Marie See

Anders und Leanda - Illustriert von ihm selbst


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ihr sehr gut helfen.

      Dann, irgendwann mal, war 'rausgekommen, dass sie auch sehr gut Fußball spielen konnte. Von da an hatten sie sich noch öfter getroffen.

      Und zum Schluss hatte Anders gemerkt, dass das Leben mit Leanda einfach viel aufregender und lustiger war als das Leben ohne sie. Von da an hatten sie sich jeden Nachmittag getroffen.

      Und dann irgendwann brauchten sie sich gar nicht mehr verabreden, weil es sowieso klar war, dass sie sich sehen würden.

      Manchmal sagte der Nils, der meistens ziemlich nette große Bruder vom Anders:

      „Wirklich Mist, dass Leanda so jung ist. Sie wäre wirklich die perfekte feste Freundin für mich.“

      Das fand Anders aber überhaupt gar nicht.

      Einmal, weil Leanda ganz klar zu Anders gehörte und zu sonst gar keinem. Und dann:

      Der Nils hatte doch eh' alle zwei Wochen 'ne neue Freundin und die war dann jedes Mal die ‘perfekte’ feste Freundin.

      Anders hatte schon öfter gedacht, dass der Nils wohl so eine von den Krankheiten haben müsste, bei denen man alles vergaß. Was so alte Leute immer kriegten, nur bei ihm ohne alt, sowas eben.

      Wie sonst konnte man alles vergessen, was vor gerade mal zwei Wochen gewesen war.

      Wenn Anders manchmal nach Hause kam und dem Nils erzählte: „Ich hab' auch deine Vanessa getroffen! Soll dir schöne Grüße bestellen!“, dann guckte der Nils nicht nur blöd. Dann wusste der oft echt nicht mehr, von wem der Anders überhaupt redete.

      „Hä, welche Vanessa denn? Wen meinste denn?“

      Und wenn der Anders dann erklärte:“ Du weißt schon, die mit den langen, braunen Haaren. Die auf der Thielenstraße wohnt“, dann hatte der Nils wirklich Probleme zu verstehen, wen Anders meinte.

      Zum Schluss sagte er dann meistens:

      „Oh, Gott! Die meinste. Die war echt 'en Ausrutscher, peinlich! Erspar' mir in Zukunft solche Grüße, klar?“

      Und oft gab er dem Anders dann auch noch 'ne Kopfnuss.

      So, als wäre der Anders daran schuld, dass die Vanessa ein Ausrutscher gewesen war.

      Und schon schwärmte er Anders von seiner neuen perfekten Freundin was vor. Wie schön die wär', wie lustig, wie klug und blablabla...

      Dabei guckte der Nils dann wie ein betrunkenes Känguru, Schieleaugen und so alles.

      Dann dachte der Anders immer, dass es wirklich gut sei, dass er selber mehr Grips im Kopf hatte und nicht so ein verliebter Eierkopf wär'.

      Seine Beziehung zu Leanda war wirklich viel erwachsener oder, wie seine Mutter bei anderen Sachen schon mal sagte, viel reifer. Fand Anders.

      3. Kapitel

      Das Schöne an Leanda war nicht nur, dass sie so nett und so schön und so mutig war und all so was. Das Schöne war besonders, dass es einem mit ihr nie langweilig wurde.

      Weil sie immer so coole Einfälle hatte nämlich. So Einfälle, die nicht jeder hatte. Das waren meistens mehr so Abenteuer-Einfälle, nicht so Normal-Einfälle, wie bei den meisten anderen Freunden.

      Letztes Jahr hatten sie auf der Straße einen Trödelmarkt aufgemacht. Das war großartig gewesen.

      Klar, so'n Kindertrödel mit Spielsachen und so, das machten viele. So hatten sie ja auch angefangen. Aber das war ziemlich schnell langweilig geworden. Da kamen immer nur die Nachbarskinder und guckten und kauften ganz selten mal was.

      „Wir müssen unser Sortiment erweitern“, hatte Leanda dann gesagt.

      „Unser...was?“

      „Na, unser Angebot natürlich.Wir brauchen Sachen, die echt gut sind, die auch Erwachsene und so interessieren.“

      „Okay, und wie willste da dran kommen?“, hatte Anders dann gefragt. Klauen wollte er nämlich nichts, das kam für ihn nicht in Frage.

      Das wusste Leanda zuerst auch nicht. Darum hatten sie erst noch mit dieser Kindergartenkacke weiter gemacht.

      Aber zwei Tage später, da hatte Leanda den allerbesten Einfall von der ganzen Welt.

      Ganz aufgeregt kam sie schon bei Anders an.

      „Pass' auf, ich hab’ ‘ne supi Idee. Du kennst doch diese Sache mit dem Sperrmüll? Wo die Leute so alles 'rausstellen, was sie nicht mehr wollen. Ich hab' mir den Plan besorgt, wo die wann abgeholt werden. Da suchen wir uns das Beste 'raus und verkaufen das dann hier auf der Straße. Was meinste?“

      Anders war beeindruckt. Die Idee alleine war schon toll. Aber dass sie schon alles vorbereitet hatte, was man brauchte, das war noch viel besser.

      „Supi find' ich das. Wo sollen wir anfangen?“

      „Heute sind die auf der Wilhelmstraße. Das is' klasse. Da wohnen so reiche Leute und so, das lohnt sich bestimmt. Frag' nur mal schnell deine Mutter, ob sie solange auf unsern Stand aufpassen kann. Sonst klauen die uns womöglich noch was.“

      Und das hatte Anders dann auch gemacht.

      Seine Mutter war irgendwie gar nicht so begeistert davon. Wirklich komisch, wo sie doch immer sagte, man solle seine Zeit mit was Sinnvollem verbringen. Und das war doch wohl supersinnvoll. Man konnte doch Geld damit verdienen und so.

      Tolle Sachen schmeißen die Leute weg, echt.

      Tische, die kaum wackeln zum Beispiel. Oder sehr schöne Sessel, die so gut wie gar nicht kaputt sind. Oder Lampen wie die von der Oma, fast haargenau. Und auch so ähnliche Bilder wie die von der Tante Marga. Man könnte eine ganze Wohnung damit einrichten, beinahe.

      Leider waren all diese Sachen viel zu groß und schwer.

      Das konnten Leanda und Anders unmöglich tragen.

      „Wir müssen noch mal zu euch, den Bollerwagen holen. Dann kriegen wir viel mehr mit. Los!“

      Schon düste Leanda so schnell los, dass Anders kaum mitkam.

      Ja, mit dem Bollerwagen, das war 'ne ganz andre Kiste.

      Mit einer Fuhre schafften sie:

      Einen Hamsterkäfig und einen kaum rostigen Vogelkäfig, einen kleinen Teppich, zwei Lampen, schön groß, ein Bild von einem Hirschen und ein Schränkchen aus Holz, das alles passte auf den Bollerwagen.

      Der war nur jetzt ganz schön schwer. Es dauerte ewig, bis sie zuhause ankamen, fast war es schon dunkel.

      Sie konnten die Sachen gerade mal ausladen, da mussten sie schon 'rein zum Abendessen. Und dann mussten sie alles in die Garage räumen, weil es sonst nass werden würde.

      Papa fand das nicht ganz so schön. Nur weil sein Auto jetzt nicht mehr in die Garage passte. Als wenn das aus Zucker wär'!

      Sagte die Oma immer, wenn sie meinte, Anders sollte draußen spielen, obwohl das Wetter sauschlecht war.

      „Du bist doch nicht aus Zucker!“ Immer und immer wieder!

      Irgendwie war so verkaufen auch ganz schön anstrengend, fand Anders. Leanda sagte nichts, wahrscheinlich weil die Idee von ihr gewesen war.

      Am nächsten Morgen bauten sie draußen alles wieder auf. Es war ja Samstag, das passte verdammt gut.

      Zuerst lief das Geschäft nicht so ganz gut. Bis Mittag hatten sie erst 2 Euro „umgesetzt“, so nannte das Leanda. Das klang irgendwie so richtig echt nach Geschäftsmann, äh, -frau.

      Für den Hamsterkäfig und den Teppich nämlich. Leider waren all die großen und schweren Sachen da noch übrig. Das fand Anders nicht so ganz gut, weil sie die dann nachher wieder 'reinschleppen müssten.

      Zum