Herr Thönder

Liebes Leben, wenn wir Dich nicht hätten


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heutzutage als Ärger-Prophylaxe. Die häufigsten Gründe für Familienstreitigkeiten in den Altersklassen von 6 bis 18 könnten so vermieden werden. Herrlich, diese Technik.

       Blöd, diese Technik!

       Liebes Leben, wir müssen doch auch lernen, mal selber was zu tun. Sei es, einen Konflikt auszustehen, oder auch, im Wörterbuch nach der richtigen Schreibweise für schwierige Worte zu suchen. Das alles nimmt uns die Technik mittlerweile ab.

       Mir nicht.

       Ich will das nicht. Mir macht es Spaß, ein Buch in die Hand zu nehmen. Die Nadel auf eine Schallplatte zu platzieren. Einen Fotoapparat mitzuschleppen.

       Nur die Sache mit den SMS und Emails finde ich echt toll. Anrufen mag ich nicht und beim Schreiben mit der Hand bekomme ich sehr schnell Krämpfe. In dieser Hinsicht habe ich mich sehr schnell an die Technik gewöhnt.

       Und dann frage ich mich wieder, wie die Generation vor mir das geschafft hat. Wie konnten die nur so viele Briefe, ja ganze Bücher mit der Hand schreiben? Manche machen das sogar heute noch. Sie wehren sich einfach gegen Computer generell und gegen Smartphones und Konsorten sowieso.

       Warum DAS denn?

       Liebes Leben, wenn es doch nur einen Anrufbeantworter für blöde Fragen gäbe.

       Schule

      

      

      

       Liebes Leben,

       ich bin echt froh, dass ich nicht mehr in die Schule gehe. Aus mehreren Gründen. Und von allen Seiten betrachtet.

       Für die Schule würde sprechen, dass ich noch ein paar Dinge lernen könnte. Ich lerne gerne. Schade, dass es einem manchmal durch die Institution Schule vermiest wird. Also: Lernen kann ich auch und vielleicht besser außerhalb der Schule.

       Was noch für die Schule spricht, ist der regelmäßige soziale Kontakt. Zu Menschen, die in der gleichen Lage stecken. Leidensgenossen. Ob ich sie mag oder nicht. Also erscheint es doch auch netter, nur die zu treffen, die ich auch wirklich mag. Das geht außerhalb der Schule auch besser.

       Meine letzten Schuljahre hatten damals eigentlich ausschließlich den Sinn, nette Menschen zu treffen. Ich wusste bereits, dass ich mich für meine späteren Studienfächer verwählt hatte. (Dass ich mich bei den Studienfächern auch verwählt hatte, wusste ich allerdings noch nicht.) So war der Vormittag nicht ganz umsonst und ich hatte einen Grund, morgens aufzustehen. Auch nach langen Nächten.

       Liebes Leben, heute erscheint mir Schule noch schlimmer als früher. Der Stress für die Schüler hat deutlich zugenommen. Auch das liegt an mehreren Dingen.

       Der Lernstoff ist mit der Entwicklung der Welt immer mehr geworden. Durch Veränderungen der globalen Strukturen, Zusammenbrüche einzelner Länder, Zusammenschlüsse anderer, Kriege und sonstige Grenzverschiebungen ist vieles komplizierter. Die modernen Völkerwanderungen von arm nach reich, von trocken zu fruchtbar, von Elend zu einigermaßen akzeptablem Lebensstandard verändern Sprachen, Wissen und Wertesysteme. Und die Schüler müssen das alles lernen, damit sie in der Arbeitswelt mithalten können.

       Dieser Anspruch zeigt sich zum einen in der Schulwahl. Das Gymnasium wird immer beliebter, aber immer seltener. Gesamtschulen haben sich in Deutschland immer noch nicht wirklich durchgesetzt, weil die Alternativen vor allem in den Augen der Eltern noch zu stark sind. Und Schulen, auf denen man kein Abitur machen kann, zählen schon gar nicht mehr.

       Liebes Leben, es werden gerade ganz viele Akademiker herangezüchtet. Vielleicht sogar zu viele. Ganz bestimmt in einigen Fällen fälschlicherweise. Denn wir brauchen ja auch Handwerker, die einfach anpacken und machen – während die Akademiker noch Pläne zeichnen.

       Eltern lieben ihre Kinder und wollen nur das Beste für sie. Viele glauben leider, komplett zu wissen, was das ist. So werden die Kinder in eine Richtung gedrängt, aus der sie nicht mehr rauskommen. Wie auch? Sie lieben doch ihre Eltern und wollen sie nicht enttäuschen.

       Liebes Leben, was bin ich froh, dass meine Eltern mein Leben nicht vorgeplant hatten. Und das meine ich genauso, wie es hier steht.

       Beruflich betrachtet wollten und wollen sie immer nur, dass ich glücklich bin. So war es für mich auch kein Problem, mehrere Berufe zu lernen. Mittlerweile sind es zweieinhalb. (Und je mehr Menschen das hier lesen, desto eher können wir DREIeinhalb daraus machen...)

       Insofern hat mir meine Schullaufbahn doch etwas gebracht. Schade, dass ich so wenig davon behalten habe.

       Liebes Leben, der zweite Grund, warum ich nicht mehr in der Schule sein will, ist der, dass ich mal Lehrer werden wollte. Ich bin es aus verschiedenen Gründen nicht geworden, heute kann ich mich darüber nur freuen.

       Abgesehen von der höheren Schülerzahl und dem damit zusammenhängenden Stress. Abgesehen von dem Ärger um Arbeitszeiten, Klassenfahrten und Diensträume. Abgesehen von den didaktischen Konzepten, die alle paar Jahre wechseln. Abgesehen von all dem hätte ich einfach keine Lust, mich ständig mit diesen Turbo-Eltern rumschlagen zu müssen.

       Früher ging ein Gespräch zu Hause so: „Wie war die Mathearbeit?“ – „Ich habe eine fünf.“ – „Dann musst Du wohl nächstes Mal mehr lernen!“

       Heute geht es so: „Wie war die Mathearbeit?“ – „Ich habe eine drei. Aber voll fies, ein Punkt mehr und ich hätte eine zwei.“ – „Da lässt sich bestimmt noch was machen...“

       Und ZACK!, stehen die Eltern, mit oder ohne Anwalt, beim Lehrer auf der Matte. Wegen Mathe. Wegen Schule. Wegen einer DREI! Und der Lehrer hat das Kind auch weiterhin in seiner Klasse. Und das Kind hat den Lehrer weiterhin als Lehrer. Und die Eltern lehnen sich erstmal wieder zurück, bis ihr nächster Einsatz gefordert ist.

       Liebes Leben, warum treffen sich Lehrer und Schüler nicht einfach auch außerhalb der Schule – vielleicht wäre das ja ganz nett. Die Atmosphäre wäre jedenfalls deutlich entspannter.

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