Dennis Weis

Obscura- Dunkle Kreaturen (3)


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den Kopf.

      Vielleicht war der Untote einst mal ein Vater, vielleicht ein Bruder, ein Sohn, vielleicht war er Bäcker, Bauer oder Bürgermeister. Nun musste er in seinem Dasein verrotten. Josias kamen Tränen in die Augen, aber er verbarg sie. Er wollte keine Schwäche zeigen- gerade nicht vor dem Mädchen.

      So zog er das Schwert aus dem Untoten und erlöste ihn von seinem Leid. Das Mädchen hatte indes aufgehört zu schreien, denn ein paar Menschen waren zu ihm geeilt, um es zu beruhigen. Josias war angespannt, denn er wusste nicht, wer oder was sie waren.

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      Cronn hatte sich von Dyako verabschiedet. Er musste es akzeptieren, hatte er diesen merkwürdigen Zeitgenossen doch in sein Herz geschlossen. Diese beiden Fremden, die Dyako zu kennen schien, holten den Venatoren mit einem Riesenvogel ab und verschwanden.

      Cronn war damit nicht einverstanden, aber dies interessierte nicht.

      „Geh nach Süden, nach Sonnenglut“, sprach Dyako zu ihm, noch bevor er wegging. Ob sie sich je wieder sehen würden, hatte er damals nicht beantwortet, aber irgendwie ging Cronn nicht davon aus.

      Cronn wollte dies befolgen, wenngleich er in sich etwas spürte, was er noch nicht klar benennen konnte. Soviel war klar, es macht ihn unruhig.

      Er musste nach Sonnenglut kommen und ahnte, dass die Horden bereits auf dem Weg dorthin waren. Er konnte sie schlecht überholen, ohne bemerkt zu werden, um vor ihnen in Sonnenglut anzukommen. Die Fremden, die Dyako abgeholt hatte, hätten ihn ebenso mitnehmen können, hatten sie aber nicht. Es gab Wichtigeres.

      Cronn kam in den Sinn, den Wasserweg zu nutzen. Von Volto aus konnte man in See stechen, die Teufelsenge herausfordern. Nachdem die Stadt menschenleer war, konnte sich Cronn einfach ein Boot nehmen und seinen Plan in Angriff nehmen.

      Die einzige Schwierigkeit bestand darin, dass Cronn Angst vor dem Meer hatte. Er fürchtete die See, denn in der See steckten immerzu schreckliche Dinge. Einst als Junge, der noch keinen Wolf in sich trug, verlor er seine Eltern durch das Meer. Sie fuhren mit einem Boot hinaus und ein Meeresviech verschlang das Boot mit seinen Eltern. Diese Bilder brannten sich in einen Kopf ein.

      Dennoch wollte er seiner Angst trotzen. Er musste nach Sonnenglut, auch wenn er sich überwinden musste. Er nahm das erstbeste Boot, stieg hinein und ließ sich Richtung Süden treiben. Durch den Vorfall mit seinen Eltern, war Cronn natürlich kein Seemann und kannte sich dementsprechend mit Seefahrt nicht aus.

      Die See war seicht und der Wind wehte ein wenig. Das Boot bewegte sich nach Süden. Cronn war erleichtert, saß er sehr angespannt dort und wusste sich nicht zu helfen.

      Es dauerte eine Weile, bis Cronn vom Ufer entfernt war. Eine weitere Zeit später fand Cronn es merkwürdig, dass er seiner Meinung nach, nicht mehr nach Süden trieb, denn das Boot kam immer weiter ab.

      Er sah sich um und konnte ein Holzpaddel entdecken. Er packte es und machte hastige Bewegungen, sodass er kreiste. Er hatte nicht bedacht, abwechselnd zu paddeln, da er keine Erfahrung hatte.

      Nachdem ihm dies aufgefallen war, ging es gut voran. Er hielt sich daran, parallel zum Ufer zu sein, denn dann käme er nach Sonnenglut. Es dauerte einen ganzen Tag, bis er den festen Boden wieder betrat. Er hatte aus der Ferne bereits Minarette gesehen, die ihn verhießen ließen, dass diese Stadt Sonnenglut sein müsste.

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      Zuerst war alles weiß, dann alles schwarz, dann alles verschwommen und er konnte sich nicht erinnern. Nachdem er es endlich erreicht hatte, öffnete sich das Tor und schritt hinein. Danach war alles weg.

      Er erwachte und lag auf dem Boden. Er griff das Schwert ganz fest in seiner Hand als wolle er es zu keiner zeit mehr loslassen. Amberius war am Ende seiner Kräfte und dennoch fest entschlossen, nicht aufzugeben.

      Er hatte nicht all dieses Risiko auf sich genommen, um in diesem Moment aufzugeben. Er wollte sie finden, die Liebe seines Lebens, koste es, was es wolle.

      Er stand auf und stellte fest, dass er sich in einer Höhle befand. War dies die Hölle? Fackeln bestückten die Wände, sodass ein flackerndes Licht ein wenig vom Rest des Ganges verriet. Er konnte nun entscheiden, welchen Weg er beschreiten wollte- den vor ihm oder den, der hinter ihm lag.

      Er wollte vorwärts. Die Ursache für seine Entscheidung konnte er nicht benennen, vielleicht konnte er die Nähe seiner geliebten Rubina erahnen. Er nahm eine der Fackeln von der Wand und tastete sich langsam vor.

      Nach einer Weile kam er in eine weitere Höhle, die viel größer war als die erste. Von dieser Höhle zweigten sich drei weitere Gänge ab, die von massiven Türen verschlossen wurden.

      Langsam schlich sich bei Amberius das Gefühl ein, er wäre nicht in der Hölle. War alles nur ein Traum? Es konnte ebenso die Möglichkeit bestehen, dass die Hölle ihm denken lassen wollte, er sei gar nicht dort.

      Bei seinen Gedanken, richteten sich seine Augen, eher zufällig auf die mittlere Tür, die ein Symbol aufzeigte. In einem Kreis befand sich ein Rubin. Folglich musste er an Rubina denken. Instinktiv setzte seine Hand an dem Türgriff an und bewegte ihn vorsichtig nach unten, um anschließend die Tür zu öffnen.

      Es sollte ihm gelingen und die Tür ließ sich leicht aufmachen. Es blieb ein merkwürdiges Gefühl, welches nach Falle roch. Amberius betrat den dahinterliegenden Gang. Als er ein paar Schritte gemacht hatte, schloss die Tür wie von Geisterhand.

      Es erweist sich nun als vorausschauend, die Fackel mitgenommen zu haben, denn dieser Gang war stockduster. Ohne Licht wäre er keinen Zentimeter vorangekommen.

      Andererseits hätte er das Schrecken nicht gesehen, was ihm zuteil kam und seine Adern gefrieren ließ. Aus heiterem Himmel stand ein Wesen vor ihm. Er hatte rote Augen und wirkte bedrohlich.

      Amberius regte sich nicht. Er fühlte sich wie das Kaninchen vor der Schlange. Er war so überrascht, da er in Gedanken gefangen gewesen war, sodass er keinerlei Auslucht fand. Es wäre eh keine möglich gewesen, denn hinter ihm befand sich die verschlossene Tür und vor ihm der Unbekannte.

      Eigentlich war Amberius ein Mensch, der eher flüchtete als zu kämpfen, denn er war den meisten körperlich nicht überlegen und Mut besaß er ebenso nicht sonderlich viel. Doch dieses Mal war es anders.

      Er stellte ein Bein nach vorne und erhob seine Hände. Die Sehnsucht nach Rubina verlieh ihm die Kraft zur Wehr.

      „Was soll das werden?“ fragte die Gestalt mit tiefer Stimme.

      Amberius irritierte es, denn die Stimme war ihm vertraut. Er konnte nicht sagen, woher er sie kannte. Sofortig wurde sein Gedanken unterbrochen, denn ihm kam in den Sinn, dass es sich um eine Falle handeln könnte.

      „Auf so eine simple Täuschung falle ich nicht hinein“, entgegnete er dem Wesen.

      Dabei stellte er sich demonstrativ noch mehr in Angriffsposition. Sein Körper fing an zu zittern. Er konnte die Mischung aus Furcht und Adrenalinausstoß nicht verbergen.

      „Du willst mir Schaden zufügen?“ lachte die Gestalt hämisch, dabei krümmte sie sich leicht.

      Amberius war verunsichert. Die Signale zeigten ein Vertrauen. Er kannte dieses Wesen. Aber sein Verstand warnte ihn immerzu, denn er war in der Hölle, an dem Ort, an dem das abgrundtief Böse herumtrieb. Zudem konnte er die Gestalt nicht erkennen, war es zu düster, um überhaupt etwas oder jemanden zu sichten.

      „Lasse mich durch“, forderte Amberius ein, „ich lasse mich nicht aufhalten, sei es noch so schwierig!“

      Das Wesen hörte auf zu lachen. Es wurde auf einmal sehr ruhig, gespenstig ruhig. Das Wesen hielt einen Moment inne, als würde es kurz überdenken, was es als nächstes tun sollte. Dann trat die Gestalt näher. Amberius gefror das Blut in seinen Adern.

      „Es hat Zeiten gegeben, da hätte ich dich töten können“, erklärte das Wesen, „aber nun will ich dir helfen, bei allem, was in meiner Macht steht.“

      Amberius hatte Angst. Er verstand dieses Psychospiel nicht.