null Eifelphilosoph

Band 3 - Gott und die Welt


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dieser Tatsache: gegen die strenge Diktatur französischer Streitkräfte in Deutschland konnte man direkt nicht vorgehen – also suchte man sich andere Wege.

      Wie heute.

      Wir werden jetzt meckern, stöhnen und höhnen wollen, weil die Rückkehr des Bösen nach Deutschland (und in die ganze übrige Welt) einfach ungeheuerlich erscheint.

      Wir wissen aber, dass es schon mal hier war, oder? Wir haben es erlebt, was geschieht, wenn das Böse Regierungsmacht bekommt. Was hätte man daraus nicht alles lernen können! Wir aber sind beruhigt, weil niemals wieder ein Adolf Hitler mit seiner NSDAP im Bundestag sitzen wird! Als ob das Böse sich nach Äußerlichkeiten richten würde.

      Die Griechen, die den Körper noch als Ausdruck der Seele verstanden, hatten es sich damals einfach gemacht: Das Böse – so viel war klar – musste hässlich sein. Wir sind der gleichen Meinung – jedenfalls in den gerade genannten modernen Mythen.

      Wäre schön, wenn die ganze Welt so wäre. Irgendwie hält sich dieses Denken ja auch noch, weshalb unsere „Guten“, unsere „Promis“, alle wunderschön sind.

      Unsere Regierung jedoch ... – ach, urteilen Sie selbst. Schönheit liegt ja oft im Auge des Betrachters.

      Wir haben einen anderen Begriff vom „Bösen“. Wir haben aber auch eine ganz schöne Strecke „Geschichte“ hinter uns gebracht, um das zu erkennen: Obwohl unsere Promis immer noch nach dem alten griechischen Modell trachten und besonders schön sein wollen, um uns zu zeigen, wie minderwertig doch wir Hässlichen sind, wissen wir, dass das Böse nicht immer an der ausgeprägten Hässlichkeit zu erkennen ist. Wir wissen, dass es aus dem Inneren der Seele kommt, überwiegend geprägt wird durch die Umwelt und sich eindeutig äußert in brutaler, verächtlicher, kalter Gewalt.

      Googeln Sie mal: Bei ARTE gab es mal eine Dokumentation dazu: „Das Böse – Warum Menschen Menschen töten13„. Hier sprach unter anderem der Sozialpsychologe Harald Welzer, der erforschte, wie „aus ganz normalen Männern innerhalb kürzester Zeit Massenmörder werden14„.

      Was erläutert uns der Herr Welzer? Das – um es ein wenig in meine Worte zu kleiden – die „Bösen“ anderen Menschen die „Zugehörigkeit zum gemeinsamen sozialen Universum absprechen“.

      Schauen Sie mal in Ihren Alltag. Kann es sein, dass es da Menschen gibt, denen die Zugehörigkeit zum gemeinsamen, sozialen Universum abgesprochen wird? Wenn so etwas geschieht, dann können Sie sicher sein, dass sich etwas Böses anbahnt – und das Ihr Gemüt sie in Filme zieht, die dieser erlebten Realität „wahre“ Bilder bieten.

      Darf ich ein wenig helfen? Putin – gehört der noch zu unserem sozialen Universum? Oder ... Arbeitslose? Oder ... der Moslem?

      Erleben wir nicht gerade 2014, dass das Böse wieder Menschen aus dem gemeinsamen sozialen Universum entfernt – eine Bewegung, die 2005 an die Öffentlichkeit gedrungen ist – unter der Bezeichnung „Agenda 2010“? Kommt noch jemand auf die Idee, mit Putin oder den Moslems ein vernünftiges Gespräch zu führen ... – oder sind die schon aus dem Raster „Mensch“ herausgenommen und so aus dem gemeinsamen sozialen Universum entfernt worden ... – wie unsere Arbeitslosen?

      Nun – der Film auf ARTE kümmert sich um eine besondere Form des Bösen, eine Form, die jeder verstehen kann: den Psychopathen, den eiskalten Massenmörder. Wie sie ticken, erklärt uns eine Psychologin15:

      „Sie haben kein oder kaum Mitgefühl oder Schuldgefühl. Normale Menschen haben einen unwillkürlichen emotionalen Impuls, wenn sie beispielsweise sehen, wie ein Kind sich verletzt. Der fehlt Psychopathen. Wenn Sie aber in ihrem Leben noch nie Mitgefühl empfunden haben, dann fehlt Ihnen automatisch auch das Schuldbewusstsein. Das entsteht nämlich nur, wenn wir uns schuldig fühlen, weil andere sich wegen uns schlecht fühlen.“

      Kaum Mitgefühl oder Schuldgefühl? Etwa ... wie Abgeordnete des deutschen Bundestages, die sich selbst fürstliche Diäten gönnen, während der Staat immer mehr Schulden hat? Die arbeitslose Menschen aus dem sozialen Universum heraus kicken, ohne im Mindesten daran zu denken, wie sich sie oder ihre Kinder fühlen? Die als „Chefs“ mit kaltem Kalkül Massenentlassungen vornehmen, um die Börsenkurse zu beflügeln ... oder Sanktionen verhängen, ohne auch nur im Geringsten an die Menschen zu denken, die darunter leiden?

      Machen Sie selber mal das Experiment: Gehen Sie mal einige Checklisten für Psychopathen durch. Ich habe mal eine Kurze herausgesucht16:

        Er verhält sich verantwortungslos und unbekümmert.

        Er ist rücksichtslos und verletzt die Rechte anderer.

        Der Psychopath ist „gefühlskalt“ und kann sich nicht in andere Menschen hineinversetzen (mangelnde Empathie).

        Er ist impulsiv und langweilt sich schnell; er braucht ständig „etwas Neues“.

        Es fehlt ihm an langfristigen Zielen.

        Der Psychopath empfindet im Vergleich zu anderen Personen kaum Angst.

        Schuldgefühle, Reue oder Gefühle von Scham sind ihm fremd.

        Er ist nicht in der Lage, Liebe zu empfinden.

        Er reagiert oft aggressiv und neigt zu Gewalt.

        Sein Selbstwertgefühl ist deutlich übersteigert.“

      „Warum fällt mir da nur der Satz ein „Deutschland geht es gut“?

      Wissen Sie, was das ist? Das ist eine Beschreibung unserer medialen Spaßgesellschaft – ohne diese Voraussetzungen würden die Witze der „Heute-Show“ oder die Scherze eines „hochintelligenten“ Dieter Nuhr nicht funktionieren. Auch sie finden ganz schnell die Schwachstellen von Menschen heraus und führen sie ohne Rücksicht auf ihre Gefühle vor, desintegrieren so immer mehr Menschen aus unserem sozialen Universum ... Und wir halten das inzwischen sogar für „gute Unterhaltung“. Ja – da hat er eine besondere Qualifikation, der Psychopath17:

      „Der Psychopath jedoch ist stets auf der Jagd nach dem Aufdecken von Schwächen anderer und bedient sich der Suggestion, um Macht über seine Mitmenschen auszuüben. Er greift an der empfindlichsten Stelle an und verstärkt damit das Unterlegenheitsgefühl des Opfers. Der Angriff kommt in Form von scharfer Kritik, Lächerlich machen oder scheinbar unbedeutenden Andeutungen, die nur der Betroffene selbst versteht.“

      Die kleine, heile Welt der Comedy ist aber nur ein kleiner Ausfluss einer viel größeren Psychopathen-Offensive, die sich vor allem in Führungspositionen niederschlägt18:

      „Neueren Untersuchungen zufolge sind Menschen mit einer narzisstischen oder psychopathischen Persönlichkeit etwa drei- bis viermal häufiger in Machtpositionen vertreten als im Bevölkerungsdurchschnitt.“

      Und dort sind die besonders gefährlich:

      „Weil sie extrem gefühlskalt und hochmanipulativ sind. Sie denken nicht an das Unternehmen, sondern handeln nur in ihrem eigenen Interesse. Sie haben Spaß an Dominanz und Kontrolle. Sie demütigen gern andere und mögen es oftmals auch, wenn andere Angst vor ihnen haben. Selbst haben sie keine Angst. Gerade das macht sie in Führungspositionen gefährlich, denn sie treffen oft hochriskante Entscheidungen, die ein Unternehmen in den Ruin treiben können.“

      Mag sein, dass sie deshalb gerne Positionen aussuchen, die ihnen erlauben, Sanktionen auszusprechen? Das ihnen außer „Sanktionen“ gar kein anderer Umgang mit Mitmenschen mehr in den Sinn kommt?

      Und trotzdem ... werden Sie inzwischen als Vorbilder hingestellt, als Leistungsträger, als vertrauensvolle Führungspersönlichkeiten19:

      „Was hat Richard Fuld, Ex-Chef von Lehman Brothers und Milliarden-Pleitier, mit Neil Armstrong, dem ersten Menschen auf dem Mond, gemeinsam? Welche Wesenszüge teilt manch erfolgreicher