J. B. Hagen

Jahrmarkt des Todes


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      J. B. Hagen

      Jahrmarkt des Todes

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Prolog

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Epilog

       Impressum neobooks

      Prolog

       Das junge Pärchen war frisch verliebt und schwebte dementsprechend auf Wolken. Gut gelaunt und ausgelassen herumalbernd, schlenderten sie über den Jahrmarkt. Da entdeckte das Mädchen einen nostalgisch anmutenden Glasirrgarten.

       »Komm, lass uns da reingehen! Oder hast du Angst, dass ich schneller den Ausgang finde als du?«, fragte sie keck.

       »Pah, ich frage mich nur, was ich die ganze Zeit mache, wenn ich draußen auf dich warte«, sagte der junge Bursche.

       »Das werden wir noch sehen. Wer gewinnt, darf bestimmen, was anschließend auf dem Programm steht.«

       Nachdem sie in der Kassenkabine zwei Tickets gekauft hatten, stellten sie sich zunächst vor die Zerrspiegel, die ihre Körper wie gestaucht oder überdehnt wirken ließen. Nachdem sie sich ausgelacht hatten, betraten sie den eigentlichen Irrgarten.

       Schnell zeichnete sich ab, dass der Junge nicht übertrieben hatte. Mit nahezu traumwandlerischer Sicherheit umschiffte er jedes Hindernis, sodass er schon mindestens zwei Gänge weiter war, während das Mädchen immer wieder in Sackgassen geriet oder an Glastüren, die sich nicht öffnen ließen. Ganz Kavalier, wartete er schließlich und beobachtete, wie seine Freundin wie angewurzelt stehen blieb. Ihr Gesicht nahm dabei einen völlig entsetzten Ausdruck an. Und sie wimmerte leise vor sich hin. Der Zufall wollte es, dass gerade niemand sonst ihren Gang passierte. Ein Gefühl der Ohnmacht und des völligen Ausgeliefertsein überkam sie.

       Ihr Freund verstand, dass etwas passiert sein musste und machte sich kurzerhand auf den Rückweg in ihre Richtung. Dazu musste er sich an Vätern mit ihren Kindern und an einigen Jugendlichen vorbeidrängeln.

       »Hey, Alter, das ist die falsche Richtung«, sagte einer von ihnen. »Von da bist du gekommen. Dein Orientierungssinn ist dir wohl völlig flöten gegangen?«

       »Quatsch, ich will zurück zu meiner Freundin. Scheinbar geht es ihr nicht gut. Jetzt lass mich schon vorbei!«

       Als er endlich das völlig verängstigte Mädchen erreicht hatte, fiel es ihm in die Arme und weinte hemmungslos.

       »Was ist denn mit dir? Man könnte meinen, du hättest einen Geist gesehen.«

       »Er muss dir doch auch aufgefallen sein, der Mann mit dem völlig verbrannten Gesicht. Er hat ständig versucht, mich zu erreichen. Dabei streckte er seine Hände nach mir aus.«

       »Ich bin keinem begegnet, auf den deine Beschreibung passt. Ich habe dich die ganze Zeit allein hier stehen sehn.«

       »Das gibt’s doch nicht. Wenn ich es recht bedenke, war es schon seltsam. Er spiegelte sich gar nicht in den Scheiben, und niemand sonst scheint ihn bemerkt zu haben. Was ist das hier? So eine Art Geisterbahn? Arbeiten die hier mit Projektionen? Aber er sah völlig real aus.«

       »Schatz, in der Geisterbahn sitzt man in kleinen Wagen und wird auf Schienen herumgefahren.«

       »Ich weiß, aber die neue Generation hat auch solche hervorgebracht, in denen man herumlaufen kann. Zum Beispiel in einem Gruselschloss oder in einem verhexten Haus. Da drüben, dieser „Panic Room“ gehört auch dazu. Da wird man von schaurigen Gestalten wie Hannibal Lecter oder Freddy Krüger verfolgt. Die sind mit Hackebeilen oder Kettensägen hinter einem her. Keine zehn Pferde würden mich da reinbringen.«

       »Das musst du dir ja auch nicht antun. Aber das hier ist ein harmloser Spaß, wo Eltern mit ihren Kindern reingehen. Schauergestalten laufen hier nicht herum. Jedenfalls keine bezahlten.«

       »Aber ich habe ihn doch ganz deutlich gesehen.«

       »Und wo ist er dann jetzt? Sieh mal, du kannst durch alle Gänge blicken, sogar bis zum Ausgang. Da ist keiner, wie du ihn beschreibst.«

       »Gut, dann bin ich eben verrückt oder habe Halluzinationen. Auf jeden Fall will ich hier sofort raus. Und zwar auf dem schnellsten Weg. Und der Jahrmarkt kann mir für heute gestohlen bleiben.«

      Kapitel 1

       Moritz Jansen war in einer sogenannten Problemfamilie aufgewachsen. Der Vater – arbeitslos und alkoholkrank, die Mutter – Hausfrau, ging gelegentlich irgendwelchen Putzjobs nach und war ebenfalls alkoholabhängig. Die Familie lebte in einem heruntergekommenen Haus im Hamburger Bezirk St. Georg. Genauer gesagt: am Steindamm, der zum Bahnhofsviertel gehörte. Bettler, Süchtige und Drogenhändler, Prostituierte und Freier prägten das Straßenbild.

       Moritz hatte mit Ach und Krach den Abschluss der Hauptschule, die seit 2010 in Hamburg Stadtteilschule hieß, geschafft. Eine Lehrstelle hatte er trotzdem nicht gefunden und lungerte die meiste Zeit herum. Ein Leben, mit dem er sich nicht abfinden wollte. Deshalb war nach und nach ein Plan in ihm gereift: Weg von Hamburg, weg aus diesem Milieu.

       In dieser Nacht hatte er kaum ein Auge zugetan. Seine Sporttasche stand fertig zum Abmarsch bereit. Draußen war es noch dunkel, als er sein Zimmer verließ. Vater und Mutter lagen volltrunken vor dem Fernseher und bekamen schon seit Stunden nichts von dem Programm mit, das ihnen dort geboten wurde. Seine Mutter hatte sich erbrochen, und der Vater hatte in die Hose gemacht, wie nicht zu übersehen war. Moritz wurde übel von dem Gemisch aus kaltem Rauch und Körperausscheidungen. Er hatte keinen Blick mehr für seine Eltern, als er leise die Wohnung verließ.

       Auf der Straße grölten einige Betrunkene. In den Hauseingängen wurde gedealt, oder Dirnen