dieses täuschende Gefühl kannte. Sie hatte schon mal eine Kostprobe davon bekommen, unten in der Tiefe.

      War das eine Nachwirkung ihrer Erlebnisse dort unten, die sie immer wieder aus dem Schlaf riss? Hatte sie Angst vor dem, das sie dort gekostet hatte? Grenzenlose Freiheit konnte nur ein Ungeheuer erfahren. Etwas wie Menschlichkeit und Gerechtigkeit standen ihr im Weg. Empathie und Mitgefühl gab es nicht. So wollte sie niemals sein, niemals werden. War das der Grund für ihre Angst? In einer späteren Nacht ging sie einen Schritt weiter und erkannte, dass da noch mehr war.

      Ihre